Bridge Constructor im Test

(Artikel)
Benjamin Strobel, 26. August 2015

Bridge Constructor im Test

Schön, billig, sicher - wähle zwei

Bridge Constructor ist ein Physikspiel mit einer einfachen Prämisse: Wie kann man eine tragfähige Brücke möglichst billig bauen? Die größten Pfennigfuchser kassieren die meisten Punkte im Spiel - häufig ist dafür Kreativität gefragt. Nach Erfolg auf mobilen Plattformen und dem PC ist der Brückenphysiksimulator auch für Xbox One verfügbar.

Auf den ersten Blick sticht am Bridge Constructor nicht viel hervor. Es scheint eine Simulation zu sein, in der man gemäß der Gesetze von Schwerkraft und Statik möglichst stabile und sichere Brücken bauen muss. Materialkosten bringen eine wirtschaftliche Komponente hinein, die das Spiel umso realistischer macht. Sollte man denken. Dieser Schein trügt. Um in Bridge Constructor durchzustarten, muss man kein Statiker sein, sondern ein gerissener Hund, ein Erbenszähler, der sogar den Gesetzen der Physik trotzt, wenn er dadurch noch einen Cent sparen kann.

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Eine gewöhnliche Brücke: stabil und sicher. Eine Vollkatastrophe nach Sparfuchs-Standards.

Der Weg zur erfolgreichen Billigproduktion
Den Bridge Constructor gibt es für andere Plattformen schon etwas länger, ich hatte auf der Xbox One allerdings den ersten Kontakt mit dem Spiel. Als ich anfing, baute ich erst mal mächtige Brücken, jede Schraube wurde festgezogen, nichts knarrte und klapperte. Wenn ich anschließend die Verkehrssimulation startete, um mein Bauwerk zu testen, brauchte ich keine Angst um die Autos und Laster zu haben, die das Gebilde überquerten. Die Vehikel rollten unbeschadet von links nach rechts und holten sichere Punkte ein. Ein gelungener Tag! Aber dann, als ich mich am Ende eines Tages zur Ruhe setzen wollte, spürte ich das Kribbeln: Hätte man die Brücke nicht genausogut mit weniger Teilen bauen können? Wären für mich nicht noch etwas mehr Punkte drin, wenn ich etwas einspare? Ist dieser Gedanke erst aufgekeimt, beginnt der Billigwahn.

Je nach Stage stehen andere Baumaterialien zur Verfügung. Es beginnt mit Holz, dann kommen Seile dazu, späterhin Beton und Stahlträger. Holz ist erschwinglich, aber nicht so belastbar, Beton und Stahl sind dagegen teuer, aber sehr haltbar. Zu Beginn des Spiels sehnte ich mich noch nach Stahlträgern (ich blutiger Anfänger!), später war mir jedoch klar, dass Holz der einzige Weg zur erfolgreichen Budgetschonung ist. Dieser Weg ist mit Sparmaßnahmen und schäbigen Kompromissen gepflastert, da haben teure Stahlträger nichts verloren. Wäre es möglich, hätte ich auch Plastikbrücken gebaut.

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Glaubt mir, das geht billiger.

Der Physik trotzen
Der sichere Weg ist selten der beste - wenn man richtig punkten möchte, muss man Dinge bauen, von denen man selbst nicht einmal glaubt, dass sie funktionieren können. In den meisten Fällen funktionieren sie tatsächlich nicht. Es ist purer Nervenkitzel: Immer wieder schaut man Fahrzeugen dabei zu, wie sie waghalsig über klapprige Gestelle rollen, die so billig waren, dass selbst Dagobert Duck sich schämen würde. Verzweifelt kämpfen die Vehikel mit der miserablen Statik der Brücken und purzeln schließlich die Klippe herunter. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem das Unmögliche gelingt. Dinge, die mich selbst laut ausrufen ließen: "Das darf auf keinen Fall funktionieren!" und gegen jede Vernunft (und Physik) zum Erfolg führten. Hier kollidiert die Vorstellung einer Physiksimulation mit der Erfahrung des Unmöglichen. Man bekommt das Gefühl, die Naturgesetze auszutricksen. Es ist dieses Gefühl, etwas Verbotenes getan zu haben und ungeschoren davonzukommen. Beinahe möchte man sich umdrehen, um zu schauen, ob das jemand gesehen hat. Man lacht sich ins Fäustchen, es ist eine diebische Freude.

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Auch zu teuer, aber lustig.

Bridge Constructor ist vermutlich das unterhaltsamste Physikspiel, das ich je gespielt habe. Es macht gleichermaßen Spaß, episch zu versagen und ungerechtfertigt zu gewinnen. Manchmal wundert man sich, warum etwas nicht gelingt, manchmal, warum es tatsächlich funktioniert. Mit kindlicher Neugier modifiziert man Brücken immer wieder, um zu sehen, was passiert. Egal, ob man spielt oder jemandem dabei zusieht, Bridge Constructor ist gute Unterhaltung. Ben

Bridge Constructor wurde auf der Xbox One getestet. Ein Testmuster wurde uns von Headup Games zur Verfügung gestellt.

Bridge Constructor

(Ranking)
S
RANK
Herausragend. S-Spiele erweitern Horizonte. Sie bieten intensive Erlebnisse oder halten den Spieler noch lange am Bildschirm gefesselt. Selbst wenn man sie nicht jedem empfehlen kann, will man doch mit jedem über sie reden.

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20. April 2024 um 17:41 Uhr
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01. Dezember 2011
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Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
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Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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