Monster Hunter Generations im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 13. August 2016

Monster Hunter Generations im Test

Die größte Monsterjagd

Seit mehr als zehn Jahren werden unter dem Namen Monster Hunter tapfere Jäger ausgesandt, um riesige Bestien zu legen. Immer auf der Jagd nach Ehre und natürlich dem Loot, das sich in immer bessere Ausrüstung verarbeiten lässt. Das war für Capcom wohl Grund genug, in ihrem neuesten Teil der Reihe, Monster Hunter Generations, einen kleinen Nostalgietrip zu wagen. Zumindest teilweise: denn während ihr einen Rundtrip durch alte Dörfer wagt – alle Dörfer aus den portablen Monster-Hunter-Spielen sind besuchbar –, schafft Monster Hunter spielerisch einen großen Schritt vorwärts. Denn die Entwickler haben es mit einem kleinen Kniff geschafft, sowohl die Einsteigerfreundlichkeit als auch den Anspruch zu erhöhen. Paradox? Mitnichten.

Aber gehen wir erst mal einen Schritt zurück für all die, die nicht mit der Reihe vertraut sind. In Monster Hunter schlüpft ihr in die Haut eines Jägers, Geschlecht frei wählbar, der in einem Dorf residiert und dort Aufträge erfüllt. Manchmal gilt es ein paar Beeren zu pflücken oder Kleingetier zu vernichten. Aber das ist alles Beiwerk zu den Missionen, die das Herz des Spiels bilden: die Monsterjagden. Jeder Monster-Hunter-Teil präsentiert euch unzählige Bestien, gerne mal höher als ein Haus, die sich euch zum Kampf stellen. Und das sind keine Drei-Schlag-und-Weg-Kameraden, sondern absolut ebenbürtige Feinde, die euch in epischen Duellen alles abfordern. Das Spiel bietet deswegen auch einen sehr hohen Anspruch, insbesondere durch die Steuerung, die sehr präzise ist, aber jeden Fehler direkt bestraft. Es ist eine Formel, die Monster Hunter zu einem absoluten Top-Hit gemacht hat, zumindest in Japan, wo jeder neue Teil Millionen verkauft.

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Nachdem ihr also euren Charakter erstellt habt, dürft ihr im Dorf eurer Wahl euch ein bisschen umschauen. Neben dem Annehmen von Aufträgen findet hier die gesamte Jagdvorbereitung statt. Beim Schmied die Waffe verbessern, noch mal was herzhaftes Essen für die Statuseffekte und natürlich euren Beutel packen. Denn der Inventarplatz ist streng limitiert und ihr wollt nicht einem 10-Meter-Dinosaurier mit einer stumpfen Waffe entgegentreten, weil ihr keine Wetzsteine eingepackt habt. Außerdem könnt ihr auch hier Lobbies beitreten und euch bis zu drei Kameraden finden, die mit euch auf die Jagd gehen. Koop ist nämlich einer der zentralen Bestandteile der Reihe und wohl mit einer der größten Gründe, für die lang anhaltende Popularität.

Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen und wagt ihr euch auf das Schlachtfeld, macht sich aber direkt der eingangs erwähnte Kniff bemerkbar. Denn nun müsst ihr für euren Jäger auch einen von insgesamt vier Jagdstilen auswählen, sowie dazu passende Spezialangriffe, Jagdtechniken genannt. Der Schlägerstil zum Beispiel erlaubt es euch, insgesamt drei Jagdtechniken auszurüsten und diese schneller aufzuladen – perfekt für Neulinge, die so schnell mächtige Attacken einsetzen und selbst im Koop-Modus mit erfahrenen Jägern auch wirklich beitragen können. Im krassen Gegensatz dazu steht zum Beispiel der Konterstil, welcher, wie der Name schon sagt, Konter ermöglicht. Dafür müsst ihr im perfekten Moment ausweichen und werdet mit einer speziellen Sprungattacke belohnt. Dafür habt ihr hier aber nur maximal eine Jagdtechnik ausgerüstet.

Highlight ist aber vielleicht der Luftkampfstil: macht hohe Sprünge, um auf dem Rücken der Monster zu landen. Während diese versuchen, euch abzustoßen, können eure Kameraden die Verwirrung ausnutzen, um zum Beispiel die Beine zu fokussieren. So bringt man im Team die Monster zu Fall, ganz abgesehen vom hohen Coolness-Wert, den die Luftakrobatik mit sich bringt.

