Dreii im Test

(Artikel)
Jan Oppermann, 10. April 2016

Dreii im Test

Bauklötzchentherapie

Ach damals, im Kindergarten, als wir noch unbeschwert mit Bauklötzchen spielen konnten und uns um nichts kümmern mussten. In Ihrem ersten Koop-Game versucht Entwickler Etter Studio nun mit dem Puzzler Dreii dieses Kindheitsgefühl zurückzubringen. Inklusive Wutanfälle, weil jemand mal wieder die eigenen Klötzchen geklaut und woanders versteckt hat. Ich habe mich mal ausgetobt und mir den Titel angeschaut.

Kinderkram
Das Ziel des Spiels ist das gleiche wie im Kindergarten: Der eigene Turm soll der Höchste sein!

Naja, nicht ganz. Aus den zur Verfügung stehenden Objekten wie Würfeln und Zylinder soll ein Turm gestapelt werden, der hoch genug ist, um das durch einen leuchtenden Punkt markierte Ziel zu erreichen. Dabei muss eure Konstruktion so stabil sein, dass sie nicht sofort wieder umkippt. Anders als bei den meisten Geschicklichkeits- und Rätselspielen dieser Art bewegt man die Klötzchen aber nur indirekt über eine Kette an unserer Spielerfigur – ähnlich wie ein Kran.

Der Würfel muss auf die weiße Markierung platziert werden.

Den wichtigsten Baustein in diesem Puzzler bilden die Mitspieler. Dreii kann dabei allerdings nicht als reines Single- oder Multiplayerspiel bezeichnet werden, denn andere Spieler können dem eigenen Level jederzeit beitreten oder es verlassen. Sobald sich jemand in dem Level befindet, das ich jetzt ebenfalls spielen möchte, arbeiten wir automatisch zusammen. Glücklicherweise wurde dafür aber auch von einem Online-Zwang abgesehen, sodass ihr euch im Notfall auch von unliebsamen Mitspielern befreien könnt.

Das Zusammenspiel ist dabei sehr schön gelöst. So findet die Kommunikation über wenige ausgewählte Wörter statt, die die wichtigsten Situationen abbilden. Man kann sich so begrüßen und verabschieden, seine Freude ausdrücken und nach Hilfe fragen oder einfach nur seine Ratlosigkeit zum Ausdruck bringen. Daneben bildet sich jedoch sehr schnell als eine weitere Form der Kommunikation eine Art Körpersprache aus. So tanzt man zum Beispiel nach einem gelösten Rätsel zusammen oder schüttelt sich, wenn man nicht ganz einverstanden mit dem ist, was sein Gegenüber gerade macht. In solchen Situationen glänzt Dreii.

Dabei kann man sich aber auch schnell mal ärgern, denn das Fehlen eines richtigen Chats macht es einem manchmal sehr schwer, sich richtig auszudrücken und seine Ideen den Mitspielern mitzuteilen. Diese eingeschränkte Art der Kommunikation hat aber auch den Vorteil, dass man mit Spielern aus aller Welt zusammenarbeiten kann, ohne die gleiche Sprache sprechen zu müssen.

Über kurze Phrasen kann mit anderen Spielern kommuniziert werden.

Genau so, wie man sich manchmal über die Mitspieler ärgert, kann man sich aber auch sehr freuen, wenn man zusammen ein schweres Rätsel gelöst hat. Zudem kann sich auch eine tolle Gruppendynamik einstellen, wenn man hintereinander an mehreren Rätseln zusammenarbeitet. Schade ist hier nur, dass kein Lobby-System eingebaut wurde. Verästelt sich zum Beispiel das Level-Netz von ein auf zwei Level, so wird jeder Spieler für sich vor die Wahl des nächsten Rätsels gestellt und man kann sich wieder verlieren. Daher spielt am Ende doch jeder für sich allein.

Glücklicherweise ist die Zusammenarbeit mit anderen Spielern kein Muss, um in Dreii weiter voranzukommen. Zwar gibt es einige reine Multiplayer-Level, jedoch bilden diese nur Nebenaufgaben. Der Hauptteil der Rätsel kann aber alleine gelöst werden.

Vom Winde verweht und... radioaktiv?
Abgesehen von anderen Spielern werden nach und nach weitere Hindernisse eingeführt. So sind manche Objekte statisch und können nicht bewegt werden, andere "radioaktiv" und dürfen nur ganz vorsichtig durch die Gegend geflogen werden. Das ist besonders fies, wenn auch noch "schlechtes Wetter" ins Spiel kommt und regelmäßige Windböen den ganzen Turm zu Fall bringen. Das gab es im Kindergarten nicht!

Daneben gibt es in Rätseln, die aus mehreren Etappen bestehen, teilweise auch Blöcke, die beim Erreichen des Ziels explodieren und somit das nächste Ziel etwas schwieriger gestalten. Andere Blöcke sind einfach durchsichtig und zählen daher nicht, wenn sie über dem Ziel platziert werden.

