Gal*Gun Double Peace im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 25. Juli 2016

Gal*Gun Double Peace im Test

Senpai bemerkt sie alle

Wer von uns kennt das nicht? Da ist man gerade auf dem Weg zur Schule, als ein Engel-Azubi mit dem modernen Äquivalent zu Armors Pfeil voll draufhält, um euch einen schönen Tag zu machen. Dumm nur, dass der Liebesphaser auf "Krasser als der Typ aus der blöden Axe-Werbung" gestellt war und nun plötzlich alle Mädchen der Schule was von euch wollen. Und noch schlimmer: unter diesem Ansturm müsst ihr es schaffen, eure große Liebe zu finden und ihr eure Gefühle zu gestehen. Gelingt euch das nicht, heißt es Forever Alone, denn dann wird sich auf alle Lebenszeit kein Schwein mehr zu euch zugezogen fühlen.

Engels-Dumpfbacke Ekoro ist zwar untröstlich, aber das ist nun das Schicksal, mit dem Hauptcharakter Houdai leben muss. Die Situation wird noch weiter verkompliziert durch das Auftauchen zweier Kindheitsfreundinnen von ihm - Schwestern, die sich als Dämonenjägerinnen herausstellen. Denn auch ein Dämonenmädchen hat die Unterwelt verlassen, um auf der Welt für Schabernack zu sorgen. Was ein Glück, dass Houdai wenigstens eine Pheromon-Kanone dabei hat – nein, nicht das, was ihr jetzt denkt -, mit der er die Mädchen zumindest für eine gewisse Zeit auf seiner Suche nach der großen Liebe kaltstellen kann.

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Ihr merkt schon, so eine Story wie diese habt ihr wohl noch nie in einem Spiel erlebt. Und irgendwie haben es die Entwickler geschafft unter dem Schwall an Fanservice und Absurditäten dann auch noch eine kurzweilige und irgendwie putzige Liebesgeschichte zu verstecken. Und das in einem Railshooter! Also ab auf die metaphorischen Schienen.

Schule schwänzen ist nicht: ihr begleitet also Houdai einen kompletten Schultag lang. Schwimmhalle, Klassenzimmer, Sportplatz sind das Revier, auf dem die wild gewordenen Mädchen ihrem Senpai hinterherhecheln. Diese haben es ganz schön in sich: aus der Ferne rufen sie euch Liebesgeständnisse zu, aus nächster Nähe drücken sie euch einen Liebesbrief in die Hand. Oder packen euch auch einfach direkt für einen unfreiwilligen Knutscher.

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Mit der schon erwähnten Pheromon-Kanone könnt ihr euch erwehren. Ein paar Schüsse reichen aus und der Groupie ist erst mal glücklich und belästigt euch nicht weiter. Allerdings hat jedes Mädchen auch eine Schwachstelle, wie zum Beispiel den Kopf oder die Brust. Erspäht ihr diese und trefft, könnt ihr euch der Verehrerin mit nur einer Pheromon-Ladung entledigen.

Manchmal trefft ihr aber auch Mädchen, die unter dem Einfluss von Dämonen stehen. Die sind auch total in euch vernarrt, zeigen euch ihre Liebe aber auf eine etwas andere Art und Weise. Zum Beispiel, indem sie euch auf den Boden schubsen und dann mit der Fußsohle eurer Familienplanung den letzten Kick zu geben. Hier gilt es, erst mal den kleinen Dämon ausfindig zu machen, der sie kontrolliert, ehe ihr der Verehrerin mit der Pheromon-Kanone den Rest geben könnt.

Und wenn euch das alles zu viel wird, habt ihr noch immer den Doki-Doki-Modus. Dieser muss sich erst aufladen, aber kaum habt ihr ihn aktiviert, dürft ihr bis zu drei Mädchen auswählen. Diese reibt ihr dann, bis sie explodieren. Ja, wirklich. Alle anderen Mädchen, die dann im Explosionsradius gefangen sind, werden auch auf einen Schlag erledigt, um euch etwas Ruhe zu verschaffen.

