Wildlife Park 3...

(Artikel)
Kristin Riedelsberger, 05. Mai 2011

Wildlife Park 3...

...ist doof.

Ich war schon immer ein großer Wildlife Park-Fan – vor allem von Teil 1! Da gab es kleine Löwchen, kleine Gazellchen, kleine Pandabärchen und noch ganz viel anderes Getier, das man über den Bildschirm wuseln sehen konnte. Die Grafik war zwar ziemlich verpixelt, trotzdem hat der erste Teil auch heute noch einen unheimlichen Charme mit seinen satten Farben und der Comic-Optik. Ich muss allerdings gestehen, dass ich so gut wie nie Besucher in meinen Park gelassen habe. Das Züchten und Verkaufen von Tieren hat mir immer gereicht – zumal die dummen Omis, Opis und Kinder sowieso ständig geschimpft haben, dass sie den Ausgang nicht finden würden. Trotz etlicher Schilder, die ich am Ende fast lückenlos am Weg platzierte. Außerdem sind sie irgendwie immer von den Brücken in die Gehege gefallen – und die Tiere sind aus dem Gehege auf die Brücke. Irgendwie. Am Ende zappelte die gesamte Besucherschar mit hochgerissenen Armen zwischen den Gehegen umher. Das sah zwar lustig aus, schadete aber meiner Parkbewertung.

Der zweite Teil des Zoomanagers war ein großer Schritt nach vorn: Hier fanden meine Besucher die Ausgänge von ganz allein, endlich war stufenloses Zoomen und eine 360°-Ansicht möglich und das Tier-Training, was im ersten Teil zwar auch vorhanden war, aber kaum Auswirkungen auf den Spielverlauf hatte, wurde hier wesentlich: Je nach Tierart konnten den virtuellen Viechern bis zu sechs Trainingsschritte beigebracht werden, die deren Wert um ein Vielfaches steigerten und für mich als Hobby-PC-Tier-Züchterin eine nette Aufgabe darstellen. Außerdem war es nun möglich, Streichelzoos zu bauen, bei denen die Besucher durch Extra-Türchen im Zaun Schildkröten, Häschen oder Ponys beknuddeln konnten. Eine weitere Herausforderung war die parkinterne Produktion von Wasser, Fleisch, Grünzeug und Fisch, die zumindest am Anfang wohlkalkuliert sein musste, wollte man nicht sofort in hohen Schulden versinken. Grafisch trumpfte das Spiel mit einer ganz neuen "3D"-Optik auf, was mir als Zeichentrickfan jetzt nicht so gefallen hat, aber entwicklungstechnisch wohl nicht zu verachten ist.
Die Bedürfnisbefriedigung der Tiere gestaltete sich hier ähnlich komplex wie beim Vorgänger: Auch hier verlangten die Tiere Gehege in verschiedenen Größen, mit unterschiedlichen Bäumen, Böden, mit Wasser, ohne Wasser, mit Bergen, ohne Berge und spezielle Speisen. Wenn man ranzoomte, um seinem Tierchen beim Fressen zuzuschauen, konnte man der originalgetreuen Tierstimme lauschen. Besonders gerne hörte ich den Pandas zu. :3

Weitere Fortschritte machte das Spiel in Bezug auf Wegbeschaffenheit. Im ersten Teil motzten die Besucher noch ständig, "Die Weggestaltung könnte ich mir schöner vorstellen!". Nun brauchte man nur noch ab und zu mal einen Aussichtsturm zu bauen – oder eben Unterwassertunnel, hohe Brücken (von denen nun keiner mehr hinunter fiel) oder Tauchkäfige! Ja, Tauchkäfige! Mit dem Add-On Marine World konnten richtige Meere aufgebaut werden, mit Korallenriffen, Muscheln, Fischchen, Kraken, Delfinen, Orcas, sogar Buckelwalen! Nur die Erstellung von Meeresbecken gestaltete sich etwas ärgerlich. Das Becken war irgendwie nie genau richtig tief, sodass die Wasserpumpen, die zum Auffüllen verwendet werden mussten, entweder zum Überlaufen führten oder das Wasser nicht hoch genug stand. Außerdem guckten die Dinger immer raus und schadeten so der Spielästhetik.

