Trainz: A New Era im Test

(Artikel)
Adrian Knapik, 31. Mai 2015

Trainz: A New Era im Test

Alle Gleise führen zum Lag

Der Mai ist der Monat der Züge! Nach World of Subways 4 widme ich meine Zeit dem neuesten Teil der Trainz-Serie, die den Untertitel The New Era trägt. Dem aktuellen Namens-Trend zufolge müsste es in Trainz eigentlich um Zombie-Züge gehen, die sich gegenseitig auffressen, aber es handelt es sich doch nur um eine Zug-Simulation mit den ersten Elektro- und alten Dampf-Loks.

Zurück in die Vergangenheit!
Zu Beginn bietet Trainz einige ausführliche und gute Tutorials, die in die Spielmechaniken einführen und die verschiedenen Zugtypen erklären. Ansonsten kann man wie gewohnt eine freie Fahrt antreten oder die ein oder andere Mission im Güter- oder Personenverkehr erledigen. Auch die Missionslängen sind gut variiert: wenn man mal weniger Zeit hat, gibt es Missionen, die nur eine halbe Stunde dauern – und wenn man mal überhaupt nichts zu tun hat, kann man auch eine Zugfahrt quer durch England wählen, die dann ungefähr fünf Stunden in Anspruch nimmt. Von der habe ich übrigens knapp zwei Stunden absolviert, bis ich unaufmerksam wurde und eine rote Ampel überfahren habe – Mist. Außerdem ist eine Quicksave-Funktion mit an Bord, mit der man auch die die größte Odyssee unterbrechen..

trainz_fahrerkabineDie Fahrerkabinen sind detailreich nachgebaut.

Die verschiedenen Zugarten sind sehr interessant gewählt und bieten teilweise auch einen hohen Anspruch. Eine Dampflok ist nun mal nicht gerade einfach zu steuern, das habe ich spätestens dann gemerkt, als mich schon das dazugehörige Tutorial überforderte. Sowohl auf den korrekten Wasserstand im Kessel als auch an eine ausreichende Menge an Kohle muss ständig muss der Spieler ständig achten. Zudem muss man sich auch erst mal die ganzen Tastenbelegungen für die verschiedenen Aktionen einprägen, wobei es Trainz hier erstaunlicherweise schafft, die wichtigsten Funktionen recht simpel zu streamlinen. Von Elektrozügen gibt es mehrere Arten, die sich aber alle auf die gleiche Art und Weise steuern lassen. Durch die simplere Bedienung kann man hier aber auch etwas mehr entspannen.

Zwischen Lichtblick und Folterkammer
Wenn man genug gefahren ist und mal etwas Lust auf Bauen hat, kann man sich den implementierten Level-Editor zu Gemüte führen. Hier baut man seine eigenen Zugstrecken und modelliert dazu komplett eigene Landschaften und Städte. Von Haus aus stehen dafür die verschiedensten Vegetations- und Bauwerkmodelle zur Verfügung. Den Boden kann man mit Texturen selbst bemalen und damit entscheiden, ob man seine Strecke in der einsamen Steppe oder über schöne ländliche Felder führt. Berge oder Schluchten sind auch möglich, was coole Möglichkeiten für Brücken eröffnet. Das Sahnehäubchen bildet die Mehrspieler-Option des Editors – ja, richtig gelesen, ihr könnt zusammen mit Freunden an einer eigenen Strecke basteln! Insgesamt kann man nur von einem gelungenen Editor sprechen.

trainz_menueSchön ist was Anderes.

Ich muss wirklich sagen, dass das Hauptmenü von Trainz: A New Era eines der hässlichsten und unmotivierendsten ist, das ich je gesehen habe. Begleitet von einem immer gleichen Soundeffekt im Hintergrund klickt man sich durch die hässlichen Menüs ins Spiel hinein. Mehr als ein dunkelblauer Hintergrund, ein wenig Schrift und eine Werbefläche für DLCs, die drei Viertel des Bildschirms einnehmen, gibt es hier nichts zu sehen. Das Menü erfüllt zwar klar seinen Zweck, aber so richtig Lust auf das Spiel macht das nicht. Auch bei den Missionsdetails fällt die lieblose Gestaltung auf. Es gibt extra ein kleines Feld, in dem Missionsdetails wie die Dauer und der Schwierigkeitsgrad angezeigt werden soll – bei vielen Missionen steht hier aber nur "Unbekannt" und man muss sich durch die ausformulierte Missionsbeschreibung durchkämpfen, um diese Grundinformationen herauszufinden.

