Risen

(Artikel)
Benjamin Strobel, 16. Oktober 2009

Risen

Im Geiste Gothic 4

Prianha Bytes melden sich zurück! Die Fehler aus vergangenen Tagen (Gothic 3), sind vergessen und weggewaschen - Risen orientiert sich stark an den ersten beiden Teilen der Gothic-Reihe und ist ohne Wenn und Aber der spirituelle Nachfolger der Serie. Auf einem schmalen Grad vesuchen die Entwickler sowohl die alten Fans anzusprechen, als auch die Leute, die Gothic 3 eigentlich ganz gut fanden. Dabei wird das West-RPG keineswegs neu erfunden - aber Bekanntes in Hochglanz serviert.

Völlig unvermittelt, ganz wie in Gothic 1, werden wir ins Geschehen geworfen: Der namenlose Held strandet auf einer unbekannten Insel. Kürzlich wurde dieser Ort von den Göttern verlassen, anstelle ihrer schossen seltsame Tempel wie Pilze aus dem Boden. Leider sind diese uralten Orte von jeder Menge Viechern bewohnt. Riesige Grabwespen (iiieh), gigantische Skorpione (iiiiiieeeh) und lauter Pilze (mjam). Wir haben aber gar keine wirkliche Ahnung warum das alles passiert und kümmern uns erstmal um unser Überleben: Kleintiere, Fische, Wildschweine - das alles ernährt uns. Und damit wir nicht so hilflos sind, brechen wir uns am Strand erstmal 'nen Knüppel vom Baum.

Von außen sehen die Tempel noch harmlos aus... aber wehe man klettert rein!

Die Insel offenbart sich trotz ihrer geringen Größe als wahres Wunderwerk im Open-World-Genre. Alles ist frei begehbar und man braucht eigentlich nur wenige Minuten von einer Seite zur anderen. Wären da nicht die saustarken Monster, denen man vorerst noch nicht Hallo sagen möchte. Und die vielen Täler und Berge, welche die Insel in zahlreiche Ebenen gliedern, und nicht alles auf dem direkten Wege zugänglich machen. Und wäre die Insel nicht so verdammt verwinkelt mit Schauplätzen an jeder Ecke, an denen man einfach stehenbleibt oder Höhlen, die man neugierig betritt und vermöbelt wieder verlässt. So braucht alles seine Zeit und später wird man voller Freude an diese Orte zurückkehren und bei den Ghulen und schlimmeren Höhlenbewohnern seine Revenge einfordern!

Die Insel grünt und blüht - sie ist authentisch. Und sie lebt!

Risen punktet auf ganzer Linie mit seiner Welt. Die Vegetation ist dicht und plastisch, das Insel-Flair wird in voller Menge eingefangen. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich die PC-Version getestet habe, die technisch um Längen besser ist als der Xbox 360-Port (Artikel folgt). Die Detailvielfalt ist riesig und an jeder Stelle kriecht irgendein Getier, Bauernhöfe erscheinen in der Ferne und lassen dort Aufgaben erahnen. Berghänge und Wasserfälle zeichnen das Bild rings um die Insel und verhindern so einen zu platten Blick bis zum Horizont. An den Küsten jedoch blickt man in weite Fernen und stets kann man den Himmel bewundern, der in Echtheit kaum zu übertreffen ist. Besonderes Lob gilt hier auch der Wettervariation: Gleißendes Sonnenlicht, Nebelbänke oder tobende Stürme und Blitzgewitter. Morgenrot, Vollmond und Sonnenaufgang am Meer - in Risen gibt es viel zu sehen.

Die Hafenstadt ist groß und abwechslungreich. Davon hätte man sich mehr gewünscht!

Bandit
Die Banditen sind Kämpfer. Sie beherrschen Schwerter und Äxte, Armbrüste und den Bogen. Außerdem erlernt man bei ihnen das Schleichen und Stehlen - nützliche Talente in einer Welt voller Goldtruhen.

Magier
Die Magier können Spruchrollen herstellen und benutzen, Runenzauber wirken und magische Geschosse verwenden. Es gibt sehr viele interessante Zauber in Risen und nur als Magier kann man sie alle nutzen.

Ordenskrieger
Ordenskrieger erlernen die Talente des Stabkampfes. Auch sie können Spruchrollen herstellen und Runenzauber wirken. Sie sind so etwas wie die Paladinklasse in anderen Spielen.
Nachdem man völlig geflasht von der Umwelt bis zu den ersten Inselbewohnern getaumelt ist, klären sich auch schnell die Fronten: Es gibt die Banditen, die sich einen ewigen Kampf mit den Ordenskriegern liefern, welche der zweiten großen Partei, der Inquisition, angehören. Ihr Hauptsitz ist die Vulkanfestung, welche auch die dritte Partei behergebergt: Die Magier. Ihr Anführer, Inquisitor Mendoza lässt alle Menschen der Insel zu ihrer Sicherheit in der Hafenstadt einsperren und vertreibt die Banditen, die einst die Stadt kontrollierten. Diese haben sich in den Sümpfen unweit der Stadt niedergelassen. Unter der Führung von Don Esteban setzen sie alles daran, die Macht über die Stadt zurückzugewinnen. Die Inquisition versucht jedoch, dem Rätsel der Tempelruinen auf den Grund zu gehen und stellt Nachforschungen an.

