Rayman

(Artikel)
Rian Voß, 31. Mai 2008

Rayman

Schicksalszahl 13

Es ist schon irgendwie witzig: Da kaufe ich mir immer wieder neue Spiele, dabei stehen in meinen Regalen noch Massen an niemals beendeter Software. Okay: Die meisten Spiele, die ich nicht beenden wollte, sind Schrott, aber bei anderen gibt es kaum plausible Gründe für ihr jämmerliches Verkümmern in ihrer Papp-/Plastikhülle. Resident Evil 4 oder Icewind Dale 2, um nur mal zwei zu nennen. Ein anderer Titel liegt aber noch länger auf Eis als die beiden zusammen. Viel länger. Seit dreizehn Jahren wartet Rayman für den Sega Saturn darauf, endlich von mir komplettiert zu werden und heute war der Tag der Tage.


Die Pflaume, Raymans bester Freund, bevor der Trampel Globox aufgetaucht ist. Tja, so idyllisch bleibt das Spiel leider nicht lange.
Bevor ich euch nun das ultraspannende Ending spoilere, erst einmal eine Frage an die Massen: Kennt ihr überhaupt noch Rayman? So bevor er seinen blauen, molchigen Kumpanen Globox getroffen hat und sich mit Kaninchen rumschlagen musste (Himmel, eine Kommentarfunktion wäre jetzt praktisch, nicht?)? Ich muss das ja fragen, seitdem ich nicht mehr zur jüngsten Zockergeneration gehöre. Ich meine, das war dreizehn Jahre her. Damals hatte Sonic insgesamt nur fünf Stacheln auf dem Rücken! Hach ja, das war die Zeit...

Aber egal - Rayman! Rayman war ein ganz normales 2D-Jump 'n' Run mit ähnlicher Spielemechanik wie Dynamite Headdie von Treasure und Segas Ristar: Ein kleiner, knuffiger Held mit wegschmeißbaren Gliedmaßen durchwandert eine liebevoll gezeichnete Welt, welche er vor einem fiesen Bösewicht retten muss - und auf dem Weg dorthin erhält er immer neue, bessere Fähigkeit wie LAUFN oder AN-ABHÄNGN-FESTHALTN. Auch Raymans Signaturmanöver, das kurzzeitige Benutzen seiner Powerlocke als Propeller, entstand hier.

Aber warum habe ich das Spiel nun nie beendet? Das muss doch seinen Grund haben, fragt ihr euch. Ich scheine dem Spiel ja nicht abgeneigt zu sein und das bin ich auch wirklich nicht. Die Spielmechanik war zu seiner Zeit das Höchste der Gefühle, Grafik und Musik waren so harmonisch, dass ich mich reinsetzen konnte.

Aber:

Das Spiel war bockschwer. Und ich meine jetzt nicht "Hm, das ist ja wirklich herausfordernd!"-schwer sondern amoklaufender-Itagaki-auf-Killerhai-Steroiden-schwer.

Vielleicht sieht es für das ungeübte Auge nicht so aus, aber diese Situation ist mehr als tödlich.
Ich wage ja zu behaupten, dass Itagaki anno '95 noch verdeckt für die Franzosen gearbeitet hat und bei Ubisoft heimlich die Drähte gezogen hat - anders könnte ich mir dieses unerhörte Maß an auf den Pixel abgestimmten Punktlandungen, plötzlich in einem Kriechtunnel vor der Nase spawnenden Gegnern, den massenhaft auftretenden Instant-kills beim Berühren von Wasser und den allgemeinen Grad des erzwungenen Auswendiglernens eines Levels nicht erklären. Da muss man, um in den allerletzten Abschnitt zu kommen, alle versteckten Käfige in allen Arealen finden - und dabei sind die so richtig mies versteckt. Da muss man an einer ungekennzeichneten Stelle mal einfach so random ganz hoch springen und plötzlich ploppt ein Käfig auf. WTSHIT. Und die Endgegner, oh Gott. Ich kann diese verkackte Space-Trulla mit ihrem Nudelholz nicht mehr sehen. Oh, und wenn ihr denkt "Ach, Rian. Dann sammelst du einfach ein paar Extraleben ein und dann geht das schon!", dann muss ich sagen: Nix ist! Ihr sammelt ein Leben einmal ein und es ist weg. Kommt nie wieder. Continues horten? Keine Chance. Man kann höchstens immer wieder 100 von diesen blauen Tings einsammeln und so Leben aufstocken, was ich für den letzten Boss auch gemacht habe, aber das ist nervig. Hier wird Mario-verwöhntes Volk verzweifeln.

Mein Lieblingstod bei Rayman: Ein Gegner steht auf einer kleinen Plattform. Man kann ihn von seiner eigenen Plattform nicht erreichen. Ich springe auf diese kleine Plattform. Ich werde verletzt. Rayman macht einen entsetzten Sprung zurück, fällt dabei in eine kleine Pfütze und stirbt. Dieser elende Rücksprung hat mich schon viele Stahlseil-Nerven gekostet.
Ach ja, und das Ending. Das war ganz besonders erfüllend. Da komme ich also zu dem bösen Mr. Dark, der das heilige Protoon geklaut hat. Er ärgert Rayman ein bisschen, haut dann ab und ein Mutantenmix aus zwei vorigen Bossgegnern taucht auf. Den hau ich weg. Dann kommen zwei Space-Mamas, die mich mit Nudelholzlasern abschießen. Auch die fertige ich ab. Und dann kommt noch so ein komischer Mutant. Töten. Joa, und das war's dann. Ein kleines FMV mit den gesprochenen Worten "Du hast es geschafft! Die Welt ist gerettet!" erscheint, ein Bild mit Rayman und ein paar anderen Figuren poppt auf und dann rollen die Credits los.
...Hallo? Habe ich was verpasst? Wo ist Darkman hin? Und das Protoon? Das war nämlich auch nicht da. Was soll das? Lacht Itagaki über mich?! ER LACHT, ICH WEIß ES!
Willkommen zum Ninja Gaiden der Jump 'n' Runs. Rian

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