SMITE im Test

(Artikel)
Rian Voß, 24. Juli 2016

SMITE im Test

Und eigentlich kann ich MOBAs doch gar nicht leiden...

Ich habe inzwischen 173 Stunden in Smite gesteckt. Wird wohl mal langsam Zeit für ein Review.

Üblicherweise orientieren sich MOBAs (für die Unwissenden erkläre ich dieses Strategie-Untergenre gleich noch mal) an Dota, der originalen Mod für WarCraft 3 und damit an der strategischen Vogelperspektive. Das ist ganz nett - wenn man sich gerne langweilt. Smite holt die Action näher ran, indem es die Kamera näher heranholt - nämlich direkt hinter die Spielfigur. Entsprechend ist gutes Zielen umso wichtiger. Smite spielt sich dadurch recht ähnlich zu einem anderen Blizzard-Produkt: World of WarCraft. Mit den zwei Energieleisten, den Hotkey-Fähigkeiten und den Cooldowns erinnert mich der Götterkampf doch sehr an den einen Monat, den ich mal WoW ausprobiert habe.

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Die beliebtesten Spielmodi sind sehr klassisch: Ein Team von bis zu fünf Spielern startet in einer Basis und versucht, den Titanen in der gegnerischen Basis zu pulverisieren. Das geht aber erst, wenn man alle schützenden Gebäude auf mindestens einer Lane (=Pfad) zerstört hat. Jetzt stehen sich aber nicht nur alle Spieler gegenüber und gucken sich böse an, sondern computergesteuerte Minions schießen phasenweise aus unseren hintersten Türmen und laufen stupide auf die Gegner zu. Das macht uns gleichermaßen das Leben leichter und schwieriger: Wenn wir einen Turm angreifen und die Minions vorlassen, schießt die Turmkanone erst auf unsere Untergebenen. Allerdings geben die kleinen Kerle auch Erfahrungspunkte an unsere Feinde, wenn sie umkippen.

Zwischen den Lanes gibt es außerdem den Jungle. Im Dickicht können sich Spieler verstecken, schnell von einer Lane zur anderen wechseln oder Camps auslöschen, die verschiedene Buffs verleihen. Der Jungle ist auch der Co-Pilot für Smites Alleinstellungsmerkmal: den Sichtbereich. Da man keine Augen im Hinterkopf hat, können sich gewitzte Spieler auf die Lauer legen und unaufmerksamen Feinden in den Rücken fallen, was verheerenden Schaden in einem Team anrichten kann. Wenn man vor sich ein paar starke Jungs sieht, dann will man nicht unbedingt Ah Puchs Wellen-Ulti in den Rücken bekommen, der einen in die Arme der Feinde zwingt.

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Die Versuchung des Hinterhalts kann aber auch nach hinten losgehen: Einerseits können sich bereits andere Spieler im Gebüsch verstecken, die Schleichern auflauern, andererseits bekommt man während der Warterei keine Erfahrungspunkte und rutscht damit schnell in einen gravierenden Levelrückstand.

Die Do's und Don'ts von Smite zu lernen kann ein paar Tage in Anspruch nehmen. Oder Jahre. Bei mir waren es Jahre. Immer wenn Haris, Jozu, Ben und ich zum Ebirucome konvergierten, musste ich mich zu ein paar Runden Smite überreden lassen. 2014 habe ich NICHTS verstanden, nichts gerissen und war einfach nur frustriert. 2015 habe ich andere Charaktere probiert, mit denen ich zumindest ab und zu einen anderen Spieler umholzen konnte. 2016 habe ich dann Ratatoskr, das Assassinen-Eichhörnchen, entdeckt, und mein Killcount ging durch die Decke. Es war der Beginn meines manischen Smite-Gelächters.

Das ist aber nicht wirklich mein Verdienst oder eine Frage von durch meinen Dickschädel osmotisierendem Verständnis - nein, es war Teamarbeit. Glücklicherweise hat Jozu schon lange vor uns Smite gespielt und konnte uns on-the-fly wichtige Tipps geben. Wann man in den Tower springen sollte, wann man einen Buff holt, wann der Ultimate raus soll und wann man abhauen und nicht verfolgen sollte. Smite hat viele kleine Regeln, die man erst mal entdecken muss - meist auf die harte Tour. Etwa kommen richtig starke Minions, wenn der letzte Tower fällt. Tower greifen einen an, wenn man einen Gott im Schutzbereich angreift. Über die Jungle-Mauern kann man rüberspringen. Und viel mehr.

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Ich kann inzwischen recht verlässlich bestimmen, ob ich mehr physische oder mehr magische Rüstung einpacken sollte, welche Items ich mir kaufen muss und welche Skills ich mir in welcher Reihenfolge kaufen sollte. Aber wenn Jozu mitspielt, frage ich zur Vorsicht doch immer mal wieder nach. Denn Smite ist komplex und sollte nicht unterschätzt werden.

So ein Lehrmeister ist auch fast schon zwingend notwendig. Ein Tutorial und Kämpfe gegen Computerspieler existieren zwar, allerdings verhalten sich die Bots kaum wie echte Spieler. Es fehlt das Unerwartete, das Gemeine - und es fehlt die Bellona, die mal suizidal in den gegnerischen Tower läuft. Mal ehrlich, Bellona: Was ist los mit dir?

