Diluvion im Test

(Artikel)
Vivian R., 07. Februar 2017

Diluvion im Test

We all live in a panzer submarine

Merkt es euch, Leute: Zu viel Krieg macht die Götter sauer, sodass die dann die Welt überfluten und die Menschheit sich ein anderes Plätzchen als den trockenen Erdboden, tiefe Wälder oder lauschige Städte suchen muss. So zumindest die Zukunftsvision von Diluvion, in dem die Welt im dunklen, kalten Salzwasser versinkt. Klingt ein bisschen wie Waterworld – bis auf den Teil mit den Göttern, aber naja –, nur dass wir in Diluvion keine Piraten auf dem Wasser, sondern darunter jagen.

Beziehungsweise IM Wasser, denn die Wasseroberfläche ist vollkommen zugefroren. In Diluvion spielen wir den enthusiastischen Kapitän eines kleinen U-Boots, der es sich in den Kopf gesetzt hat, an den tiefsten Punkt der Unterseewelt zu tauchen. Er ist der Suche nach dem Endless Corridor, in dem das Geschenk der letzten freundlichen Göttin liegt. Das kann die Welt, wie sie vorher war, wiederherstellen. Für mich war das jetzt aber nicht so der Anreiz, denn Diluvion ist so hübsch und die Unterwasserwelt sprüht nur so vor kreativer Energie, dass gar nicht zurück in die öde, trockene Suprawelt zurück möchte...

Stadt

0,6 Meilen unter dem Meer
Aber zuerst wählen wir uns ein U-Boot aus. Dabei wählen wir zwischen drei Modellen, die wir später erweitern und ausbauen können: Die Iron Minnow ist zwar nicht hübsch, verfügt aber über den größten Laderaum. Die Mariana ist das langsamste Schiff, dafür aber vollgepackt mit feuerkräftigen Waffen. Und mit der Glaciam Mk VI. müssen wir uns um Gegner nicht viel kümmern, sondern können einfach vor diesen wegflitzen; sie ist das schnellste Schiff.

Nachteil an allen drei Schiffen ist jedoch: Tiefer als 200m kommen wir damit nicht. Der Endless Corridor liegt aber in mindestens 1000m Tiefe. Das wirft die Frage auf: Wenn die Göttin so freundlich und nett ist, warum hat sie das diluvionische GEEK den Menschen dann nicht direkt vor die Nase gepflanzt? Denn die Reise dorthin ist beschwerlich, entbehrungsreich und vor allem teuer.

Crewmember

Ein Glück, dass wir unser kleines U-Boot nicht nur mit unserem Ersten Maat Jay Treadwater, einen treuen und vertrauenswürdigen, wenn auch grummelbärtigen Seemann ganz alter Schule, füllen können, sondern wir auf unseren Reisen eine bunte Truppe aus Matrosen, Kanonieren und Sonartechnikern einsammeln.

Diese atmen uns nicht nur unsere kostbare Luft weg und mampfen sich durch unsere mühsam angesparten Essensvorräte, sondern geben auch Tipps für den nächsten Anhaltspunkt der Reise, helfen uns beim Kämpfen gegen feindliche Piraten oder Unterseeungeheuer und beim Navigieren.

Hach wie hübsch

Wer sich verfährt, erlebt mehr
Wo wir quasi bei den zwei Hauptelementen des Gameplays von Diluvion wären: kämpfen und entdecken. Vor allem für Entdeckungswütige bietet Diluvion eine faszinierende und trotz der bescheidenen Möglichkeiten der Unity-Engine wunderschöne Unterwasserwelt. Ähnlich wie bei Spielen wie Kholat ist das Navigieren in Diluvion zwar ein großer Spaß, aber überhaupt nicht bequem: Im Wasser navigieren wir ausschließlich mit Karte, Kompass und Sonar – unser Standpunkt ist nicht auf der Karte verzeichnet, lediglich bereits entdeckte Landmarks werden uns auf dem Kompass angezeigt. Sich zu verfahren, macht am Anfang noch ein paar Mal Spaß, da sich an jeder Ecke etwas Neues entdecken lässt, aber irgendwann muss man sich dann in die Navigation reinpfriemeln.

Und die Landmarks zu entdecken, lohnt sich. Nicht nur, weil sie wichtige Navigationspunkte auf unserer Karte sind, sondern auch weil uns beim Entdecken nach und nach die Luft ausgeht und wir unsere O2-Tanks nur in Räumen aufladen können und es an manchen von ihnen Speicherpunkte gibt. Diese sind recht rar gesät, was dem Spiel einen gewissen immersiven Reiz geben mag, mich jedoch frustrierte, sodass das Entdecken viel seines Charmes einbüßte.

Mine

Denn neben dem Entdeckerpotential liegt in der Welt und er Atmosphäre der größte Spaß bei Diluvion: Bewegen wir unser Bötchen dicht unter der Eisoberfläche, ist alles heiter und weich, Fischschwärme flattern um uns herum, durch das Eis in schillernde Blautönen gefärbt Sonnenstrahlen streicheln uns den Meeresbauch und immer wieder treffen wir in von der Eisdecke hängenden Wohnkonstruktionen auf witzige (und mehr oder weniger freundliche) Leute mit interessanten Hobbys und Hüten, die es selbst unter widrigsten Umständen schaffen zu überleben.

CrabOh, crab ...

Schwergängig wie Ankerwerfen
Gehen wir jedoch tiefer, versinken nicht nur die Lichtstrahlen, sondern mit ihr auch gleich die Musik. Ein drückender, dröhnender Ton klappert uns um die Ohren, und unsere kleine Leuchte und das Sonar sind die einzigen Mittel, um uns zu orientieren. Das ist mitunter so bedrückend, dass man Urinstinkte vor dem dunklen, tiefen Wasser in sich aufwallen spürt. Brrr! Auch gewinnt die Unterwasser-Indiana-Jones-Handlung an Tiefe. Zwar nicht an Düsterkeit, aber wenigstens an Ernst.

Ernst wird es vor allem, wenn wir beim Entdecken auf feindliche Schiffe, Meeresungeheuer und Piraten treffen. Manchmal können wir fliehen, manchmal müssen wir jedoch ran an die Krabben und die Torpedos rausholen. Selbst nach dem Patch, der die Steuerung und Kameraführung verbessert, ist das Kampfsystem noch ziemlich hakelig und auf Dauer öde. Die Zwischenbosse sind zwar nett, fordern aber mehr Dynamik als Diluvion dem Spieler geben mag. Das macht sie frustrierend und lässt kein Gefühl von Belohnung bei einem Sieg aufkommen.

Sonarguild

Diluvion ist eine ganz besondere Perle, deren schillernde Jules-Verne-Atmosphäre und kreative Welt, die zum Erkunden und Entdecken einlädt, sich jedoch hinter einer dicken Schale aus hakeliger Steuerung und eher nervigem Kampfsystem verstecken.

Diluvion wurde auf dem PC (Windows 10 64-bit, 8 GByte RAM, AMD FX-8150, AMD Radeon RX 470 8GB) getestet. Ein Testmuster wurde uns von Gambitious Digital Entertainment zur Verfügung gestellt.

Diluvion

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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29. März 2024 um 10:42 Uhr
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03. Februar 2017
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