Zelda: Breath of the Wild im Test

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 13. März 2017

Zelda: Breath of the Wild im Test

Ein frischer Wind für die Serie

Nintendo sind die Meister der Hype-Train. Vor vier Jahren durften wir zum ersten Mal einen Blick auf das neueste Zelda unter dem Arbeitstitel Zelda Wii U werfen, und seitdem freuten wir uns auf den Titel. Etliche Verschiebungen später hat das Kind auch einen Untertitel bekommen: Breath of the Wild. Und mit der Nintendo Switch auch einen neuen Zweitwohnsitz. Miyamoto und Aonuma haben uns versprochen, viele Zelda-Regeln zu brechen und uns somit ein völlig neues Spielerlebnis zu liefern. Ganz vorne der Wechsel zu einem Open-World-Spiel, in dem man alles kann, aber nichts muss. Versprechen wie "Man kann theoretisch von Anfang an zu Ganon gehen" wurden gemacht, unvorstellbar in alten Zelda-Titeln. Jetzt ist Breath of the Wild endlich erschienen und ich habe mir extra deswegen eine Woche Urlaub genommen. War es das wert?

"Öffne deine Augen". Diese Worte kennen wir aus den Trailern und es ist das erste, was man in dem Spiel hört. Das ist neu: Zelda kommt mit Sprachausgabe daher, auch wenn sich diese auf die Cutscenes beschränkt. Link öffnet seine Augen und wacht in einem Schrein auf. Vor euch auf einem kleinen Altar liegt ein komisches Gerät. Die Stimme erklärt euch, dass es sich um den Shiekah-Stein handelt, ein Objekt, das alte Technologie nutzt. Dieser Stein soll euch bei eurer Aufgabe helfen, Ganon zu besiegen. Und gleich gibt es das erste Optionale: Im nächsten Raum sind ein paar Truhen mit Links Startausrüstung. Ihr könnte sie öffnen, ihr könnt sie aber auch links liegen lassen. Das Spiel zwingt euch nicht dazu. Kaum seid ihr aus dem Schrein heraus, dürft ihr die wundervolle Aussicht auf das Königreich Hyrule werfen. Und Hyrule ist groß.

BreathOfTheWild01Jede Region hat einen Shiekah-Turm, der euch mit einer Karte versorgt.

Wie es bisher in Zelda lief: Um in der Welt voran zu kommen und neue Teile des Königreiches überhaupt zu erreichen, müsst ihr erst mal Dungeons absolvieren, damit ihr die nötigen Items habt, um bestimmte Blockaden zu überwinden, oder damit die Story weitergeht. Und hinter diesen Blockaden liegt immer das nächste Dungeon. Erst wer alle Dungeons geschafft hat, darf die Welt frei erkunden. Nicht so in Breath of the Wild. Von Anfang an steht euch die Welt offen und niemand zwingt euch bestimmte Dinge zu tun oder zu lassen. Das Versprechen, man könne direkt zu Ganon gehen, wird eingehalten... Na ja, okay fast. Den Segelgleiter müsst ihr freispielen, um vom Plateau zu entkommen.

Erkunden und entdecken, das liegt bei Breath of the Wild im Vordergrund. Hyrule ist ein malerisches Land voller Geheimnisse, Gefahren und Abenteuer. Eine der größten Sorgen, wenn es um Open-World-Spiele geht, liegt darin, dass eine Welt zwar groß ist, aber es in ihr nichts zu tun gibt. Glücklicherweise hat Nintendo die lange Entwicklungszeit genutzt, um eben diesen Fehler nicht zu begehen. Und nein, man hat sich nicht ein Beispiel an Ubisoft genommen und einfach jede Ecke mit irgendwelchen Collectibles gefüllt.

Die wohl größte Nebenaufgabe liegt im Finden und beenden aller Shiekah-Schreine. Diese stellen Minidungeons dar, die meist irgendein Puzzle beinhalten, und ab und zu auch eine Kampfherausforderung oder in eine Quest eingebunden sind, um den Schrein überhaupt erst einmal zu finden. Für jeden Schrein bekommt man ein Zeichen der Bewährung. Vier dieser Zeichen kann man an Hylia-Statuen wahlweise gegen einen Herz- oder Ausdauercontainer eintauschen. So gesehen ersetzen sie die Herzteile, denn die werdet ihr in Breath of the Wild nicht finden.

zelda-wiiu-2Die Pfeile aus dem Trailer gibt es auch im Spiel.

Die Schreine lohnen sich noch aus einem anderen Grund. Mithilfe der Karte auf dem Shiekah-Stein kann man sich jederzeit zu jedem Schrein in der Welt teleportieren. So ist man nicht ganz aufgeschmissen, sollte man sich mal in der Wildnis verirren. Die Schreine sind dabei gut auf die Karte verteilt, dass man immer einen guten Ausgangspunkt für neue Erkundungstouren findet, ohne das Gefühl zu haben, dass man irgendwann keinen Schritt mehr tätigen muss. Wer doch größere Strecken zurücklegen will, aber keinen Schrein in der Nähe hat, der kann sich auch hoch zu Ross aufmachen. Wilde Pferde lassen sich zähmen und in Ställen als Reittiere registrieren. Und die Pferde können auch sterben, also aufpassen!