Aber was rede ich hier von vergangenen Zeiten. Schließlich ist jetzt Wildlife Park 3 da. Juhu.

Ich habe ja eigentlich keine ausgeprägte "Früher war alles besser"-Mentalität – abgesehen vielleicht bei Baphomets Fluch, und da bin ich im Recht! – aber was sich die Entwickler bei dieser Fortsetzung gedacht haben, verstehe wer will. Auf Amazon haben bisher gerade einmal zwei Leute das Spiel negativ bewertet – die anderen Rezensionen (ganze SIEBEN!) fallen positiv aus. Weil die Tiere jetzt wohl niedlicher sind, besser interagieren und unterschiedlich aussehen. Und weil das neue Managersystem vielfältiger sei. Weil man ja jetzt an Verkaufsständen die Preise differenzierter einstellen könnte. Und die Artikel auswählen. Entscheiden zwischen Löwen- und Affenluftballon zum Beispiel. Ganz. Ganz. Toll.
Dass man jetzt Artikel auswählen und die Preise genau einstellen kann, stimmt zwar – allerdings konnte man auch schon im ersten und zweiten Teil die Preise für Eis und Wurst festlegen und freie Hand hat man bei der Einstellung der Preise auch nicht, weil die Parkbesucher sofort rumheulen, wenn ihnen etwas zu teuer sind. Meistens erweist sich der voreingestellte Preis als optimal; nur bei 2-3 Artikel muss noch einmal nachjustiert werden – was nervt. Was also hat sich jetzt genau geändert? Im Vergleich zu den Vorgängern sind verschiedene Bauoptionen (das betrifft auch die Auswahl an Tieren) erst dann möglich, wenn der Park einen weiteren Stern errungen hat. Fünf davon gibt es insgesamt. Toiletten, Vogel- und Reptilienhäuser, Shops und Fressbuden lassen sich nun ausbauen, sobald der Park an Prestige zu genommen hat. Am Anfang verkauft der Eisladen nur Eis, später können die Besucher hier auch Eisbomben und –konfekt erstehen, was mehr Geld in die Kassen spült. Bei den Shops können auf der höchsten Stufe sogar Statuen und Uhren verkauft werden.
Am Spielverlauf ändert das jedoch wenig. Dann macht man halt nach jeder Ausbaustufe ein paar Kreuzchen im Einrichtungsmenü und stellt die Preise vielleicht um ein- oder zwei Dollar höher, aber das war es dann auch schon mit dem so hoch gepriesenen "Managementausbau". Nicht einmal mehr Werbung für den Park lässt sich machen – im zweiten Teil ein wichtiges Instrument für das Heranlocken von Besuchern. Auch die Futterversorgung der Tiere muss nicht mehr gemanaged werden. Man stellt einfach einen Tierpfleger für 10-80 Dollar ein (man kann jetzt aus einem Haufen Bewerber auswählen), platziert sie irgendwo und sie kümmern sich um das Weitere. So langweilig war es nicht einmal in Teil 1, wo man immerhin noch Futterbetriebshöfe bauen musste.
An Personal muss man vor allem eine Gruppe einstellen: Ärzte. Die Tiere werden ständig krank. Immer hin ein klein wenig mehr Realismus, auch wenn das Ganze schon irgendwie nervig ist.

Was aber am allerschlimmsten ist: Die Preise der Tiere spotten jeder Logik. Ein Gnu kann mitunter genau so viel kosten wie ein Löwe. Kein Tier bringt über 800 Dollar in die Kassen! Erdmännchen haben schon in Teil II nicht den großen Reichtum gebracht, aber hier kann man sie teilweise für NULL Dollar verschenken – genauso wie Zebras, Gazellen oder Gnus, die man durchaus für 200 Dollar einkaufen und für nichts wieder "verkaufen" kann. Die gehen dann bestimmt direkt in die Fleischerei. Für mich als engagierte Tierzüchterin eine Katastrophe! Selbst der Panda – in den Vorgängern immer eines der teuersten Tiere überhaupt, für das ich jedes Mal etwas sparen musste – ist hier zum absoluten Schnäppchenpreis zu erhalten, genauso wie Elefanten und anderes Getier.
Trainieren kann man das übrigens auch nicht mehr.
Die Tiere legen auch keinen Wert mehr auf spezielle Pflanzen oder besondere Bodenbeschaffenheit. Alle stehen jetzt totaaal auf ebenem Boden. Ein Kletterbäumchen hin und alles ist gut.

