Just Cause 2 war mein liebster virtueller Urlaubsort. Einfach mal ein wenig mit dem Fallschirm über Panau gleiten und ab und an C4 auf Tankstellen werfen. Schön. Avalanche Studio verspricht, dass der Urlaubs-Effekt in Just Cause 3 und Agent Ricos fiktionaler Heimat Medici nicht verloren geht. Bezeugen konnte ich das auf der Gamescom zwar nicht, aber dafür einfach mal anspielen.

Wer ein bisschen die Berichterstattung über Just Cause 3 verfolgt hat, der kennt die spielerischen Neuerungen schon: Mehrere Seilhaken mit manueller und drahtloser Spule klatschen Panzer aneinander, das neue Gebiet ist 400 Quadratmeilen groß und zerstörbare Brücken gehören zum Repertoire der pulverisierfähigen Umgebung. Nicht zuletzt hat Rico nun auch Flughäute unter den Armen und gleitet per Wingsuit mit mehreren hundert km/h über die Landschaft. Und das Gerät durfte ich einmal ausprobieren.


In einem Wingsuit-Challenge springt der mediterrane Antiheld von den Kufen eines Helikopters und muss durch freischwebende Ringe steuern. Als Herausforderung ist das nun recht unspannend, auch wenn man mit Ricos Greifhaken schummeln darf, etwa um Höhe zu gewinnen. Auch kann man mit späteren Upgrades schnell und hoch genug fliegen, um verpasste Ringe einzusammeln - diese Nebenmissionen haben kein Zeitlimit, also kann man so lange Loopings fliegen, wie Ricos Bauchnabel nicht den Boden berührt. Als Belohnung erhält man Zahnräder, die Upgrades füttern - etwa bessere Wingsuit-Beschleunigung oder andere Spezialmanöver.

Die Wingsuit-Steuerung ist ordentlich und frustriert nicht. Natürlich bedarf exaktes Zielen etwas Übung, aber die meisten Ziele konnte ich auf Anhieb perfekt durchfliegen. Wer also Vietnam-Flashbacks zu Superman 64 hat, kann beruhigt aufatmen.

In zwei anderen Minispielen namens Destruction Frenzy durfte ich Basen zerstören. Das ist schließlich das Butterbrot von Just Cause 3 und es wäre enttäuschend gewesen, wenn das keinen Spaß gemacht hätte. Aber wer hat denn bitte keinen Spaß, wenn man mit Panzer oder Helikopter Benzintanks in die Luft jagt oder hunderte Meter hohe Solarpfeiler zu Bauschutt verarbeitet? Ich bitte euch.

Die Steuerung ist nahezu identisch zu Just Cause 2. Wer sich eine Minute lang daran gewöhnt, dass es jetzt einen Knopf für den Wingsuit gibt, der sollte keine Probleme haben, direkt umzusteigen.


Begleitend zur Spielesitzung gab es einen Storytrailer. Rico kehrt in seine unterdrückte Heimat zurück und möchte sie befreien. Dabei baut er nicht nur auf die Hilfe seiner Agency, sondern auch alter Freunde. Diese persönliche Bindung zu seiner Heimat macht die Story tatsächlich ein bisschen ernster. Ich weiß nicht, ob das gut ist, denn Just Cause 2 war hervorragend in Sachen Satire. Allerdings kann man den Witz mit Amerika als Demokratiebringer ja auch nicht ewig weiterspinnen. Solange sich das Spiel ein fettes Augenzwinkern vorbehält, ist das okay. Vermutlich.

Ich bin tatsächlich ein klein wenig enthyped. Bis jetzt habe ich mir eigentlich nur ein größeres und besseres Just Cause 2 gewünscht. Der Wunsch nach mehr vom selben ist anscheinend voll in Erfüllung gegangen. Und auf einmal fehlt mir doch ein wenig das NEUE. Ich hoffe, dass dieses Gefühl verfliegt, sobald ich mit einem Passagierflieger die erste Militärbasis besuchen gehe.