Ich muss gestehen, das Reiten ist zwar ganz nett, aber damit ist man so an die Pfade gebunden. Ich nutze mein Pferd kaum, da ich viel lieber den direkten Weg gehe und einfach die nächste Felswand hochklettere. Die wohl beste Mechanik des ganzen Spiels liegt in der Möglichkeit, so gut wie jede Oberfläche hochklettern zu können. Klettern verbraucht aber Ausdauer, weswegen man nicht einfach überall hin klettern kann.

Natürlich findet man in der Welt auch jede Menge Monster. Immer wieder trifft man auf kleine Lager, in denen sich Bokoblins, Moblins oder Lizalfos niedergelassen haben. Auch hier ist es euch wieder überlassen, ob ihr euch überhaupt um diese Lager kümmert und, wenn ja, wie ihr das macht. Ihr könnt natürlich einfach das Lager stürmen und mit eurem Schwert alle Gegner niedermetzeln. Ihr könnt euch auch anschleichen und die Gegner von hinten mit einem Schleichschlag im Idealfall sofort töten. Oder ihr packt den Bogen aus und bekämpft sie aus der Ferne. Oder ihr nutzt die Bomben-Rune des Shiekah-Steins, um die Explosivfässer im Lager zu sprengen und die Gegner gleich mit. Oder ihr nutzt die Magnesis-Rune, um ihnen die Metallkisten auf den Kopf zu werfen. Es gibt keine "So will ich das gemacht haben"-Lösung, die das Spiel offensichtlich von euch verlangt.

Das eigentliche Kampfsystem ist relativ simpel gehalten. Ihr könnt Blocken und mit einer Standardkombo angreifen. Wenn man im richtigen Moment einem Angriff ausweicht, darf Link einen schnellen Gegenangriff starten. Ihr tut gut daran, diese Technik zu lernen - viele Kämpfe werden leichter, wenn ihr den Konter beherrscht.

BreathOfTheWild02Hilfe, ein Guardian greift mich an.

Anfangs war ich noch etwas skeptisch, was die Haltbarkeit der Waffen angeht. Jede Nahkampf- und Fernkampfwaffe sowie jedes Schild kann kaputt gehen, wenn man sie zu häufig benutzt. Und wenn ich ehrlich sein soll, geschieht das vielleicht sogar ein wenig zu schnell. Doch dadurch bleiben die Kämpfe interessant. Nutze ich wirklich mein gutes Flammenschwert, um diese Bokoblins zu töten? Es würde schneller gehen. Oder hebe ich mir das für größere Gegner auf und nutze lieber den schwachen Speer, den ich dem letzten Gegner entwendet habe. Da so gut wie jeder Gegner eine Waffe trägt, ist der Nachschub an billigen Prügeln immerhin auch gesichert.

Ich könnte stundenlang weiter davon schwärmen, wie viel es in Breath of the Wild zu entdecken und zu tun gibt, so groß und vollgepackt ist dieses Spiel. Man kann sich in so vielen Dingen verlieren. Doch soll auch erwähnt werden, dass es einiges an Story zu entdecken gibt, wenn man sich um die Hauptquests kümmert. Nach und nach deckt man so auf, was mit Hyrule geschehen ist und welche Rolle man dabei gespielt hat. Eine der Hauptquests verlangt von euch, dass ihr die vier Titanen von Ganons Einfluss befreit, damit diese euch im Endkampf helfen. Ich verrate nur so viel: Je mehr Hauptquests ihr erfüllt, desto umfangreicher wird die Endsequenz.

zelda-breath-of-the-wild-great-plateauSterbt, Bokoblins!

The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist genau das, was die Serie gebraucht hat. Die Entwickler haben so viele Zelda-Konventionen hinterfragt und dabei einige Altlasten entsorgt, die einfach nicht mehr zeitgemäß waren. Das Ergebnis ist einfach nur umwerfend. Die Welt ist riesig und doch voller Leben. Das Gameplay enthält so viele Nuancen, dass man einiges verpasst, wenn man nicht richtig achtgibt. Ich muss sagen, für mich hat es sich gelohnt, dass ich für dieses Spiel Urlaubstage geopfert habe, denn so viel Zeit habe ich schon lange nicht mehr am Stück in ein Spiel gesteckt. Und ich bin noch lange nicht fertig damit. Auch wenn ich Ganon bereits besiegt und auch alle Hauptquests beendet habe - es gibt noch einige Landstriche, in die ich nicht mal einen Fuß gesetzt habe. Breath of the Wild ist zweifelsohne das beste Zelda aller Zeiten und verdient zurecht die höchsten Wertungen. Ihr müsst dieses Spiel einfach gespielt haben.

The Legend of Zelda: Breath of the Wild wurde auf der Nintendo Switch getestet. Ein Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.

The Legend of Zelda: Breath of the Wild

(Ranking)
S
RANK
Herausragend. S-Spiele erweitern Horizonte. Sie bieten intensive Erlebnisse oder halten den Spieler noch lange am Bildschirm gefesselt. Selbst wenn man sie nicht jedem empfehlen kann, will man doch mit jedem über sie reden.

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RELEASE
03. März 2017
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Nintendo Switch
Plattform - Hybrid aus Konsole und Handheld. Unter dem Codenamen Nintendo NX angekündigt, ist die Nintendo Switch im März 2017 weltweit erschienen.
Wii U
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