Fate

(Artikel)
Haris Odobašic, 19. Januar 2010

Fate

In einer Welt ohne Diablo 2...

Was für ein bedeutungsschwangerer Name, und dann noch für ein Rollenspiel: Fate. Klingt das nicht nach einer wunderbaren Erfahrung? Nach einem Spiel, in dem ihr das Schicksal einer oder mehrer Charaktere in einer Geschichte epischen Ausmaßes dirigieren könnt, während gleichzeitig tiefgründige Dialoge euch vor die philsophische Frage stellen, ob denn Schicksal existiert und, falls ja, wie man es beeinflussen kann. Ganz das, was ihr euch wünscht? Dann ist dieses Fate garantiert nichts für euch!

Reisen wir stattdessen zu den Entwicklern von WildTangent, die wohl scheinbar das Jahr 2000 verschlafen haben und deswegen auf die wilde Idee gekommen sind, dass Diablo doch einen ordentlichen Nachfolger braucht. Also hat dieses Team in fünf Monaten Fate zusammengeschustert und sich dabei so dicht an die Vorlage gehalten, dass man sich fragen darf, ob der Titel überhaupt als eigene Idee durchgehen kann.

Auf eine Story wurde weitesgehend verzichtet: Ihr seid ein kleiner Junge (oder ein kleines Mädchen!) und landet in Grove, einem kleinen Städtchen, das den Eingang zu einem kleinen riesigen Dungeon beherbergt. In Grove an sich erhaltet ihr von den Dorfbewohnern zweieinhalb zufallsgenerierte Missionen: haut den Gegner kaputt, holt ein Item zurück oder haut den Gegner kaputt und holt das Item zurück, das er liegen lässt. Diese könnt, müsst ihr aber nicht erledigen, was euch aber Erfahrungspunkte, Gold und Fame bringt -- eine Art seperates Level, welches eure Bekanntheit darstellt und mit zusätzlichen Skillpunkten lockt. Dieses Spiel wiederholt sich bis ihr euch durch ungefähr 45 zufallsgenerierte Level gekämpft habt, wo euch dann schlussendlich ein zufallsgenerierter Endboss erwartet. Feste Gegner oder Locations mit Wiedererkennungswert wie in Diablo 2 findet ihr nicht.

Am Anfang des Spiels könnt ihr nur kosmetische Einstellungen vornehmen: Charakterklassen gibt es nicht. Das hat durchaus Vorteile, da ihr eure Charaktere dadurch ziemlich personalisieren könnt. Ein feuerballschwingender Axtmörder ist genauso möglich wie ein mit zwei Schwertern bewaffneter Monsterbeschwörer. Allerdings, und trotz aller Individualität, gibt es mit 15 Skills, die man verbessern kann, und auf drei Disziplinen verteilten Zaubersprüchen doch etwas wenig Inhalt.
Kira war mal ein süßes Kätzchen, bis ich ihr einen Fisch zu fressen gab, der sie in eine Spinne verwandelt hat. Für immer.

Das größte und wohl einzige Alleinstellungsmerkmal Fates ist der Hund bzw. die Katze, die euch das ganze Spiel über begleitet. Euer Tier besitzt ein eigenes Inventar, steigt im Level auf, kämpft selbstständig und hat noch weitere, durchaus nützliche, Fähigkeiten. So könnt ihr es jederzeit, wenn ihr im Dungeon unterwegs seid, hoch in die Stadt schicken um Items zu verkaufen: das spart lästiges Hin- und Herteleportieren. Zudem könnt ihr euer Tier mit Fischen, die ihr angelt oder kauft, füttern, um es für besonders brenzlige Kämpfe in andere, stärkere Kreaturen zu verwandeln.

Manchmal hält sich Fate so sehr an Diablo, dass es schon fast peinlich wird. Manche der Item-Bildchen sowie das Interface sehen ihren Diablo-Gegenparts verdächtig ähnlich, es gibt Potions, Identifikations- und Portalschriftrollen und sogar das Inventar ist ziemlich genau gleich bemessen wie in Blizzards Vorbild. Dummerweise hatten die Entwickler scheinbar Angst, sich zu weit von dem Standard zu entfernen, weswegen auch viele Macken Diablos übernommen wurden: das Inventar ist unübersichtlich und kann nur schwer geordnet werden, Items lassen sich kaum herauspicken, wenn andere Objekte in der Nähe am Boden liegen und man hat viel zu wenige Slots für Heiltränke.