Abgesehen davon, dass die Toiletten in einem Park mit fünf Sternen jetzt goldene Wasserhähne haben – alle interessanten Aspekte der Vorgänger sind der (nicht nennenswert) überholten Grafik zum Opfer gefallen. Da schlage ich mich doch lieber mit Wasserpumpen rum, wenn mir dafür das Spielvergnügen erhalten bleibt, als mich darüber zu freuen, dass nun schon Seen durch einfaches Absenken des Bodens entstehen. Meerestiere stehen übrigens in diesem Teil der Serie gar keine zur Verfügung. Geht ja auch nicht. Bei den Minitümpeln, die man bauen kann.

Ich habe das Spiel in die Ecke gestellt, nachdem ich die Kampagnen ENDLICH erfolgreich abgeschlossen hatte. Das war extrem anstrengend und nicht im Geringsten spaßig, da die Kampagnen fast 1:1 mit denen der Vorgänger übereinstimmten. Das mag bei einem solchen Spiel noch angehen – es ist und bleibt ja ein Zoospiel, da bleiben totkranke Tiere das spannendste Event. Trotzdem war es unter diesen Spielvoraussetzungen einfach nur nervig. Nur mein Achievement-Wahnsinn ist Schuld daran, dass ich hier einige Stunden wertvoller Lebenszeit vergeudet habe.
Es gibt noch viel mehr zu meckern und zu mosern (z.B., dass man jetzt bei wenig Geld in seltsamer Stufenfolge nichts mehr bauen kann oder dass die Musik genau die gleiche wie bei Teil 2 ist), aber ich möchte nicht das Risiko eingehen, heute Nacht vor Groll nicht einschlafen zu können. Dieses Spiel hat mich genug geärgert – zumal das Spiel nicht mal gratis über Deep Silver-Kontakte ins Haus flatterte und ich mir das auch noch für vierzig Euro gekauft habe. Das schöne Geld...

Mürrischst
Quis

Kommentare

juffel
06. Mai 2011 um 08:51 Uhr (#1)
hm, ich kann dir da sehr nachfühlen, ich bin zum opfer der rollercoastertycoon 3 - casualisierung geworden. die zwei vorigen teile (+ addons) habe ich unglaublich gerne gespielt, man könnte sogar von einer art bessessenheit sprechen^^. teil drei hat auch hier alles besser gemacht: (auch hier) endlich kann ich bestimmen wie viel eis und zitrone in die limonarde kommt! endlich keine hotkeys mehr, die den spielfluss enorm steigern! endlich bescheuerte missionen, die alle so einfach sind, dass es nur eine frage der zeit ist, die man investieren möchte!
außer der wirklich schönen 3dgrafik (welche das mitfahren auf den eigenen attraktionen ermöglichte, was auch wirklich ein interessantes feature war) hat mich dieser nachfolger auch enorm enttäuscht. und ich hab ihn trotzdem gespielt. wegen der grafik!
Kristin
06. Mai 2011 um 18:01 Uhr (#2)
Ich habe Rollercoaster-Tycoon 2 auch sehr sehr gerne gespielt! Gestört hat mich nur das Bauen der Zugänge zu hohen Achterbahnen. Es gab zwar Fahrstühle, damit man nicht den gesamten Weg vom Ausgang nach unten bauen musste - allerdings kamen die Mechaniker dann nicht mehr zur Inspektion. :| Und meine geliebten Bahnen, die meine Besucher von einem Ort zum anderen transportieren sollten, waren auch irgendwann nur noch kaputt - auch hier natürlich Hochbahnen... Ansonsten aber ein tolles Spiel- wobei ich den dritten Teil auch ganz gerne gespielt habe.
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