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Außerdem gibt es Bosskämpfe und ein paar Minispiele zur Auflockerung. Bei den Bossen werden eure Schusskünste noch mal besonders auf die Probe gestellt. Bei den Minispielen wird es auch mal nötig, per Touch tätig zu werden, um zum Beispiel eure Angebetete zu Befreien, weil sie sich in einem Fensterrahmen verkeilt hat.

Für großen Wiederspielwert sorgen unzählige Nebenaufgaben, die im Stil eines Smartphone-Messengers in unterhaltsamen Dialogen präsentiert werden. Dann müsst ihr zum Beispiel versteckte Objekte im Level finden und abschießen oder ein bestimmtes Mädchen suchen. Außerdem gibt es mehrere Routen, die ihr im Verlauf des Spiels wählen könnt. Das hat sehr großen Einfluss auf die Story und bestimmt auch, welches von mehr als zehn Enden ihr sehen dürft. Während also das einmalige Durchspielen knapp zwei Stunden dauert, hat das Spiel genug Material und Motivation im Angebot, dass ihr sicherlich bei zehn oder mehr Stunden rauskommen werdet.

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Eine große Macke hat das Spiel aber: Ich kann mich, in nun gut mehr als 20 Jahren Zocker-Karriere, an kein Spiel mit solch grausamen Ladezeiten erinnern. Ohne Scherz: eine Minute Ladezeit erwartet euch zwischen jedem Level auf der Vita und auch die Dauer, die ihr in anderen Situationen warten dürft, zum Beispiel beim Navigieren zwischen Untermenüs, wird euch irgendwann zu einem Zen-Meister der Geduld machen. Auch Slowdowns erwarten euch öfters auf der Vita. Die PS4-Version, die ich nur kurz angespielt habe, ist hingegen in diesen Bereichen einwandfrei und sieht allgemein besser aus. Dafür hakelt dort manchmal die Steuerung, da ihr Minispiele und den Doki-Doki-Modus nicht so bequem und immersiv kontrollieren könnt.

Aber die PS4 hat nicht nur bei der Performance die Nase weit vorne. Auch ist das beste Feature des Spiels PS4-exklusiv. Ich präsentiere: der "Mama ist da"-Modus.

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Ja, das Spiel hat einen Panik-Button, den ihr drücken könnt, falls gerade jemand in euer Zimmer gestürmt kommt und ihr euer Faible für fanservicehaltige Ecchi-Spiele lieber hinter einer Vorliebe für obskure Pixel-JRPGs verstecken wollt.

Und, warum auch immer, hat es dieses Feature nicht in die Vita-Version geschafft – wovon ich aber sehr fest ausging. Als ich also letztens zur Arbeit gependelt bin und sich, entgegen aller Hoffnung, jemand neben mich setzte, war ich doch ein kleines bisschen enttäuscht. Und stehe jetzt wahrscheinlich auf einem halben Dutzend Beobachtungslisten der Regierung.

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Gal*Gun Double Peace hat das abgedrehteste Spielprinzip, was ich in den letzten paar Jahren gesehen habe. Und dieser irre Mix aus Dating Sim und Railshooter geht aus irgendeinem unerfindlichen Grund dann auch noch voll auf. Dank einer tollen Lokalisierung sprüht der Humor in der leichtherzigen aber unterhaltsamen Story nur so vor Witz. Eine Vielzahl an Nebenaufgaben und stark unterschiedliche Routen sorgen für den nötigen Wiederspielwert. Und auch wenn die Technik leicht enttäuscht und ich mich ein bisschen nach einer Lightgun sehne, überzeugt das Shooter-Gameplay. Gerade der Expert-Modus sorgt für eine Menge Panik, wenn Welle um Welle unnachgiebiger Schulmädchen auf euch zugestürmt kommen. Gal*Gun wird das Genre der Railshooter nicht wiederbeleben. Aber es ist wohl der meiste Spaß, den man im Genre haben kann, seit The Typing of the Dead. Haris

Gal*Gun Double Peace wurde auf Playstation 4 und PS Vita getestet. Ein Testmuster wurde uns von PQube zur Verfügung gestellt.

Gal*Gun Double Peace

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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22. Juli 2016
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Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
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