Super Mario Maker im Test

(Artikel)
Benjamin Strobel, 14. September 2015

Super Mario Maker im Test

Mario zum Selberklempnern

Super Mario Maker ist eigentlich kein Spiel. Es ist ein Gefäß, in dem die Seelen vergangener Mario-Titel zusammen Party feiern. Es ist eine Reise durch 30 erfolgreiche Jahre der ikonischen Nintendo-Figur. Aber es ist kein Mario Bros. HD, keine Super Mario Collection. Vielmehr ist es ein Remix der besten Elemente - als Level-Editor in den Händen seiner Fans.

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Das Best Of der Mario-Spiele
Ob Super Mario Bros., Super Mario Bros. 3, Super Mario World oder New Super Mario Bros. U - mit einem Klick schüttelt jedes Level sein altes Gewand ab und schlüpft in Haut der jeweiligen Spiel-Engine. Texturen, Sprites und der Soundtrack wandeln sich. Mehr noch, das komplette Verhalten von Items und Feinden, die gesamte Spielphysik ändern sich mit dem ausgewählten Titel. Geschwindigkeit, Sprunghöhen und Bewegungsmöglichkeiten imitieren exakt die Originale. Es sind die kreativen Errungenschaften aus 30 Jahren Super Mario. Der Mario Maker vollzieht diese Metamorphose in Millisekunden.

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Und dann kommt der Remix ins Spiel. Mario Maker stellt nicht nur Elemente aus verschiedenen Spielen zur Verfügung, sondern macht sie in jeder Engine zugänglich, auch wenn sie dort ursprünglich nicht existiert haben. Fast jedes Level, jede Spielidee lässt sich daher in eurer Wunsch-Engine verwirklichen. Ist euch New Super Mario Bros. U zu neumodisch oder Mario Bros. zu pixelig? Kreiert euer Traumlevel doch in der SNES-Engine von Super Mario World. Das Interface des Editors wird dabei niemals zum Hindernis. Intuitiv zieht man Elemente einfach aus der Liste auf die gewünschte Stelle im Level. Mit wenigen Tasten lassen sich auch die ausgefeilten Taktiken des Levelbaus meistern, beispielsweise das Markieren von mehreren Elementen und die Möglichkeit, ganze Objekte einfach zu kopieren. Einzige Hürde: Nicht alle Elemente sind von Anfang an freigeschaltet. Im Viertelstundentakt gibt das Spiel allerdings weitere Sätze mit Objekten frei, bis man schließlich vollen Zugriff hat.

Die unendliche Rekombination
Es gibt zwar nur eine endliche Menge an Wörtern, aber Sprache ermöglicht es uns, sie immer neu zusammenzusetzen, sie unendlich zu rekombinieren. Der Mario Maker hat nur eine begrenzte Menge an Elementen - verschiedene Blöcke, Feinde und Items - aber schon diese einfache Palette kann eine schier unendliche Zahl neuer Levels hervorbringen. Und das obwohl es nach 30 Jahren Mario bereits so viele gibt.

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Als ich mit dem Mario Maker anfing, schien es noch kein Level zu geben, in dem es Gumbas vom Himmel regnet. Ein beklagenswerter Zustand, den ich allzu dringend beheben wollte! Obwohl so ein Level schon immer denkbar und möglich war, hatte es bis vor Kurzem noch keines dieser Art gegeben. Und noch bevor ich es fertiggestellt hatte, fiel mir ein neuer Weg ein, wie man diese Idee noch völlig anders realisieren könnte. Selbst mit derselben Idee ist eine Vielzahl von Levels denkbar. Aber ihr wollt eure Ideenkiste nicht nur öffnen, ihr wollt eure Ideen mit anderen teilen. Etwas, das der Mario Maker ebenfalls möglich macht.

Der Schlüssel zum Ideen-Universum
Der Mario Maker bringt etwa 60 Levels aus den Händen der Entwickler mit. Die meisten davon sind kurz, aber fast alle nutzen die Möglichkeiten des Editors über die Grenzen der Originale hinaus und zeigen, welche lustigen und teils skurrilen Kombinationen möglich werden. Tauchende Gumbas, Schildkröten, die sich auf Bowser türmen oder Feinde, auf denen Pflanzen wachsen. Es ist ein netter Einblick in die Möglichkeiten des Tools, obwohl man damit grade so an der Oberfläche des gesamten Ideen-Universums kratzt.

Der Schlüssel, der euch unbegrenzten Zugang zu neuen Levels gibt, ist die Course World, ein kleines Social Network innerhalb vom Mario Maker. Hier könnt ihr die Level finden, die von der Community am besten bewertet wurden, neu hinzugefügte Level durchstöbern oder von Nintendo hervorgehobene Level im Featured-Tab ansehen. Leider kann man die Listen nicht nach Spiel-Engines, Level-Typen oder anderen Spielelementen filtern oder nach bestimmten Namen suchen. Die Suchfunktion öffnet lediglich ein Fenster, in dem ihr die ID eines Levels eingeben könnt - wenn man sie schon kennt (also wenn ein Freund sie weitergibt oder jemand seine ID online postet). Man kann zwar auch eine Liste mit erfolgreichen Levelbauern einsehen, die eigenen Freunde lädt das Spiel aber nicht automatisch ins Spiel. Wollt ihr sehen, was eure Freunde so basteln, müsst ihr sie entweder zufällig in der Liste entdecken oder euch eine Level-ID geben lassen. Erst dann könnt ihr sie in eure Favoritenliste aufnehmen und jederzeit einsehen, was sie hochgeladen haben. Hier sollte Nintendo dringend nachbessern und die sozialen Komponenten zugänglicher machen. Es ist schade, wenn man nicht ohne Weiteres in Kontakt mit seinen Freunden kommt, obwohl man bereits über Miiverse befreundet ist.

