Angespielt: The Solus Project

(Artikel)
Benjamin Strobel, 07. März 2016

Angespielt: The Solus Project

Survival trifft auf Story

Der Erfolg von DayZ, Rust und zuletzt ARK dokumentiert einen ausgewachsenen Survival-Boom in der Spiele-Branche. Anders als frühe Vertreter des Genres (etwa Stranded Kids oder Resident Evil), konzentrieren sich diese Spiele weniger auf eine Story und vermehrt auf soziale Experimente im Multiplayer. The Solus Project möchte im Survival-Sektor den Singleplayer zurückerobern, indem es beliebte neue Konzepte mit einem narrativen Erlebnis kreuzt. Ich habe den Titel im Early Access angespielt.

Survival erobert den Singleplayer zurück
An der Oberfläche erinnert The Solus Project sofort an das prototypische Survival-Game der letzten Jahre: Ihr erwacht in einer offenen Spielwelt, Werte für Lebensenergie, Hunger, Durst und Körpertemperatur sinken in bedrohlicher Geschwindigkeit, hektisch sammelt ihr Stöcke und Steine vom Boden, geht in Deckung. Dann aber kommt es anders als gedacht. Zuerst die guten Neuigkeiten: Es gibt keine anderen Menschen, die euch die Keule über den Kopf zimmern wollen. Ihr seid allein. Die schlechten Neuigkeiten: Ihr seid auf einem abgelegenen Planeten gestrandet, wisst nicht, was mit eurer Crew passiert ist und die Menschheit steht kurz vor dem Aussterben. Yikes!

Als wäre es nicht schlimm genug, dass die Menschen mit Weltraum-Archen von der Erde fliehen mussten, ist man jetzt auch noch bruchgelandet. Seltsam nur, dass man offenbar der einzige Überlebende ist. Hmm! Hier ist doch was faul! Durch Notizen und andere Hinweise kann man der mysteriösen Geschichte jedoch auf die Schliche kommen - wenn man möchte. Um aber erst mal das unmittelbare Überleben zu sichern, benötigt man Wasser, Nahrung und am besten Feuer. Jup, Feuer ist der beste Freund derer, die nicht im Schlaf erfrieren wollen. Und Höhlen! Oh, ich sage euch, Höhlen... die werdet ihr innig lieben lernen.

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Höhlen sind Freunde
Auf fremden Planeten gibt es fremde Dinge. So bekommt ihr es mit allerhand seltsamen Pflanzen und unbekannten Lebewesen zu tun. Nicht alle fremden Dinge sind gefährlich, aber es schadet nicht, erst mal einen Bogen um sie zu machen. So ist der Überlebenskampf nicht nur ein Wettrennen gegen die fallenden Statuswerte, sondern auch eine Auseinandersetzung mit der Umwelt. Nachts wird es schweinekalt, sodass man ohne Feuer zu erfrieren droht, tagsüber hat der Planet eine Bullenhitze. Dann stürmt und regnet es nicht nur, sondern hagelt auch mal Meteoriten, die euch mit etwas Pech mit einem Knall erschlagen können.

Wenn es geht, vermeidet man also die Oberfläche des Planeten und sucht Schutz in den zahlreichen Höhlen. Ungefährlich wäre auch hier ein Euphemismus, aber wenn man schon in der Hölle schmort, dann lieber am Tellerrand, auf dem man nicht sofort verbrennt. In Höhlen findet man immerhin Grundwasser und sichere Orte zum Schlafen. Mit einer wärmenden Fackel sind die Temperaturen meistens erträglich - man möchte sofort einziehen!

Aber dann schlägt die Story zu: Überleben ist kein Selbstzweck in The Solus Project. Irgendwie will man von diesem Felsen ja wieder herunterkommen! Der Weg nach Hause ist jedoch mit mysteriösen Vorkommnissen gepflastert, die man nach und nach entdeckt. Sobald die Grundbedürfnisse gesichert sind, packt einen die Neugier: Was ist hier los? Und wie komme ich hier weg? Die beiden Pfeiler, Survivial und Sory, greifen hier überraschend gut ineinander ohne sich gegenseitig im Weg zu stehen.