Holt die Mistgabeln raus!
Kommen wir zum Thema DRM! Trainz: A New Era ist tatsächlich eines dieser Parade-Beispiele, wie man es nicht machen sollte. Schon bei der Installation fängt das ganze Spektakel an: man muss sich ein Konto auf der unglaublich unübersichtlich gestalteten Produktwebseite erstellen und den Produktschlüssel mit diesem verknüpfen. Im Launcher findet man dann in den Einstellungen ein Feld für die Kontodaten. Das Kuriose: es findet sich nirgends eine Anleitung für diese nicht gerade einfache Prozedur – und wenn ich als eingefleischter Gamer schon 15 Minuten benötige, um überhaupt erst mal über den Aktivierungsprozess hinaus zu kommen, was macht dann der Herr Vater, der einfach ein bisschen Schaffner spielen möchte?
Wenn man es damit aber erledigt hätte, wäre es ja noch halb so schlimm. Jedes Mal, wenn man das Spiel startet, stellt das Spiel eine Verbindung zu den Servern her. Doch leider scheinen die Server öfter mal leicht überlastet zu sein – und da ich ja ein sehr geduldiger Mensch bin, wartete ich den Startprozess ab. Im Endeffekt hatte ich mehrere Male eine Wartezeit von zehn Minuten hinter mir, bis sich das Hauptmenü von Trainz öffnete – wie krank ist das denn?! Hier zeigt sich einfach mal wieder hervorragend, was für eine Tortur diese DRM-Maßnahmen für Gamer sind und wieso sich Entwickler und Publisher damit nur unbeliebt machen.

trainz_felswändeUnd zu Ihrer Rechten: Die schönsten Felswände der Welt!

Beim Thema Grafik haben die Entwickler ebenfalls ordentlich verkackt. Trainz: A New Era kann gut aussehen! Aber scheinbar hat die Grafikabteilung es versäumt, jegliche Leistungsoptimierung vorzunehmen, weshalb viele Leute mit Abstürzen, niedrigen Frame-Rates und Micro-Lags zu kämpfen haben - und das alles betraf auch mich. Trotz meines überdurchschnittlich ausgerüsteten PCs, musste ich einige Einstellungen so dermaßen runter drehen, dass die Grafik - ganz vom Setting inspiriert - gefühlt 50 Jahre Rückschritt machte. Als ich dann bei einer spielbaren Frame-Rate von 40 Bilder pro Sekunde angekommen war, durfte ich mich über ein hässliches Spiel und Miniruckler alle drei Sekunden freuen. So kann man einfach keinen Spaß haben! Auch die Möglichkeiten im Editor werden durch diese fehlende Optimierung exorbitant stark eingegrenzt. Sobald man auch nur einen etwas dichteren Wald oder eine enger besiedelte Stadt baut, fällt die Bildwiederholungsrate auf ein inakzeptables, unspielbares Niveau.

Aber nicht nur in Sachen Performance ist die Sache ein Griff ins Klo. Spätestens, wenn man sich nicht mehr auf die korrekte grafische Darstellung verlassen kann, brennen bei mir die Sicherungen durch. Man hat eine Anzeige, die einem preisgibt, in welcher Entfernung die nächste Ampel erscheint und in welchem Zustand sie sich befindet. Da zeigt mir also das System an, dass ich nur noch zwanzig Meter entfernt bin. Aber wo ist die Ampel auf der Strecke? Da ist nichts. Und dann ploppt sie plötzlich auf! Es ist unzumutbar, dass essentielle Streckenbausteine nicht rechtzeitig laden, da verliert diese "Simulation" doch sofort all ihre Glaubwürdigkeit. Auch andere Objekte begleiten die Zugfahrt mit regelmäßigen Pop-Ups am Streckenrand, was nicht nur hässlich ist, sondern auch zum Fehlschlag der Mission führen kann, wenn man ohne diese Ampel-Anzeige spielt.

Trainz: A New Era hätte wirklich ein guter Simulator werden können. Das Setting ist spannend und unverbraucht, die Spielmechanik funktioniert wunderbar und der Editor lädt zum spaßigen Basteln ein. Aber durch die Grafikprobleme und das vollkommen überzogene DRM-System schießen sich die Entwickler selbst so dermaßen ins Knie, dass es das komplette Bein abreißt – da kann man nur den Kopf schütteln. Jeder, der einen nicht gerade potenten PC hat, sollte auf jeden Fall vom Kauf abwägen. Adrian

Trainz: A New Era wurde auf dem PC getestet. Ein Testmuster wurde uns von Deep Silver zur Verfügung gestellt.

Weiterlesen: World of Subways 4 - Nichts für schwache Nerven

Trainz: A New Era

(Ranking)
C
RANK
Gut gemeint. C-Spiele haben ihre strahlenden Momente, aber in entscheidenden Situationen wird großes Potential verschenkt. Über keine anderen Spiele kann man sich so sehr ärgern.

Kommentare

darlene
Gast
13. August 2015 um 12:19 Uhr (#1)
Hallo

ich habe mir den Traniz a New Era gekauft und soll mich per Internet anmelden, doch ich habe zu hause kein Internet, wie kann ich das Spiel trozdem Starten.

Mit freundlichen Grüßen

Darlene Gruschewsky
Adrian
13. August 2015 um 16:49 Uhr (#2)
Hi Darlene,
meines Wissens nach kann man Trainz nur mit vorhandener Internetverbindung aktivieren. Um sicherzugehen würde ich dir aber empfehlen, den Support von Trainz anzuschreiben und zu fragen, ob es eine andere Möglichkeit gibt. :)
Gast
18. April 2024 um 09:10 Uhr
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