Je mehr man spielt, desto mehr lernt man auch andere Götter kennen. Was enorm wichtig ist, denn die bislang 78 Götter haben alle ihre eigenen Kniffe, mit denen sie sich gegenseitig ausbooten. Einige Götter ergänzen sich hervorragend und bilden traumhafte Synergien. Andere sind eher einsame Wölfe und schnappen sich Feinde, während das gegnerische Team abgelenkt ist. Manche können über die ganze Karte fliegen, manche teleportieren sich, werden unsichtbar, können sich heilen, können andere heilen, machen Spezialangriffe mit Quick-Time-Events, bauen Selbstschussanlagen und viel, viel mehr. Wer ohne Wissen in den Kampf geht, was die anderen Figuren machen, wird verlieren.

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Aber im Ausprobieren und Lernen liegt auch der Spaß von Smite. Für Spieler ohne Geld in den Taschen stehen gratis zehn Götter bereit - fünf davon wechseln wöchentlich. Richtig viel Laune kommt aber erst auf, wenn man sich das Götterpack kauft, das alle Figuren freischaltet. Dann kann ich mir sagen: "Heute will ich richtig viel Schaden auspacken!" - und spiele Freya. Oder ich sage: "Heute kacke ich die Feinde mit Stuns zu, so dass sie keine Lust mehr haben und aufgeben." - und spiele Bacchus. Wer das Geld nicht ausgeben und trotzdem viele Götter spielen möchte, kann sich auf den Assault-Modus stürzen: Hier gibt es nur eine Lane und jeder bekommt einen zufälligen Gott zugewiesen. Da lernte ich mehr als einmal einen Gott kennen, mit dem ich später eine dicke Freundschaft schloss.

Hi-Rez Studios hält Smite immerzu frisch. Patches mit neuen Göttern, Skins, Buffs und Nerfs trudeln quasi alle zwei Wochen ein. Täglich gibt es einen besonderen Spielmodus, der zwar nicht immer fair ist, aber meist für ein oder zwei Spielchen viel Spaß bereitet. Das Blöde ist: Auf der Xbox One sind die Patches immer sechs bis acht Gigabyte groß. Das ist eine absurde Menge an Daten für so kleine Variablenänderungen und drei oder vier neue Charakterskins! Wer auf Konsole spielt, sollte für Smite also unbedingt automatische Updates aktiviert haben.

Fazit
Ich habe bislang ein bisschen League of Legends und ein bisschen Heroes of the Storm gespielt. Nicht genug, um mit Autorität sagen zu können, dass Smite das bessere Spiel ist, aber: Smite war für mich von der ersten Sekunde spannender. Man ist mehr drin, man kann sich mehr auf dreckige, hinterhältige Taktiken stützen und wer gut zielen kann, ist klar im Vorteil. Das Schöne ist, dass auch Leute ohne Geld in diesem Free2Play eine nette Auswahl an Figuren haben und auch über Spezialevents und Quests an Smites "Echtgeld"-Währung kommen - und das sogar einigermaßen flott. Der Haris weigert sich bis heute, Geld für das Spiel auszugeben, und kauft sich etwa alle zwei Wochen einen neuen Gott von seinen Errungenschaft. Das ist fair.

SMITE wurde auf der Xbox One getestet. Das Spiel ist free to play. Für den Test hat sich der Redakteur das Ultimate God Pack mit allen Figuren selbst gekauft.

Smite

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

Kommentare

Haris
24. Juli 2016 um 16:04 Uhr (#1)
Für mich war Smite auch eine Liebe, die doch einiges an Zeit brauchte. Auf dem PC gab mir das Spiel einfach nichts, nicht mal Achievements! Die Motivation, Zeit zu investieren, war entsprechend gering, außerdem hatte ich sowieso starke Vorurteile gegenüber MOBAs. Bin ja keiner dieser "Nerds", höhö.

Aber als es dann auf die Konsole übersprang, wurde alles anders. Die Steuerung war ordentlich, weil mit Controller. Es gab Achievements! Und ein dritter gutter Grund fällt mir nicht ein. Auf jeden Fall habe ich dann angefangen und mittlerweile ist Smite definitive eines meiner liebsten Multiplayer-Spiele. Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie Hi Rez es schafft, das Spiel so gut auszubalancieren. Selbst der nutzloseste Gott (Thor), kann in den Händen eines geübten Spielers zu einer Kampfmaschine werden.

Aber am moisten gefällt mir das Momentum bei Smite und wie schnell es umschlagen kann. Ich kenne kein anderes Spiel, bei dem sich so schnell alles drehen kann. Manchmal rödelt man 20 Minuten, in denen das andere Team einen sehr deutlichen Vorteil hat in allen Bereichen und man sich eigentlich fragt, wieso man noch nicht aufgegeben kann. Und dann, ein gutes Play, einmal die Ultis gut kombiniert, und plötzlich hat man alle Karten in der Hand und bestimmt, wo es lang geht.
Adrian
24. Juli 2016 um 16:48 Uhr (#2)
Also mir gefällt ja am meisten Dota 2.
Gast
19. April 2024 um 20:39 Uhr
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