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Und wenn das nicht genug wäre, kann man nun auch erst mals als Felyne spielen. Das sind katzenähnliche Wesen, die so ein bisschen Maskottchencharakter haben für Monster Hunter. Generell hat man diese früher rekrutiert, damit sie einem im Kampf beistehen. Jetzt schlüpft man selbst in ihre fellige Haut, was durchaus einige Änderungen mit sich bringt. Als menschlicher Jäger zum Beispiel dürft ihr euch immer mit eurer Ausdauer herumplagen. Kurze Sprints, waghalsige Ausweichsprünge und die ein oder andere Combo führen schnell dazu, dass ihr auf der Stelle stehend hechelt und ein Päuschen einlegen dürft. Felynes haben unendlich Ausdauer.

Aber das ist nicht mal der einzige Vorteil. Felynes haben auch mehr Leben, ehe eine Mission für gescheitert erklärt wird. Und wenn Felynes sich an Sammelpunkte wagen, um zum Beispiel Schmetterlinge zu fangen oder Kräuter zu sammeln, dann machen sie das um einiges schneller als normale Jäger. Ihr großer Nachteil ist dafür, dass sie relativ schwach zuhauen. Dennoch eine durchaus spielenswerte Alternative, die im Spiel sogar neben den normalen Missionen auch einige exklusive Aufträge spendiert bekommen hat.

Einige kleinere Änderungen dürften gerade Veteranen gefallen. Ab sofort kann man den A-Knopf an Sammelpunkten wie Erzvorkommen oder Pilzen gedrückt halten. Euer Jäger langt dann selbstständig zu, bis der Punkt abgeschöpft ist. Viel besser im Vergleich zu früher – als man jedes Item einzeln per A-Druck aus dem Sammelpunkt ziehen musste.

Und im Basiscamp wartet nun der "Transpurrter", ein Katzenfreund, den ihr pro Mission einmal um Hilfe bitten könnt, um Gegenstände ins Dorf zu schaffen. Das mag jetzt so trivial klingen, aber für uns Monster-Hunter-Fans ist das fast wie der Anbeginn einer neuen Zeitrechnung. Endlich nicht mehr tolle Items, die man gefarmt hat, einfach wegschmeißen müssen, weil das Inventar zum Platzen voll ist!

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Ansonsten bleibt die Reihe sich treu. Der Umfang ist, mal wieder, enorm. Die Hauptmissionen der Kampagne dürften euch so 30 Stunden beschäftigen, aber mit den Aufträgen im Multiplayer kann sich die Spielzeit auch sehr schnell verzehnfachen. Monster Hunter hat einen extrem hohen Suchtfaktor, der gerne dann zuschlägt, wenn ihr eure Waffen oder Rüstungen upgraden wollt. Denn plötzlich fehlt euch ein Item, zum Beispiel die Schwanzspitze eines Monsters, und der Jagdinstinkt wird geweckt. Dann wird gesucht, wo sich das Monster aufhält, wie man genau an das Item herankommt und wenn man nach erfolgreicher Jagd triumphierend die neue Waffe in den Händen hält, sind plötzlich drei, vier Stunden um. Und, oh, jetzt fehlt mir auch nur noch ein Item um die nächste, tolle Rüstung bauen zu können. Es hört einfach nie auf.

Monster Hunter Generations ist ein würdiger Rückblick auf die Serie, der für Veteranen eine Menge Nostalgie mitbringt. Die Reihe ist dafür bekannt, Experiment zu wagen, die auch gerne etwas in die Hose gehen. Der unglückliche Unterwasserkampf zum Beispiel aus Monster Hunter 4 Ultimate. Die Jagdstile in Generations sind das bisher größte Experiment – und ihre Umsetzung trifft voll ins Schwarze. Einsteiger sind begeistert, weil sie nun mit fetten Spezialattacken den großen Viechern eines auf die Nase geben können. Profis freuen sich, dass sie nun für waghalsige Aktionen ordentlich vom Spiel honoriert werden. Und ich bin glücklich, dass ich hier das bisher beste Monster-Hunter-Spiel vor mir habe.Haris

Monster Hunter Generations wurde auf dem Nintendo 3DS getestet. Ein Rezensionsexemplar wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.

Monster Hunter Generations

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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RELEASE
15. Juli 2016
PLATTFORM
Nintendo 3DS
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