Ein roter Faden
The Solus Project hat keine echte Open World, ist aber nah dran. Die Spielwelt ist in verschiedene Abschnitte eingeteilt, die recht groß und frei begehbar sind, jedoch durch Ladebildschirme voneinander getrennt werden. Dadurch wirkt es erst einmal sehr ähnlich zu anderen Survival-Games, ist in Wahrheit aber deutlich linearer. Zwar gibt es Sammelobjekte, mit denen ihr auch eure Resistenzen gegenüber Hunger, Durst und Co. verbessern könnt, sonst aber kaum Gründe, an alte Orte zurückzukehren.

The Solus Project leitet schnell ein Basis-Narrativ ein, das einen roten Faden durch die Welt zieht: Ihr müsst Schrotteile sammeln, um einen zerstörten Communication Tower wieder funktionstüchtig zu machen. Mit Wegpunkten leitet das Spiel euch dann von Ort zu Ort, verrät aber nichts über die versteckten Seitenpfade, in die ihr eure neugierigen Spürnasen jederzeit stecken dürft. So kann man selbst eine Balance zwischen Story und Exploration wählen.

Bei der Erkundung des Planeten streut The Solus Project auch einige Rätsel ein. So müsst ihr Schlüssel finden, bestimmte Gegenstände craften, Objekte verschieben und Fallen entgehen. Kämpfe mit Feinden gibt es zumindest in der bisherigen Version nicht. Man muss sich also nur gegen eine widrige Umwelt und kleinere Rätsel behaupten. Auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad ist das relativ gut zu bewältigen, für Hartgesottene gibt es jedoch Optionen, die euch das Überleben erschweren. Insgesamt schafft The Solus Project ein sehr gelungenes Gleichgewicht zwischen Survival, Exploration, Rätseln und einer Geschichte, die zunehmend Raum einnimmt, je weiter ihr vordringt. Obwohl das Spiel noch unfertig ist, geht das Konzept schon fühlbar auf. Nach etwa 5 Stunden Gameplay ist allerdings Schluss. Fortsetzung folgt (hoffentlich) mit kommenden Updates, die das Spiel bis Mai 2016 komplettieren sollen. Wollt ihr eine vollständige Story genießen, sollet ihr auf die Vollversion warten.

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Ein ungeschliffener Diamant
The Solus Project kann im Early Access von sich überzeugen - die Grundidee kommt rüber und funktioniert. Technisch hat das Spiel allerdings mit erwartbaren Problemen zu kämpfen: Die Steuerung auf der Xbox One ist noch sehr schwamming, die Menüs sind für die Konsole nicht angepasst und nur mit Mühe zu bedienen. Ladezeiten sind zwar selten, kommen aber direkt aus der Hölle. Bis zu einer Minute Wartezeit (auf der Xbox One) sind nach aktuellen Standards absolut nicht hinzunehmen. Neben dem letzten Teil der Story fehlen auch viele Features. Untertitel funktionieren nur bedingt und einige Einstellungen zeigen keine Wirkung. Flüssige 30 FPS erreicht die Xbox-One-Version augenscheinlich nicht immer. Positiv fällt dagegen schon jetzt die Musik auf, die sehr atmosphärisch und eingängig ist ohne dabei zu nerven.

Die Update-Tafel im Menü zeigt eine regelmäßig wachsende Liste, die mich zuversichtlich stimmt, dass The Solus Project wie versprochen fertiggstellt wird. Ich würde es mir wünschen! Ben

The Solus Project wurde auf der Xbox One angespielt. Eine Preview-Version wurde uns von Teotl Studios zur Verfügung gestellt.

Wie immer gilt: dies ist ein unfertiges Spiel. Ihr solltet also mit den üblichen Kinderkrankheiten rechnen: Ruckler, Abstürze, fehlende Features und verschiedene Bugs. Voraussichtlich wird The Solus Project im Mai fertiggestellt - das ist ein Versprechen, aber keine Garantie.

Kommentare

Rian
07. März 2016 um 00:28 Uhr (#1)
Zwar lernt man Höhlen lieben, aber es gibt in The Solus Project niemanden für die Liebeshöhle...
Adrian
07. März 2016 um 19:01 Uhr (#2)
Dass einige Einstellungen nicht funktionieren und die Untertitel teils fehlen will doch auch nur den Survival-Aspekt näher bringen. Da draußen außerhalb der Wohnung kriegt man halt auch nicht alles einfach so... serviert.
Gast
25. April 2024 um 13:28 Uhr
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2016
PLATTFORM
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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