Spieleverfilmungen

(Artikel)
Haris Odobašic, 02. Juni 2008

Spieleverfilmungen

Heute: Postal

Hallo! Ich bin Evil, der Neue aus der Höhle. Also nicht von der Straße wie der Jozu. Und auch nicht irgendeiner Lehmhöhle in Nähe von Rian oder Nex, sondern so eine richtig gute Steinhöhle in der Mitte von Deutschland! Das heißt: Ich kann tun und lassen, was ich will -- und die Beiden können mir nichts! Wenn ich wollte, könnte ich also diesen Artikel hier und jetzt beenden. HAR HAR! Mach ich aber selbstverständlich nicht, bin ja kein Unmensch. Bin nur der Evil, der neue Höhlenmensch im Bunde -- der Typ, der die Nischen füllen wird, für die sich Rian und Nex nicht bücken wollen. Außerdem, äh, wäre ich hier wohl ganz schnell wieder weg, wenn ich hier aufhören würde.

Egal, kommen wir zum Artikel! Reden wir über den bedeutendesten deutschen Mann, wenn es um Videospiele geht. Reden wir über die Person, die es geschafft hat, Deutschland auf der Karte zu platzieren, wenn es um Videospiele geht -- etwas, was selbst Entwicklerteams wie Crytek nur bedingt geschafft haben. Reden wir über: Uwe Boll!

Der Schalldämpfer aus Postal 2 -- auch im Film mit dabei
Letztes Wochenende ist sein neuester Film in den USA gestartet -- in ganzen 21 Kinos. Das Boll damit sein selbstgestecktes Ziel, den neuen Indiana Jones-Film wegzupusten, nicht erreichen wird, ist klar und das hat ihn auch sehr aufgeregt. Doch ausgerechnet Postal: The Movie hat es von all seinen Filmen am Wenigsten verdient so zu Enden. Denn während alles, was Boll bisher an Videospielverfilmungen ablieferte, Film- und Videospielfans gleichermaßen übel aufstieß -- den einen wegen der miserablen Qualität, den anderen, weil die Filme so rein gar nichts mit den Spielen gemein hatten -- hat Uwe Boll seine bewährte Formel für Postal aus dem Fenster geschmissen und mal etwas ganz neues probiert: Er hat sich an die Vorlage gehalten.

Daher punktet der Film, ähnlich wie das Spiel, nicht mit großartiger Story: Nach einem Scheißtag, an dem der Postal Dude ein Bewerbungsgespräch vermasselt, seine 300 KG schwere Frau mit einem anderen im Bett erwischt und schließlich einen Mann in Selbstverteidigung umbringt, landet er in der religiösen Kommune seines Onkels Dave. Dieser hat bei der US-Regierung noch eine Million Dollar Steuerschulden und heuert spontan den Postal Dude an, damit er ihm hilft eine Lieferung von "Krotchy Dolls" zu klauen - dem neuesten Trendspielzeug. Die will Onkel Dave teuer verticken und davon seine Schulden abbezahlen. Dummerweise plant auch eine islamistische Terrorzelle sich dieser Spielezeuge zu bemächtigen um sie für einen fiesen Anschlag zu missbrauchen und so entsteht eine furiose Jagd nach den begehrten Spielwaren.

Was nach einer eher mauen Geschichte klingt wird dabei vorallem mit Humor und mehr Tabubrüchen pro Minute als jeder andere Film versüßt. Bei Postal wird nämlich ALLES auf die Schippe genommen. 9/11? Check! Nazis und Juden? Check! George W. Bush? Check! Uwe Boll? Check! Und dieser permanente Schlag in die Weichteile ist das, was Postal zu einem annehmbaren Film für alle Leute macht, die keine Hemmungen haben. Denn worüber man sonst nur mit Trauermine redet und höchstens am Stammtisch einen derben Witz reißt, darüber kann man bei Postal öffentlich lachen. Borat? Borat. Besonders köstlich ist beispielsweise eine Szene in Little Germany, einem Deutschland-Themenpark, in der islamische Terroristen sich mit dem Postal Dude ein Feuergefecht liefern und dabei reihenweise kleine Kinder umlegen, bevor am Ende auch Uwe Boll eine Kugel unter die Gürtellinie einstecken muss und mit den unsterblichen Worten "Ich hasse Videospiele!" abdankt.


Doch ist Bolls beste Videospielverfilmung auch unter normalen Kriterien ein guter Film? Nein, ist er nicht. Denn der Film hat viele Längen, vor allem im Mittelteil, und für jeden Gag der zündet, gibt es drei, die wirkungslos verpuffen. Weiterhin kann man den Film wirklich nur genießen, wenn man eine sehr hohe Toleranzgrenze hat -- sonst bleibt einem am Ende der Vorstellung nämlich nur ein Kopfschütteln übrig. Dennoch würde ich den Film Leuten, die die obige Vorraussetzung erfüllen, empfehlen, denn besser als so Hollywood-Pop-Komödien wie Meine Frau, die Spartaner und Ich ist Postal auf jeden Fall.

Auch Uwe Boll hält meine Idee für super!
Am Ende sollten wir uns noch eine wichtige Frage stellen: Wieso ist Postal zumindest halbwegs gelungen, während alle anderen Boll Videospielverfilmungen besser vergessen gehören? Liegt es daran, dass Boll bei Postal selber das Drehbuch geschrieben hat und er weiterhin vollkommen freie Hand hatte und sich an keinerlei Vorgaben halten musste? Steckt in Boll tatsächlich ein talentierter Filmemacher, der einfach nur durch unglückliche Umstände bisher nur Schrott auf den Markt geworfen hat? Selbstverständlich nicht! Aber was Boll bei Postal zu Gute kam ist, dass er ein paar Schläge auf den Kopf gekriegt hat, als er sich seinen Kritikern im Boxring stellte und dies sichtlich Effekt auf seine Fähigkeiten als Regisseur hatte. Doch dummerweise haben diese Schläge nicht lange gehalten, denn der Film zu Dungeon Siege mit Jason Statham (!!) ist wieder absoluter Müll geworden.

Daher würde ich gerne alle Leser des D-Pads dazu auffordern: Solltet ihr Uwe Boll jemals über den Weg laufen -- haut ihm auf den Kopf! Für bessere Videospielverfilmungen! Und mir könnt ihr dann auch gleich auf den Kopf hauen, dann kommt beim nächsten Mal ein besserer Artikel dabei raus! Evil

Spiel wurde auf der Plattform getestet. Für den Test hat sich der Redakteur das Spiel selbst gekauft.

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