Kinect Fun Labs

(Artikel)
Haris Odobašic, 13. Juni 2011

Kinect Fun Labs

Verschenktes Fun-Potenzial

Microsoft hatte es den Zuschauern während des Kinect-Parts ihrer Pressekonferenz stellenweise echt schwer gemacht, nicht vor lauter Fremdschämerei einfach im Boden zu versinken, insbesondere dank der Kinder-Duos, die einfach nicht die Klappe halten konnten beim Spielen, um den Zuschauern ja zu demonstrieren, wie viel Spaß sie haben. Dies taten sie dabei mit solch einer Souveränität, dass man gar nicht auf den Gedanken kam, dass die Vorführung etwas arg gestellt oder sogar peinlich sein könnte. Der einzige Lichtblick war Kinect Fun Labs, eine Sammlung von Gadgets, die coole Interaktionen mit Kinect ermöglichen sollen, beispielsweise indem man sich einscannt und dann ein Avatar-Ebenbild erhält. Vieles, was man auf der E3 2010 zu Kinect gesehen hat, schien mit Fun Labs endlich wahr zu werden und daher konnte ich es kaum abwarten, alles auszuprobieren.


Das erste Utensil heißt Kinect Me und erstellt aus einem Gesichts- und Körperscan einen Avatar inklusive der Kleidung, die ihr gerade tragt! Ich war auch überrascht, wie gut es eigentlich funktionierte. Zwar lief mein erster Versuch, abends und bei etwas schumrigen Lichtverhältnissen so schief, dass mein Avatar mehr Ähnlichkeit mit Michael Jackson hatte, und wir reden hier vom MJ der 70er-Jahre, als mit mir, aber ein zweiter Versuch mit viel Tageslicht produzierte ein ziemlich annehmbares Ergebnis. Nicht nur, dass der Avatar mir etwas ähnelte, sogar meine Kleidung war gut repliziert -- bis hin zu dem Punkt, dass selbst Details wie der Sponsorenschriftzug auf dem Arsenal-Trikot, welches ich trug, halbwegs erkenn- und lesbar waren.
Nach dem Scan konnte ich es kaum abwarten, das Resultat zu exportieren, damit die gesamte Welt fortan meinen tollen neuen Avatar sehen kann... und wurde bitter enttäuscht. Das einzige, was ihr mit Kinect Me anstellen könnt, ist nämlich ein "Foto-Shooting", welches ihr noch vertonen könnt, um es dann auf Kinect Share ins Internet zu stellen oder an eure Freunde weiterzuverscheinken.

Ich kann ja verstehen, dass es eine gewisse Problematik gibt, denn natürlich würden schnell Leute auf die Idee kommen, sich mit zweifelhaften Symbolen oder gleich komplett nackt ablichten zu lassen, aber ohne die Möglichkeit, das Resultat weiterzuverwenden, verkommt Kinect Me von einer coolen Idee zu einem Gag, der maximal einmal semi-belustigend ist. Hier hätte Microsoft wirklich mehr machen können. Was hätte beispielsweise gegen einen Crowd-Sourcing-Ansatz gesprochen, bei dem über ein Review-Programm erst eine gewisse Anzahl von Leuten bestätigen muss, dass der Avatar nicht gegen irgendwelche Regeln verstößt, ehe er freigeschaltet wird?

In eine ähnliche Kerbe schlägt Bobblehead. Hier scannt ihr euch auch ein, nur mit dem Unterschied, dass euer Kopf ordentlich vergrößert wird. Das Ergebnis könnnt ihr dann auf dem Armaturenbrett eines Autos beobachten.

Das dritte Spielzeug heißt Build-A-Buddy und erlaubt euch, ein Objekt eurer Wahl einzuscannen, um dann mit seinem animierten, virtuellen Ebenbild etwas interagieren zu können. Während andere Leute Pensis eingescannt haben und ich auch ein paar Kandidaten kenne, die das tun würden, wenn sie die Möglichkeit hätten, war ich braver: ich scannte meine 4-jährige Schwester ein.
Das Prozedere läuft so ab, dass ihr vom Objekt eurer Wahl erst die Vorder- dann die Rückseite einscannt und dann nach ein paar Sekunden das Ergebnis begutachten könnt. Bei meiner Schwester gestaltete sich das zwar etwas schwierig, da sie sehr gezappelt hat, wohl befürchtend, dass Kinect eine Alientechnologie ist, welche sie auf ein Ufo teleportieren wird oder ähnliches, aber nach einiger Zeit klappte es dann doch und das Resultat... stellt euch einen Menschen vor, dem sämtliche Knochen operativ entfernt wurden, so ähnlich sah meine virtuelle Schwester aus. Grotesker wurde es nur, als das Wesen sich durch meine Bewegungen wild schwingend bewegte. Dürfte aber für Stofftiere oder ähnliches seinen Job gut machen, aber auch hier fehlt der Nutzen. Könnte man es als Gadget für seinen Avatar verwenden, wäre es besser.


Nicht viel anders ist auch die letzte App, Googley Eyes. Auch hier könnt ihr irgendein Objekt digitalisieren, nur, dass das Ergebnis dieses Vorgangs ein paar Riesenauge spendiert kriegt. Die Frage, wieso man Bobblehead und Googley Eyes nicht direkt in Kinect Me bzw. Build-A-Buddy integriert werden konnte, wird leider nicht beantwortet.

So bleibt ein etwas fader Beigeschmack, da Kinect Fun Labs nicht mehr als eine Sammlung von Tech-Demos darstellt. Man kann es ausprobieren und etwas damit rumspielen, aber einen wirklichen Nutzen hat man nicht. Dabei hätten die Konzepte durchaus Potenzial gehabt: es wäre einfach endcool gewesen, das eigene eingescannte Abbild als Avatar zu nutzen. Vielleicht reicht Microsoft solch eine Funktionalität noch irgendwann nach, auch wenn es schwer sein dürfte, die Jugendschutzproblematik zu umgehen. Damit könnte man sich eigentlich den 800 MB großen Download sparen, aber hey, immerhin gibt's total einfache Achievements! Evil

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