The Elder Scrolls Online im Test

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 30. Juni 2015

The Elder Scrolls Online im Test

Wünsche werden wahr?

Seid vorsichtig mit dem, was ihr euch wünscht: es könnte in Erfüllung gehen. Mit der Ankündigung von The Elder Scrolls Online wurde ein Traum vieler Skyrim-Fans wahr: Ein Elder Scrolls mit Multiplayer. Das kann doch nur gut werden! Mit Freunden durch Tamriel laufen und Schabernack treiben, ein göttliches Vergnügen erwartet uns! Erlaubt mir, diese Blase gleich als erstes zum Platzen zu bringen: Nein, in Elder Scrolls Online könnt ihr nicht tun und lassen, was ihr wollt. Eher im Gegenteil.

Jedes MMO fängt natürlich erst mal mit der Wahl der Spielfigur an. Alle Völker Tamriels sind vertreten, doch mit Ausnahme der Imperialen ist eure Rasse fraktionsgebunden. Wer seinen inneren Furry als Khajiit ausleben möchte, der muss sich von der lüsternen argonischen Maid verabschieden. Und wer gerne ein Imperialer sein möchte... nun der muss entweder die Rasse im Kronenshop kaufen oder sich die Imperial Edition holen. Ist das Volk gewählt, kommt als nächstes eine von vier Klassen dran. Nein, man kann nicht selbst entscheiden, wie man kämpft. Drachenkrieger, Zauberer, Schurke oder Templer dürft ihr wählen. Dann könnt ihr eure Figur in einem äußerst komplexen Editor nach euren Wünschen gestalten. Oder, wie ich, nach zwei Minuten keinen Bock mehr haben, so viel unwichtigen Krams zu verändern, und einfach nur die wichtigsten Charakterzüge bearbeiten. Lustig: Es gibt einen Schieberegler dafür, wie voluminös euer Hinterteil ausfallen soll. Größtes Ärgernis am Editor ist, dass die Veränderungen erst eine Sekunde später auftauchen, wodurch man noch viel länger braucht, um zu sehen, ob die Figur den Vorstellungen entspricht.

ESO1Bescheuerte Kiffernamen gehören halt dazu.

Mit allem eingestellt, geht es in ein Tutorialdungeon, das übrigens für alle Fraktionen gleich ist. Ein mysteriöser Prophet befreit uns aus der Welt der Toten, damit wir die Welt der Lebenden retten können. Nebenbei lernt man noch die Grundlagen der Steuerung, des Quest- und Kampfsystems kennen. Das Kampfsystem ist ein seltsamer Hybrid aus Skyrim und MMO-Standard. Mit dem rechten Trigger kann man wahlweise schnell oder langsam zuschlagen und mit dem linken Trigger blockt man. Drückt man beide Trigger gleichzeitig, kann man feindliche Zauber unterbrechen und mit Blocken + A in eine Richtung ausweichen. Dazu sind X, Y, B, rechter und linker Bumper mit Spezialangriffen belegt, die Magicka verbrauchen. Später bekommt man noch einen Ultimate hinzu, der durch Drücken beider Bumper ausgelöst wird.

Dieses Kampfsystem ist... ähm... merkwürdig, zumindest nach MMO-Standards. Ich habe nichts gegen ein actionbasiertes KS und an sich funktioniert es auch sehr gut hier. Es fehlt dem Ganzen nur irgendwie ein gewisser strategischer Hauch. Der Fehler liegt hier klar in den Gegnern. Bis auf einige Questbosse kann man alles, was höchsten einen Level über einem ist, ohne Spezialangriffe locker platt hauen. Ist der Gegner zwei Level stärker, reicht er einem den eigenen Arsch. Und keiner der Spezialangriffe scheint aufeinander aufzubauen. Da auch keinerlei Abklingzeiten existieren, kann man somit einen Angriff immer wieder spammen ohne sich Gedanken zu machen, in welcher Reihenfolge man die Fähigkeiten durchgehen sollte. So fehlt die Freude, wenn man durch die richtige Combo viel Schaden auf einmal raus haut.

Freude kommt auch nicht wirklich beim Questdesign auf. Viele Verlaufen nach plattgetretenen MMO-Schemata, es tut fast schon weh. Killquests, Sammelquests, "Rede mit A, dann B, dann C"-Laberquests, alles ist dabei. Nun hätte man das alles interessant machen können mit tollen Charakteren und guten Dialogen, aber die sucht man hier auch vergebens. Erinnere ich mich an irgendeinen Questgeber? Nein. Sowieso ist es ein Graus, überhaupt Questgeber zu finden. ESO nutzt dasselbe Kompasssystem aus Skyrim, welches in dem Spiel zwar seinen Dienst tut, hier aber einfach nicht ausreicht. Eine Minimap im HUD wäre schön. Die Gebietskarte muss man separat aufrufen. Aber wo sich Questgeber aufhalten, das verrät nur der Kompass mit blau umrandeten, dunklen Pfeilen. Auf der Karte tauchen die Ziele nicht auf, zumindest habe ich sie dort nie entdeckt. Vielleicht bin ich von anderen MMOs verwöhnt, was das angeht, aber ich verlaufe mich ständig in diesem Spiel.

ESO2Ein paar Mal mit dem Schwert fuchteln, dann ist das Problem gelöst.

Sieht es wenigstens schick aus? Nnnnja... nee... ja... nee, irgendwie... nicht wirklich. Schwer zu sagen. Optisch fühle ich mich an eine Mischung aus Skyrim und Oblivion erinnert. Eine Mischung die nicht so wirklich passt. Da helfen auch technische Schwächen nicht weiter, wie das Einploppen von höher aufgelösten Texturen, wenn man einen NPC anspricht. Die Effekte hauen einen auch nicht von den Socken und generell wirken die Texturen eher matschig und die Modelle... dieser Stil, er beißt sich mit sich selber. Ich kann nicht genau sagen, was mich am Look stört, aber es ist alles irgendwie unschön und wirkt wie ein Skyrim-Klon. Immerhin läuft es flüssig. Von der Soundkulisse wird man auch nicht schwärmen. Die Musik ist so ein 08/15-Fantasy-Orchesterkrams.

The Elder Scrolls Online ist ein solides MMO. Es funktioniert, soviel kann ich sagen. Aber die Onlinelandschaft bereichert es nicht gerade. Außerdem ist das Resultat weder Fleisch noch Fisch. Weder ist es ein Elder Scrolls mit Multiplayer, noch ist es ein klassisches MMO mit Elder-Scrolls-Setting. Das Spiel ist ein seltsamer Hybrid, der nicht wirklich harmoniert. Das Inventar ist übrigens slotbasiert und nicht gewichtsbasiert, was sehr fies sein kann. Man findet überall verschiedenste Kochzutaten, die schnell das Inventar zumüllen und beim Verkaufen 0 Gold bringen. Nein wirklich, man kriegt kein Geld fürs verkaufen. Ob das Endgame besser wird? Keine Ahnung. Allzu motiviert, es zu erreichen, bin ich nicht und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es die Langeweile bis dahin wert ist. Wer unbedingt mehr Elder Scrolls braucht, bitteschön.

The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited - Imperial Edition wurde auf der Xbox One getestet. Ein Testmuster wurde uns von Bethesda zur Verfügung gestellt.

Weiterlesen: MMOs im Fokus

The Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited

(Ranking)
C
RANK
Gut gemeint. C-Spiele haben ihre strahlenden Momente, aber in entscheidenden Situationen wird großes Potential verschenkt. Über keine anderen Spiele kann man sich so sehr ärgern.

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04. April 2014
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Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
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Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
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