Die Grafik dafür ist ordentlich und die Musik sogar richtig gut. Jedoch wird jeglicher Versuch Atmosphäre zu erschaffen im Keim erstickt dadurch, dass die Entwickler Captain Obvious als Sprecher gewinnen konnten. Egal ob ihr ein magisches Portal betretet, ein Level up kriegt oder die Kiste, die ihr gerade zerschmettert habt eine hübsch animierte Falle enthielt: der Typ sorgt dafür, dass euch so was garantiert und trotz aller Bildschirmhinweise nicht entgeht, indem er es euch immer und immer wieder sagt.

Man könnte nun eigentlich noch immer meinen, dass das Spiel doch gar nicht so schlecht klingt. Diablo spielt man ja auch präferiert im Multiplayer -- den Fate nicht hat! Obwohl es quasi das Schicksal des Spiels ist, ein nettes Multiplayergame für LANs zu sein, haben die Entwickler weder in Fate noch in seinen zwei Nachfolgern an einen Mehrspielermodus gedacht.

Man hat den Eindruck, die Hersteller sind zur Erkenntnis gekommen, dass das Rumgeklicke der Aspekt ist, welcher die Diablo-Serie so erfolgreich gemacht hat und es im Endeffekt egal wäre, wie man dies verpackt, um ein gutes Spiel zu erschaffen. Dies ist jedoch nur sehr bedingt gelungen. Die ersten paar Level sind noch ganz spaßig, aber spätestens ab dem zehnten Stockwerk wird das Spiel einfach nur noch lästig. In Diablo klickt man zwar auch nur Monster tot, dies ist aber in ein um einiges ansprechenderes Gewand verpackt mit einer gelungenen Atmosphäre und schließlich dem Gefühl, dass man auch wirklich was erreicht. All dies fehlt Fate, und seinen zwei Nachfolgern Fate: Undiscovered Realms sowie Fate: The Traitor Soul leider, auch wenn das Spiel für Leute, die auch auf Nethack und andere Dungeoncrawler stehen sicherlich empfehlenswert ist. Aber Diablo wurde schon so oft, und vor allem so viel besser geklont, dass Fate -- selbst mit Independent-Bonus und wenn man die kurze Entwicklungszeit bedenkt, einfach nur ein großer Batzen verschwendetes Potential darstellt. Evil

Kommentare

Phno
20. Januar 2010 um 13:45 Uhr (#1)
Jetzt mal unabhängig von Fate - ich finde Diablo ist seinem Ruf in keiner Weise gerecht. Weder Teil 1 noch 2 sprachen mich irgendwie an. Also, so Hype mäßig. Nah.
Rian
20. Januar 2010 um 23:30 Uhr (#2)
Ich konnte mich dafür auch nie so recht begeistern, weder SP noch MP. Nach etwa Level 15 oder 17 war für mich immer die Luft raus und der Gedanke, dass der Rest des Spiels, wo ich schon einige Stunden reingesteckt habe, ganz genau so sein wird, ermutigt mich nicht wirklich zum Weitermachen.
AsgarZigel
21. Januar 2010 um 11:32 Uhr (#3)
wtf? Das klingt absolut genau wie Torchlight (Diablo Klon von den ehemaligen Blizzard-Mitarbeitern), nur dass das sogar ziemlich gut xD

Die Fame-Leiste die zusätzliche Skillpoints bringt, die klassische Diablo-Ausgangslage mit einer Stadt und einem Riesendungeon, Hund oder Katze mit Zusatzinventar (einfach mal die beste Idee, da man Items endlich auch im Dungeon verkaufen kann xD) und eigenen Fähigkeiten, dass man das Tier mit Fischen verwandeln kann.

Nur dass es bei Torchlight wenigstens 3 Klassen mit unterschiedlichen Skillbäumen gibt und zumindest ne einfache Story. Und Quests und Achievements.

Diablo 2 hat mir damals durchaus Spaß gemacht (kann auch gut daran gelegen haben, dass ich da gerade erst nen Computer bekommen hab, als es rauskam und ich eh ALLES gespielt hätte xD)
Hab es so lang spielen können, bis ich alle Skills meines Chars lernen konnte, dann wurde es langweilig xD
Gast
19. April 2024 um 06:54 Uhr
GASTNAME
E-MAIL (nicht öffentlich)
      
SICHERHEITSFRAGE
Mit wie vielen "d" schreibt sich "dailydpad"?
ANTWORT

Themen

Review
Sparte - Wenn es nicht bei drei auf dem Baum ist, testen wir es.

Gefällt dir unser Artikel?

Ähnliche Artikel