The Deed im Test

(Artikel)
Vivian R., 06. Februar 2016

The Deed im Test

Mordsspaß mit der ganzen Familie

Als fleißiger Adventurespieler hat man schon so viele Morde gelöst, dass man locker mit Miss Marple mithalten könnte. Irgendwie scheinen die Menschen in Adventures gerne auf mysteriöse Weise draufzugehen. The Deed dreht den Spieß einfach um: Statt einen Mord aufzuklären, schlüpfen wir nun in die Rolle des Täters – und planen den perfekten Mord. Und das natürlich am besten ohne dabei verhaftet zu werden.

Die Handlung von The Deed ist schnell erzählt: Nach einem Jahr besucht Arran Bruce sein Elternhaus. Nicht, weil ihn die Sentimentalität packt – nein, er will seine Schwester Jennifer umbringen. Nachdem Arran nämlich von seinem Vater aus dem Testament geschmissen wurde, erbt sie das Anwesen und die Reichtümer der Familie. Und das findet Sohnemann überhaupt nicht lustig.

TD Dialog

Planung ist alles
Das Spiel findet in drei Phasen statt: In der ersten planen wir unser Vorgehen. Wir gehen im Haus umher und suchen nach einer Mordwaffe und Beweisstücken, die, geschickt platziert, andere Familienmitglieder belasten. Da es insgesamt zehn Mordwaffen gibt und etwa halb so viele Beweisstücke, bietet das Spiel viele Kombinationsmöglichkeiten. Während wir das Haus erkunden, sprechen wir mit unserer Familie und dem Dienstpersonal. In diesen Gesprächen haben wir die Wahl zwischen drei Dialogoptionen: besorgt/freundlich, ruppig oder neutral. Schon hier müssen wir aufpassen, denn die Figuren kommentieren, wie wir mit den einzelnen Leuten gesprochen haben. Graben wir die Magd schamlos an, verschließen sich nicht nur bei ihr einige Dialogoptionen.
Schnell erfahren wir, dass eigentlich keiner der Anwesenden so richtig sympathisch ist. Der Vater hat Arran als Kind misshandelt, die Mutter hat es schweigend hingenommen und auch die Schwester, die ein echtes Ekel ist, erregt eher wenig Mitleid.

In der zweiten Phase geht es dann ans Eingemachte: Nachdem wir unsere Beweisstücke platziert haben, treffen wir Arrans Schwester im Salon und tun... die Tat.

Aber hier endet der perfekte Mord noch nicht. Im letzten Teil stellen wir uns im Gespräch den Fragen des Polizeiinspektors. Hier wird eine der großen Stärken von The Deed deutlich: Jede Entscheidung, die wir während des Spiels getroffen haben, fällt hier auf uns zurück. Waren wir zu gemein zu den Dienern und haben mit jeder Person Streit angefangen, kann uns das genau so zum Verhängnis werden, als wenn wir verdächtig freundlich zu unserer Familie waren. Das erhöht trotz des geringen Umfangs von The Deed den Wiederspielwert ungemein. Zudem lässt sich seit dem letzten Patch das Intro überspringen, sodass wir noch bequemer einen neuen Durchgang starten können.

TD Waffe

Mord ist sein Hobby
Der heiter-morbide Ton, den The Deed zeitweise anschlägt, lockt trotz des düsteren Themas dann und wann ein Lachen hervor. Als echter Gentleman findet Arran immer eine nette Umschreibung für den Mord an seiner Schwester – "to erase her from the equation" –, potentielle Mordwaffen bezeichnet er als "poetic" und der Hang zum Euphemismus steckt ja schon im Titel: der Mord ist nur "die Tat".

Gleichzeitig ist eines der größten Fehler des Spiels, dass die Motivation des Protagonisten schleierhaft bleibt. Arran betont häufig, wie sehr er das Anwesen hasst und wie viele grausame Erinnerungen es in ihm wach rüttelt. Keiner der Anwesenden, von der Familie bis zu den Dienern, wirkt sympathisch – was sicher intendiert war –, weswegen es nicht schwer fällt, sie fälschlicherweise zu beschuldigen. Gleichzeitig ist aber auch Arran kein ursympathischer Schwiegermutterliebling. Immerhin will er nur des Geldes wegen seine eigene Schwester umbringen. Das wäre nicht so schlimm (yay zu unsympathischen Protagonisten!), würde mir das Spiel nicht durch zahlreiche Flashbacks Mitleid mit Arran aufdrücken wollen. Auch, dass das Spiel am Ende dann doch noch eine moralische Wendung erhält, kommt im Kontrast zu dem heiter-morbiden Ton zuvor eher hölzern daher.

TD Schwester

Obwohl The Deed grafisch und vom Umfang nicht viel bietet, ist die Prämisse umso erfrischender. Einmal in die Rolle des Mörders zu schlüpfen, hat mir gruselig viel Spaß gemacht. Die nette Gestaltung der Dialoge und die passende musikalische Untermalung macht aus The Deed ein sehr unterhaltsames Spiel. Für weniger als einen Euro kann man trotz des geringen Umfangs wenig falsch machen.

The Deed wurde auf dem PC (Windows 7 64-bit, 8 GByte RAM, AMD FX-8150, AMD Radeon R9 280 3GB) getestet. Für den Test hat sich die Redakteurin das Spiel selbst gekauft.

The Deed

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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29. März 2024 um 09:57 Uhr
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RELEASE
24. November 2015
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PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.

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