Als Capcom so ziemlich alles einstampfte, was mit dem Blauen Bomber in Entwicklung war, machte sich große Trauer in meinem Herzen breit. Ein Stück meiner Kindheit fand sein Ende. Das Schlüsselereignis im Verfall des Franchise ist dabei ganz klar das Ausscheiden von Keiji Inafune aus den Arbeitsabläufen bei Capcom. Doch es war auch ein Hoffnungsschimmer, denn kurz darauf kündigte er Mighty No. 9 an, den spirituellen Nachfolger von Mega Man. Es war der erste Kickstarter, den ich unterstütze und nun endlich darf ich die ersten Früchte des Projektes ernten - mit der Demo für alle Backer. Natürlich muss das von mir gespielt werden. Nebenbei erwähnt finde ich es lustig, dass die Demo das Steam Overlay auslöst, aber in der Steam-Bibliothek nicht auftaucht.


Die Ähnlichkeiten zu Mega Man sind nicht von der Hand zu weisen. Mighty No. 9 ist ein Action-Jump-'n-Run, bei dem man einen Roboter spielt, der mit einer Armkanone wildgewordene Roboter jagt und von anderen großen Robotern die Waffen übernimmt, wenn er sie besiegt. So weit, so bekannt. Inafune hat dem Ganzen aber eine interessante Würze durch den Dash gegeben, mit dem Beck - so der Name des Roboters - nicht nur einen kurzen Geschwindigkeitsschub bekommt, sondern von geschwächten Gegner das Xel absorbieren kann. Je nach Farbe lädt es ein Heilitem auf, verpasst Beck temporär bessere Verteidigung, macht ihn schneller oder verstärkt seine Projektile. So macht es durchaus Sinn, möglichst viele Gegner zu besiegen, anstatt sie einfach nur zu umgehen.


Es kommt das alte Mega-Man--Feeling auf und ich liebe es. Es fühlt sich an wie eine sinnvolle Weiterentwicklung des alten Spielprinzips, ohne den Charakter der Serie zu verfehlen. Vier Stages kann man in der Demo anspielen, das Intro-Level und drei der Mighty Stages, die thematisch zu dem jeweiligen Boss passen - so wie sich das gehört. Am Leveldesign gibt es nicht viel zu meckern. Alles knackig fordernd, wenn auch teilweise ein wenig unfair. Aber dank des guten Introlevels fühlte ich mich nicht unvorbereitet. Die Musik könnte noch etwas markanter sein, vor allem weil sie bei normalen Lautstärkeeinstellungen zu stark in den Hintergrund rutscht. Die Bosskämpfe sind schön schwer und man sollte mit etwas Grips herausfinden können, wie man sie besiegt. Einzig beim Kampf gegen Pyro muss ich motzen. Seine Angriffe kann man nur auseinander halten, wenn man ihm genau zuhört. Fällt seine HP auf 50 Prozent, fängt Gelaber von außen an und man hört nicht mehr, was Pyro sagt. Man muss blind raten, was er wohl tun wird. Da muss nachgebessert werden.

Ich bin zuversichtlich, dass Mighty No. 9 die Mega-Man-Fans zufriedenstellen wird. Es ist alles da, was wir brauchen und das Ganze ist noch gepaart mit frischen Ideen. Eigentlich kann nichts mehr schiefgehen bis zum Februar. Die Erwartungshaltung an Inafune ist natürlich groß und obwohl die Demo bis auf den verflixten Bosskampf nichts falsch macht, hat sie mich noch nicht ganz umgehauen. Werde ich das Spiel mögen? Vermutlich. Werde ich es so sehr lieben wie Mega Man? Weiß ich noch nicht.