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Die einzige Miiverse-Funktionalität sind Kommentare zu den Levels. Diese werden sogar direkt in Level hineingeladen und zwar an der Stelle, an der sie verfasst wurden. Ähnlich wie bei Dark Souls kann man also bestimmte Stellen eines Levels mit Kommentaren versehen, anderen Tipps hinterlassen oder sie in die Irre führen. In den Optionen kann man die Kommentare auch deaktivieren, falls man ein Level lieber ohne Hinweise (und Clutter auf dem Bildschirm) spielen möchte.

Nicht alles ist Gold
Unendliche Möglichkeiten bedeutet leider auch, dass es unendliuch viele schlechte Level gibt. Völliger Unsinn bleibt einem zwar erspart, weil nur Level hochgeladen werden können, die der Ersteller auch selbst durchgespielt hat. Jeder muss also selbst durch die Hölle gehen, bevor er ein richtig schweres Level mit der Community teilen kann. Für alles andere kann man meistens nach der User-Bewertung gehen. Aber auch damit schränkt man sich etwas ein. Beispielsweise rangieren in den höheren Rängen hauptsächlich Level, die sich von allein spielen - so genannte "Automatic"- oder "Rollercoaster"-Level, die gerade irgendwie en vogue sind. Auch wenn es sich oftmals um erstaunliche Kreationen handelt, langweilen mich diese Level recht schnell. Ein bisschen Herausforderung darf es schon sein.

Will man ohne jede Beeinflussung von Wertung, Titel und Vorschau eines Levels ein paar zufällige Kostproben, bietet sich die 100-Mario-Challenge an. Hier bekommt man 100 Leben und muss acht zufällige Level schaffen, die einem von drei Schwierigkeitsgraden zugeordnet sind, die man anfangs auswählen kann. Hier findet man oft viele kleine Level, Dinge die ganz okay sind und sogar einige Perlen, die man mit einem Sternchen sofort in seine Favoriten aufnehmen kann. Und dann gibt es richtig beschissene Level. Solche, die bockschwer sind, aber nur deshalb, weil das Design einfach mies ist. In einem Level beispielsweise gab es einen Sprung, bei dem man nicht sehen konnte, wohin man springt. Die Auflösung: Es gab einen einzelnen Block irgendwo in der Luft, den man treffen musste, um nicht in die Schlucht zu fallen. Das ist selbst nach drei bis vier Versuchen noch schwierig, da man sich immer erst wieder vorbereiten muss, um dorthin zu gelangen.

Ein anderes Beispiel sind die Spam-Level. Sie basieren darauf, dass aus allen Richtungen immer neue Gegner auf den Spieler zufliegen. Die pure Masse von Feinden, macht es schwierig und mühselig, sich durch das Level zu bewegen. Für solche Kandidaten hat Nintendo die Möglichkeit eingebaut, Level einfach zu überspringen. Es reicht, mit dem Stylus über den Bildschirm des Gamepads zu wischen und schon ist das ätzende Mistlevel weg! Wenn ihr bis dahin richtig zornig geworden seid, könnt ihr vorher noch einen warnenden Hinweis ins Level kommentieren. Andere Spieler werden es euch danken!

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Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, auch nicht im Super Mario Maker. Aber der mächtige Editor gibt Spielern die Möglichkeit, sich in einer der größten Franchises selbst zu erproben, zu üben und das Handwerk eines Leveldesigners am Ende vielleicht zu meistern. Dabei ist niemand auf sich allein gestellt, sondern kann von den unzähligen Kreationen anderer Spieler lernen. Schon nachdem man das erste Level selbst gestaltet hat, schaut man auf neue Level mit anderen Augen. Und so manches Mal ist man verblüfft, was für abgefahrene Spielideen mit so einfach Mitteln möglich sind. Super Mario Maker vereint die besten Elemente aus 30 Jahren Mario und ermutigt gleichermaßen zum Basteln wie zum Spielen. Spieler tauschen online ihre Levels aus und wer selbst nicht spielt, schaut sich die Kreationen auf Youtube an. Ben

Super Mario Maker wurde auf der Wii U getestet. Ein Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.

Super Mario Maker

(Ranking)
S
RANK
Herausragend. S-Spiele erweitern Horizonte. Sie bieten intensive Erlebnisse oder halten den Spieler noch lange am Bildschirm gefesselt. Selbst wenn man sie nicht jedem empfehlen kann, will man doch mit jedem über sie reden.

Kommentare

Rian
15. September 2015 um 00:42 Uhr (#1)
Nach so vielen Jahren ist es endlich möglich... "Do the Mario!"
Gast
24. April 2024 um 01:27 Uhr
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RELEASE
11. September 2015
PLATTFORM
Wii U
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