Wenn man vier Millionen Einheiten verkauft und damit eine Fanbase aufgebaut hat, ist es in der Regel so, dass man als Spieleentwickler keine Risiken mehr wagt. Darum ist Forza 3 auch eher ein Katzensprung als der weite Wurf, den man sich vielleicht nach mehreren Jahren Entwicklungszeit erhoffen würde.

Die meisten Verbesserungen im Vergleich zum zweiten Teil sind eher im Detail zu finden. Das Physiksystem wurde überarbeitet, so dass nun auch der Reifendruck eine absolute Rolle spielt. Ausserdem wird die Physikengine 360 mal pro Minute abgefragt, damit man auch wirklich jeden kleinsten Kieselstein auf der Strecke beim Fahren spürt und deswegen das Auto gegen die Wand setzt, sich aufregt, den Controller wirft und erst dann realisiert, dass man nun mit dem Back-Button nun auch das Spiel jederzeit zurückdrehen kann.

Wirkt vielleicht wie ein Pussy-Feature, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es irgendwelche Hardcore-Racer geben wird, die dann jede Kurve zehnmal rewinden um auch bloß keine tausendstel Sekunde abgeben zu müssen. Eine andere Möglichkeit für Versager ein bisschen Power auszuüben ist die One-Button-Control. Dabei bremst das Spiel automatisch, man muss nur noch Gas gedrückt halten und lenken. Oder man schaut sich einfach ein Replay an, was dann ähnlich spannend ist.

Für die Casuals, die sonst vor Simulationen weglaufen, gibt es aber noch mehr. Das Tuning der Autos ist bei Bedarf automatisiert, die Stimme des Schauspielers Peter Egan führt den Einsteiger durch die Menüs und es gibt einen neuen Season Play-Modus, der neben der bisherigen Eventauswahl koexistiert. Der Season Play-Modus empfiehlt einem automatisch Rennereignisse, die an die bevorzugten Autos und Strecken des Spielers angepasst sind. Dazu gibt es die Forza-typischen Fahrhilfen, die man eingeschaltet lassen kann oder Stück für Stück abschaltet, was im Optimalfall die doppelte Menge an Geldbelohnungen mit sich bringt.

Was mir aber persönlich sehr gut gefiel war die Grafik. Zehnmal soviele Polygonen, vierfache Texturgröße und alles mit 60 FPS kann sich durchaus sehen lassen. Gran Turismo 5 sieht dennoch einen Tick lebensechter aus, was man aber wohl eher der komischen Beleuchtung zuschreiben muss. Bei den Details steckt Forza nämlich alles in die Tasche. Volle Innenausstattung in der Cockpit-Perspektive und ein überarbeitetes Schadensmodell für alle 400 Fahrzeuge, die sich nun auch endlich überschlagen können. Was bei Burnout nämlich schon seit immer Standard ist, hält erst jetzt Einzug in die Welt der Simulationsracer.

Auch war das Fahrgefühl mehr als gut. Man spürte, wieviel Aufwand in die Entwicklung jedes einzelnen Fahrzeugs gesteckt wurde. Ein lahmer Ford fühlt sich eierig und behäbig an, während die hochwertigen Rennkarren Power haben, die den Monitor erzittern lässt!

Der Product Manager versprach uns auch ansonsten mehr Umfang. Über 100 Strecken, mehr als 220 Rennevents (Forza 2 bot unter 100) und 50% zusätzliche Tuningteile - für Spiel- und Schraubspaß dürfte gesorgt sein.

Ich hätte ja lieber ein neues Project Gotham Racing gehabt, aber Microsoft musste die Entwickler ja gehen lassen, damit die jetzt Blur entwickeln. Und auch wenn Forza sicherlich diese legendäre Serie nicht ersetzen wird, für die Kurvenfetischisten unter euch wird es sicherlich einen Blick wert sein. Wenigstens könnt ihr euch hier sicher sein, dass das Spiel auch wirklich erscheint und nicht wie gewisse fünfte Teile oder mobile Ableger anderer Rennspielserien einen Duke Nukem Forever machen. Evil