Corpse Party: Blood Drive im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 21. Oktober 2015

Corpse Party: Blood Drive im Test

Großes Gruseln im Chibi-Look

Corpse Party zählte zu einem der besten Gruselspiele der letzten Jahre, zeichnete es sich doch mit seinem minimalistischen Stil aus, bei dem es weniger darum ging, welcher Angst und Schrecken einem direkt präsentiert wurde. Stattdessen war das Ziel, die Fantasie der Spieler auf eine Art und Weise anzuregen, dass sie nachts nicht mehr alleine aufs Klo gehen wollten. Damals ging es um eine Reihe von Schülern, die ein Freundschaftsritual durchführten und sich prompt in einer verlassenen Grundschule wiederfanden, Schauplatz schrecklicher Morde und Hort paranormaler Aktivitäten. Es folgte eine Tortur für die Schulfreunde, die schnell feststellen mussten, dass die Heavenly Host Elementary School kein Ort ist, dem man so einfach entflieht. Und falsche Entscheidungen fatale Folgen haben.

Blood Drive setzt nach den Geschehnissen von Corpse Party an. Die Freunde sind entkommen und versuchen das Erlebte zu verarbeiten, als eine von ihnen den Hinweis auf das mysteriöse Book of Shadows kriegt. Dieses uralte Relikt soll die Macht haben, Verstorbene wiederzuerwecken. Perfekt also, um die Opfer von Heavenly Host zurück zu holen. Und so dauert es nicht lange und ihr findet euch nach einem magischem Ritual erneut in der Schule wieder, die der letzte bekannte Aufenthaltsort dieses Buches ist.

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Doch in eurer Abwesenheit hat sich auch einiges in der paranormalen Schule verändert, deren Inkarnation noch gruseliger und tödlicher als jemals zuvor ist. Überall lauern Fallen auf euch, die erfordern, dass ihr euch vorsichtigen Schrittes und mit Taschenlampe zur Hand durch die Flure tastet, um nicht plötzlich auf Glasscherben zu treten oder über ein Loch im Boden zu stolpern. Und auch auf der übernatürlichen Ebene droht Gefahr, denn Geister durchstöbern das Gemäuer, die euch nicht nur einen Schrecken einjagen wollen. Aber auch ihr habt nun einige Möglichkeiten, euch der Bedrohungen zu erwehren. Ein kurzer Sprint erlaubt es, die Flucht zu ergreifen, und seltene Talismane lassen sogar zu, dass ihr ein spukendes Phantom gar verbannt. Auch praktisch: Schränke und Ähnliches können als Versteck benutzt werden. Wenn euch der Geist nicht sieht, wie ihr euch versteckt, könnt ihr ihm so entkommen. Wart ihr hingegen unvorsichtig, gibt es natürlich Konsequenzen.

Diese Neuerungen sind aber nicht ganz ausgereift, was leider gerade in spannenden Momenten spürbar wird. Das geringe Sichtfeld macht es zum Beispiel nur sehr schwer möglich zu erahnen, ob man vom Gegner erspäht wurde oder nicht, wenn man sich in sein Versteck begibt. Noch schlimmer: ich hatte Fälle, wo mein Feind mindestens eine Wand im Sichtfeld hatte und mich trotzdem zielsicher aus meinem Versteck zog. Solche Frustmomente ziehen sich durch das Spiel und reißen einen immer unsanft aus der sonst schaurig-schönen Atmosphäre.