Und nun stehen wir davor und müssen uns entscheiden: Wenn wir als Landstreicher von den Ordenkriegern gesehen werden, wirft man uns in die Vulkanfestung und wir müssen Rekrut werden (Pfad zum Ordenskrieger). Oder aber wir melden uns freiwillig in der Vulkanfestung, dann haben wir auch die Wahl, Novize zu werden (Pfad zum Magier). Wenn wir den ganzen Quatsch mit der Inquisition aber nicht wollen, gehen wir einfach ins Banditenlager. Wer sich anfangs nicht entscheiden kann, dem sei der Besuch in der Hafenstadt angeraten, dort gibt es massig Quests für beide Seiten. Das Spiel ist zudem in Kapitel unterteilt, welche die Spielabschnitte begrenzen. Bis zum Ende des ersten Kapitels kann man seine Wahl für eine Seite noch hinauszögern. Das Ziel ist jedoch klar: Wir müssen die Monster aus den Tempeln dahin zurückpunchen, wo sie hergekommen sind!

Leider ist die Hafenstadt die so ziemlich einzige Stadt im ganzen Spiel, die Vulkanfestung mal ausgenommen. Wenn man da an The Elder Scrolls denkt, welches so einige große Städte besitzt, schmerzt das schon etwas. Allerdings ist die Hafenstadt sehr schön umgesetzt und besitzt zahlreiche unterschiedliche Ecken - und natürlich jede Menge Menschen, die nur darauf warten, ihre Quests auf uns abzuladen.

Held: "Auf's Maul?"

Wie wir es aus Gothic gewohnt sind, spielen wir einen rotzfrechen Helden, der den NPCs mit großer Vorliebe Schläge androht. Die Dialoge sind häufig sehr unterhaltsam und vielfältig. Vor allem, weil die Synchronsprecher sehr gut sind und man nicht an jeder Ecke dieselbe Stimme hört. An dieser Stelle der erscheint auch der Taschendiebstahl als Dialogoption - einmal ausgewählt, haben wir ein paar Sekunden Zeit, einen Gegenstand aus dem Inventar des Gegenübers zu stibitzen. Dies lässt sich aber nur einmal mit jeder Person machen und sie bemerken es nie! Wenn man dann noch etwas von ihnen braucht, muss man sie niederschlagen, um ihr Inventar zu plündern. Das ist wirklich schade, mir hat bei Oblivion sehr gut gefallen, dass man jederzeit andere bestehlen konnte, auch wenn die Gefahr bestand, bemerkt zu werden.

Eine Wichtige Figur: Inquisitor Mendoza
Schön sind allerdings die abwechslungsreichen Quests, die hier und da auch verschiedene Lösungswege erlauben. Glücklicherweise ist Risen im Vergleich zu anderen Spielen dieser Art, insbesondere Gothic 3, ziemlich bugfrei. Es gibt ein oder zwei bekannte Bugs, die das Weiterkommen im Spiel blockieren, der Rest beschränkt sich auf Clipping- und Logikfehler, sowie an zwei bis drei Stellen ein Teleport ins zweite Stockwerk des Hauses, wenn man unten rausgehen möchte. Aber das sind wirklich Kleingkeiten.

Unser Questlog ist sehr übesichtlich und zeigt gegliedert nach Region sogar alle Lehrer und Händler an, die man schon kennengelernt hat. Neben Weltkarte und einigen Regionalkarten, lässt sich hier auch die Questkarte aktivieren, die zumeist die wichtigen Orte kennzeichnet - es sei denn sie sind unbekannt. Leider werden auf der Map nicht die besuchten Orte markiert und es lässt sich auch kein eigener Marker setzen. Bei einer Welt wie in Oblivion wäre das tödlich, aber die Insel ist hier ja überschaubar. Doch man muss eben alles im Kopf behalten.

Wer sich nicht am Riemen reisst, muss die F8-F9-Kombo lernen:
Die Kämpfe in Risen sind knüppelhart.

Die Kämpfe in Risen sind besonders am Anfang kackschwer. Quicksave, laden. Sterben, laden, sterben, laden... das ist das täglich Brot, wie schon in Gothic. Auch wenn ich finde, dass es in Risen doch eine kleine Ecke leichter ist. Allerdings besitzt man am Anfang nur schlechte Rüstung und noch keine ausgefeilten Kampftechniken. Skillt man etwa den Schwertkampf, lernt man neue Schläge, Paraden und kann am Ende sogar Zweihandschwerter mit einer Hand benutzen. Aber das Spiel belohnt Übung! Draufhacken ist nicht, man sollte viel blocken, an der richtigen Stelle parieren, ausweichen und dann draufhauen.

Tränke sollte man immer reichlich im Gepäck haben, denn so leicht ist das nicht. Die Kämpfe erfordern eine Menge Taktik, insbesondere bei größeren Feindgruppen. Die stellen sich nämlich nicht brav in einer Reihe auf, sondern versuchen den Spieler zu umzingeln und von hinten anzugreifen. Gerade bei schnellen Gegnern wie Wölfen ist das sehr gefährlich, da sie mit wenigen Bewegungen hinter einem stehen. Menschliche Gegner sind da nicht so schnell, beherrschen dafür aber dieselben Kampftechniken wie man selbst.

Die Atmosphäre ist klasse, auch die muskalische Untermalung ist sehr gelungen und teils echt bedrückend, auch wenn der Musik hier und da ein episches Stück abgeht. Charaktere und Story sind glaubwürdig, die Quests zahlreich und der Titel richtig gutes Futter für Genre-Fans. Für einen Durchgang braucht man locker seine 40 Stunden. Obendrauf kommt noch der hohe Wiederspielwert durch die Entscheidung für eine der drei Parteien, welche jeweils einen ganzen Sack voller eigener Quests haben, die exklusiv für die Gruppe sind. Großes Plus noch einmal für die relative Bugfreiheit! Risen ist auf dem Weg zum Genrekönig! Nex

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