Yomawari: Night Alone im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 29. Oktober 2016

Yomawari: Night Alone im Test

Kleines Mädchen ganz allein

Typischer japanischer Horror steht im starken Kontrast zu dem, was wir hier im Westen gewohnt sind. Denn wo wir eher dem Splatter verfallen sind - und das schon seit Jahrzehnten, wenn man sich die populärsten Horrorfilme anschaut -, haben die Japaner das Subtile für sich entdeckt. Psychologischer Horror, bei dem weniger explizit gezeigt, und Angst eher durch Atmosphäre und die Furcht vor dem Unbekannten erzeugt wird. Mit schaurigen Bildern, die einem meist die eigene Fantasie vors innere Auge malt. Yomawari: Night Alone von NIS America ist ein sehr atypisches Spiel für den Publisher und schlägt in eben diese Kerbe. Also Licht aus, Kopfhörer aufgesetzt und geschaut, was Nippon Ichi hier gezaubert hat.

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Yomawari versetzt euch in die Rolle eines namenlosen Mädchens, welches nach einem abendlichen Spaziergang ihren Hund bei einem Unfall verliert. Zuhause angekommen, macht sich ihre große Schwester auf die Suche nach dem gemeinsamen Haustier, doch als sich diese auch nach mehreren Stunden nicht wieder blicken lässt, beschließt das kleine Mädchen mitten in der Nacht selbst auf die Suche zu gehen.

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Doch die beschauliche, japanische Großstadt, in der sie lebt, birgt viele Gefahren. Es tummeln sich Dämonen und Geister aus japanischer Folklore auf eurem Weg, mehr über das Verschwinden eurer Schwester und dem Verbleib eures Hundes herauszufinden. Yomawari verlangt von euch dabei den absoluten Pazifismus. Statt gewalttätig zu werden, könnt ihr euch stattdessen an Dämonen vorbei schleichen, sie ablenken oder einfach nur wegrennen. Wenn es ganz knapp wird, bleibt auch die Möglichkeit sich in Büschen oder Containern zu verstecken, wo euch nur noch der Herzschlag der kindlichen Protagonistin darüber informiert, wie nah oder fern die Gefahr ist.

Der Minimalismus des Spiels sticht besonders ins Auge. Kurze, dialogarme Zwischensequenzen frühstücken den narrativen Teil ab, während das Design der Feinde oft Schemen annimmt oder eine genaue Identifikation gar nicht ermöglicht. Ihr wisst nur, dass dort irgendwas ist, was euch ans Leder will. Auf Musik wird sogar vollkommen verzichtet, was wie ein Sakrileg klingen mag, sich aber als Geniestreich herausstellt: Ohne Soundtrack rücken die vielen Geräusche dieser nächtlichen Stadt noch viel mehr in der Vordergrund und ihr fangt automatisch an, stärker darauf zu achten. War dieses Rasseln in der Nähe ein Gegner oder nur der Wind, der durch die Gräser bläst?

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Yomawari: Night Alone ist Gruseln auf hohem Niveau. Der Minimalismus in Erzählung und Gameplay passt sehr gut und gibt dem Horror genug Platz, um sich im Kopf des Spielers zu entfalten. Selbst die Spielzeit von knapp fünf Stunden scheint gut gewählt, da das Konzept bei einer viel größeren Länge das Spiel möglicherweise ausgelutscht würde. Kritisch sind nur die gelegentlichen Sprünge im Schwierigkeitsgrad, die aus angenehmen Gruselschauern schnell unnötige Frustmomente werden lassen. Unterm Strich bleibt dennoch das vielleicht beste Spiel dieser Art seit Corpse Party.Haris

Yomawari: Night Alone wurde auf der PS Vita getestet. Ein Testmuster wurde uns von NIS America zur Verfügung gestellt.

Yomawari: Night Alone

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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RELEASE
28. Oktober 2016
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
PS Vita
Plattform

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