Um für weitere Abwechslung zu sorgen, haben einige der Welten noch ein eigenes Thema. So gibt es etwa die Wasser-Welt, in der Klötzchen schwimmen und daher besonders vorsichtig balanciert werden müssen, oder auch die Weltraum-Welt, in der kein Klötzchen nach unten fällt, sondern von einem oder mehreren festen Punkten angezogen werden. Hier ist etwas Umdenken gefragt, was den Spielspaß noch einmal steigert. Letztendlich ist auch hier die Bandbreite an Themen nicht sehr groß und hätte noch weiter ausgebaut werden können.

Team-Arbeit: Toll, ein anderer macht’s!

Therapeutischer Klang
Grafisch ist Dreii sehr simpel und sogar leicht künstlerisch: Die Klötzchen bestehen aus einfachen geometrischen Formen, die entweder durchsichtig, einfarbig oder rein weiß sind. Die Spielerfiguren sind für jeden unveränderbar vorgegeben und sehen aus wie Papierfiguren, die an Oktopusse, kleine Geister oder einfach nur Eier erinnern. Dieser künstlerische Ton zieht sich auch noch weiter durchs Spiel. So wird man in der Level-Übersicht je nach Anzahl der Mitspieler, die sich gerade in einem Level befinden, durch ein Xylofon-Klimpern begrüßt. Je mehr Spieler, desto lauter das Klimpern – und umgekehrt. Weiterhin hat jede Figur je nach Form beim Bewegen ihr eigenes Instrument, sodass sich beim Zusammenarbeiten für jede Spielerkonstellation eine kleine Klangkulisse bildet.

Der Umfang des Puzzler beläuft sich auf 50 Level über 6 verschiedene Welten. Trotz dieses Umfangs kann Dreii nur für einige wenige Stunden Unterhaltung sorgen, da die Rätsel durch ihren einfachen Aufbau kaum Wiederspielwert besitzen.

In ihrem nun dritten Spiel machen die Entwickler von Etter Studios fast alles richtig. Dreii hat eine ansprechende Grafik, die die Einzigartigkeiten des Spiels gut zu unterstützen weiß und ein einfaches, aber forderndes Spielprinzip, welches durch verschiedene Elemente gut erweitert wurde. Herausragend ist die Spielerinteraktion, welche durch seine Einfachheit eine Gruppendynamik entstehen lässt, die ich so noch in keinem Spiel gesehen habe und von der Dreii am meisten profitiert. Schade nur, dass es nicht noch mehr Levels gibt. Die vorhandenen Rätsel sind jedoch abwechslungsreich und arbeiten sowohl mit Geschicklichkeit als auch Denkvermögen. Hier hat Etter Studios ein rundes Paket abgeliefert. Jan

Dreii wurde auf dem iPad (3rd Gen) getestet. Für den Test hat sich der Redakteur das Spiel selbst gekauft.

Jan ist einer unserer Gastautoren und versorgt uns dementsprechend ab und an mit Artikeln. Wenn er Bock hat. Wenn ihr euch auch mal ohne Konsequenzen austoben wollt, dann schreibt doch einfach eure Idee an kontakt@dailydpad.de. Wenn sie uns gefällt, bekommt ihr bei der Formulierung, Strukturierung und Ausfertigung redaktionellen Support von uns und als Belohnung für den fertigen Text erhaltet ihr das lebenslange Recht darauf damit angeben zu dürfen, dass ihr einen Artikel im INTERNET veröffentlicht habt! Whoaaaaa!

Dreii

(Ranking)
A
RANK
Reife Leistung. A-Spiele machen alles richtig oder sind nah dran. Kleine Schwächen werden durch Stärken mehr als wett gemacht. Das ist Spieldesign auf hohem Niveau.

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28. März 2024 um 10:58 Uhr
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Verkaufsmodell - Warum noch ins Geschäft rennen? Dank digitalen Verkäufen kann man bequem online bezahlen und seine Software sofort herunterladen.
Dreii
Spiel
Etter Studio
Entwickler
iOS
Plattform - Apples Betriebssystem für Mobilgeräte.
Koop-Multiplayer
Spielmodus - In Kooperativen Spielmodi bestreiten Spieler gemeinsam ein Spiel gegen computergesteuerte Feinde und Aufgaben.
Puzzle
Genre - Spiele für die Birne: Hier muss man gut nachdenken und Teile so zusammensetzen, dass sie Sinn ergeben.
Review
Sparte - Wenn es nicht bei drei auf dem Baum ist, testen wir es.
Seitenansicht
Perspektive
Singleplayer
Spielmodus - Der Einzelspieler-Modus! Tür zu, Rollos runter, weg mit der Welt. Hier gibt es nur dich und die KI deines Spiels.
Stilisiert
Artdesign
Touch
Zubehör - Tasten und Steuerknüppel findet man hier nicht. Stattdessen gleiten eure Finger über glatte Oberflächen und steuern Spiele durch Berührung.

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Spiele des Artikels

RELEASE
02. Februar 2016
PLATTFORM
iOS
Plattform - Apples Betriebssystem für Mobilgeräte.
Linux
Plattform
Mac
Plattform
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
PS Vita
Plattform
SteamOS
Plattform - Am 23. September 2013 kündigte Valve das erste eigene Betriebssystem an: SteamOS ist als Kombination aus Linux und Steam völlig kostenlos und optimiert für das Gaming-Wohnzimmer.

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