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Denn wenn man gerade Frustfreiheit hat, macht Corpse Party zwar eine Heidenangst, aber eben auch riesigen Spaß. Das Spiel ist so vollgepackt mit kleinen und großen Details, dass man nur zu gerne zittrig die Klassensäle durchstöbert, um blutverschmierte Notizen, Leichen und Informationsschnipsel zu finden, die euch die aufwändige Story nachvollziehen lassen.
Zwar geht es noch immer um den gleichen kleinen Kreis an Figuren, doch hat die Geschichte an Komplexität gewonnen. Der erste Teil war noch klassischer Grusel: etwas Schreckliches ist in der Vergangenheit passiert und hat Nachwirkungen auf die Gegenwart. Mittlerweile geht es aber auch um irgendwelche Geheimbünde, Jahrhunderte alte Blutlinien und mehr. Es kann etwas schwierig fallen, dem Überblick zu behalten und ich war auch einige Male auf Wiki angewiesen, um den roten Faden nicht aus den Augen zu verlieren. Eigentlich ist ein Spielen des Vorgängers (und auch von Corpse Party: Book of Shadows, einer Sammlung an Kurzepisoden) Pflicht, da sonst einfach zu viel Kontext fehlt.

Wie schon aus den Vorgängern gewohnt, steht der Minimalismus einer bombenstarken Inszenierung nicht im Wege. Die Soundkulisse ist grandios, mit immer passender Musik, gut gewählten Sprechern und vor allem richtig gruseligen Toneffekten, die bei mir das ein oder andere Mal dazu führten, dass ich mich erschrocken in echt umsah, weil irgendwo Glas zersplitterte oder der Boden richtig fies knarzte.

Etwas zwiespältiger sehe ich hingegen den Grafikstil. Man kann zwar sagen, dass es eine natürliche Evolution ist – von den 16-Bit-Wurzeln hin zu niedlichen 3D-Chibis – aber ich empfand die Sprites dann doch irgendwie als charmanter. Vor allem weil der 3D-Look nun zur Folge hat, dass das Spiel mit einigen Performanceproblemen kämpfen muss. Die gebotene Grafikqualität rechtfertigt weder die leichten Slowdowns noch die langen Ladezeiten. Zudem ist mir das Spiel auch mal abgestürzt – zum Glück hatte ich kurz vorher gespeichert, was man sowieso auch allgemein tun sollte: Blood Drive hat Dutzende von Enden, viele davon schlecht, und häufiges Speichern hilft hier doch sehr, damit ihr die richtigen Enden kriegt und so nach und nach mehr vom Spiel freischaltet.

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Corpse Party: Blood Drive ist ein schauriger Psychoshocker, der bewusst auf Jump Scares verzichtet, um stattdessen die Furcht durch eure eigene, überschwängliche Fantasie zu generieren. Die komplexe Story macht Spaß, auch wenn sie tiefe Vorkenntnisse abverlangt, wird aber leider durch ein etwas unausgegorenes Gameplayerlebnis mit spürbaren Macken zurückgehalten. Auch die technische Umsetzung ist nicht immer stimmig, häufige Ladezeiten und gelegentliche Abstürze beherrschen das Bild. Während Neulingen unter diesen Umständen der Zugang zum Titel schwer fallen würde, kann man das Spiel den Fans der Vorgängerspiele dennoch bedingungslos ans Herz legen. Ich zumindest habe mich köstlich gegruselt, für mich ist Corpse Party: Blood Drive das beste Horrorspiel des Jahres. Haris

Corpse Party: Blood Drive wurde auf der PS Vita getestet. Ein Testmuster wurde uns von Marvelous zur Verfügung gestellt.

Corpse Party: Blood Drive

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

Kommentare

Ben
22. Oktober 2015 um 10:26 Uhr (#1)
Für mich ist das Wichtigste, dass es schön gruselig ist. Sonst wird es mir zu schnell langweilig :/
Rian
22. Oktober 2015 um 14:28 Uhr (#2)
Erbrechen sich eigentlich noch Leute in dem Spiel? Mir ist das wichtig, sonst ist's kein Corpse Party!
blackmaniac
22. Oktober 2015 um 19:32 Uhr (#3)
too kawaii to be scary
Gast
19. April 2024 um 23:55 Uhr
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RELEASE
31. Oktober 2015
PLATTFORM
PS Vita
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