1-bit Ninja

(Artikel)
Benjamin Strobel, 28. Juni 2011

1-bit Ninja

Mario + Masocore = Mariosocore

Seitdem sich die iDevices als Brutstätte für Indie-Games entpuppt haben, kann man fast jede Woche einen neuen Titel für etwa einen Euro im AppStore zu seiner Sammlung hinzufügen. Interessanteweise ohne dass es sich dabei um langweilige Massenproduktion von Crap handelt. Viele der retrolastigen 2D-Spiele bedienen sich vielleicht alter Konzepte, machen aber mit echter Originalität in Stil und Präsentation alles richtig. Ein solcher Titel ist auch 1-bit Ninja von Ben Hopkins alias kode80.

Inspiriert durch Super Mario und aktuelle Plattformer, arbeitet Ben Hopkins an seinem eigenen Plattform-Projekt. Bei der Entwicklung solcher Spiele für Touch-Geräte kommt aber eine große Hürde in die Quere: On-Screen Controls sucken. Nicht, dass der Touchscreen weniger responsiv wäre als ein Button. Das Problem ist viel eher das Wiederfinden der abgebildeten Knöpfe auf dem Bildschirm. Die Daumen versperren schließlich die Sicht während man außerdem mit anderen Geschehnissen im Spiel beschäftigt ist. Und natürlich gibt es keine sensitive Rückmeldung über den Tastsinn, wo sich denn eigentlich die Buttons befinden. Ben schreibt dazu, "platform games can be distilled to just 3 buttons; back, forward and jump. Of those 3 buttons, 1 of them, the back button could be considered of lesser importance when the player’s goal is always to the right." Er reduziert die Steuerung also auf zwei simple Eingaben. Die Taste zum Rückwärtsgehen vermisse ich allerdings schon. Das macht zum Teil aber auch die Schwierigkeit von 1-bit Ninja aus und ist hier ganz bewusst ausgespart.

Achja, und dann gibt es noch einen Twist. Ähnlich wie bei Paper Mario kann man durch Berührung der oberen Bildschirmhälfte eine 3D-Ansicht der eigentlich zweidimensionalen Welten erhalten. So kann man nicht nur kommende Abschnitte früher einsehen, sondern auch eine Reihe von versteckten Passagen entdecken, die erst dann zum Vorschein kommen. Die Steuerung sieht insgesamt dann so aus:


Simpel heißt aber keinesfalls einfach. 1-bit-Ninja ist eine verdammte Masocore-Bitch. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Mario-Klon, entpuppt sich aber schnell als böser Albtraum der idyllischen, grünen, gut bepilzten Welt. Während Mario sich auf seine Magic Mushrooms verlassen kann, bleibt unser Ninja hier für alle Zeit ein hagerer, kleiner Popel. Jede Feindberührung führt zum sofortigen Tode und damit zum Neustart des Levels von Anfang an. Checkpoints? Träumt weiter! Die Level sind in der Regel zwar kurz (und zeitlich auch auf zwei Minuten begrenzt), aber viele Passagen haben es dermaßen in sich, dass man wie die Lemminge immer wieder ins Verderben rennt. Leider musste ich dann auch feststellen, dass schnell aufeinanderfolgende Sprungeingaben manchmal nicht richtig registriert werden. Das ändert aber nichts daran, dass das Spiel auch ansonsten kackschwer ist.

Im sogenannten Oldschool Play (OSP) bekommt man vier Leben in die Hand gedrückt und darf in der ersten Welt losmarschieren. Die paar Leben verbraucht man gerade als Anfänger ziemlich schnell - nach dem Game Over-Screen wird man automatisch in einen angenehmeren Modus versetzt, bei welchem man unendlich Leben besitzt. Das ändert am Gameplay erst mal gar nichts, da man ja ohnehin keine Checkpoints bekommt. Für den Highscore macht es allerdings einen gewaltigen Unterschied! Im OSP-Modus behält man in nachfolgenden Leveln nämlich die Punkte der vorherigen (vorausgesetzt man kommt durch). Hierfür muss man immer mit der ersten von 20 Welten beginnen und sammelt Score bis zum Game Over-Bildschirm. Wenn das Spiel nicht ohnehin schon schwer ist, wird es das spätestens in dieser Variante.

Zu den Highscores und Bestzeiten für jedes Level gesellen sich auch noch je fünf Sammelobjekte. Diese stellen eine ganz eigene Herausforderung dar, weil sie häufig schwer erreichbar und/oder gut versteckt sind. Zum Erreichen der Tokens ist es fast immer erforderlich, das Level regelmäßig in der 3D-Ansicht zu betrachten und geheime Passagen aufzudecken. Doch selbst mit diesem Wissen braucht es häufig eine Menge Skill, um sie auch zu erreichen. Einmal zu weit gelaufen kann man nicht mehr umkehren, da es ja keinen Button für das Rückwärtslaufen gibt. Verpasste Plattformen muss man dann im nächsten Run erwischen. Aber der ist ja meistens auch nicht weit entfernt.

1-bit Ninja ist ein großartiges Spiel für unterwegs und völlig unverzichtbar für Masocore-Fans mit iDevice. Bis man hier alles geschafft hat, wird man sicher eine Weile spielen müssen und sich viele Male ziemlich ärgern. Der Download kostet 1,59 EUR im AppStore und lohnt sich allemal. Nex

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