Persona 4: The Golden Animation

(Artikel)
Haris Odobašic, 15. April 2015

Persona 4: The Golden Animation

Kopfschuss für den Zuschauer

Während die Persona-4-Welle so langsam abebbt und jeder JRPG-Fan, der was auf sich hält, schon auf den fünften Teil wartet, hat Atlus noch ein paar Nachzügler ins Rennen geschmissen. So gab es letztes Jahr nicht nur Spielefutter in Form von Persona Q sondern auch einen Persona-4-Anime. Doch schon das dürfte stutzig machen, gab es doch vor ein paar Jahren schon mal einen Persona-4-Anime, der die Geschichte in ihrer Gesamtheit erzählte und abgeschlossen hat. Was kann also der neue Anime im Vergleich und welcher ist besser?

Wie das Golden im Namen schon andeutet, hat der Anime eine Verbindung zu Persona 4 Golden, dem PS-Vita-Port von Persona 4. P4G war ein exzellentes Beispiel dafür, wie man ein Spiel aus der letzten Generation richtig neu aufsetzt, bot es nicht nur technische Anpassungen sondern auch gleich ein großzügiges Inhaltspaket mit neuen Charakteren, Dungeons und mehr. Und das nicht mal als post game content oder so, sondern direkt in die Hauptstory integriert. So wurde zum Beispiel die gescheiterte Poetin mit Amnesie, Marie, die im Spiel neu dazukam, ein ziemlich wichtiger Teil des Spielalltages, die euch nicht zuletzt mit ihren kitschigen Gedichten zu verfolgen wusste.

persona-4-the-golden-animation-marie

Und um genau sie dreht sich der neue Anime primär. Die Folgen fühlen sich oftmals an wie eine Ergänzung zum ersten Anime. Die Hauptstory wird nur angekratzt, manche Ereignisse komplett übersprungen, aber in Dialogen immer wieder referenziert. Wenn man frisch an die Sache geht, hat man das Gefühl, dass zwischen quasi jeder Episode ein gutes Stück fehlt oder das Tempo ist so schnell, dass man kaum folgen kann. Was es hingegen im Fokus zu sehen gibt, ist viel Nebenstory rund um Marie und ihre Suche nach den verlorenen Erinnerungen. Leider war Marie schon im Spiel nicht unbedingt der interessanteste Charakter. Sie war nicht schlecht geschrieben, aber im Vergleich zu den anderen Storyfäden fehlte ihr einfach ein bisschen Pep, das Tsundere-Gehabe war in ihrer Darbietung zu 08/15. Entsprechend schafft es der Anime auch nicht wirklich aus dem schon nicht ganz optimalen Quellmaterial wirklich mehr herauszuziehen. Nach dem Schauen des Animes könnte man durchaus meinen, sich bei Marie angesteckt zu haben, denn Details ihres Plots verschwinden mysteriös aus dem Gedächtnis des Zuschauers, so leicht zu vergessen ist ihre Geschichte.

Den Karren zieht Adachi leicht aus dem Dreck, der in Persona 4 Polizeikollege vom Onkel des Hauptcharakters war und sich vom Nebencharakter zu einer der wichtigsten Figuren entwickelte. Seine Hintergrundgeschichte wurde dabei aber vernachlässigt. Hier zeigt The Golden Animation erstmals nähere Details, die seiner Figur noch etwas mehr Tiefe geben. Doch leider macht er nur einen zu geringen Anteil des Animes aus, um das Gesamtwerk noch retten zu können. Selbst der gewohnt gute Persona-Humor ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Persona-4-The-Golden-Animation-Strand

Doch nicht nur vom Storyfaden her schwächelt der zweite Persona-4-Anime, auch die Präsentation kann nicht überzeugen. Natürlich, der Soundtrack ist von hoher Qualität und die Sprecher machen ihre Aufgabe echt gut, wurden doch wieder die gesamte Synchronisatonstruppe des Spieles übernommen. Aber schon der Zeichenstil hält nicht ganz mit. Man hat hier einen etwas anderen Ansatz als bei den Spielen und auch als beim Anime genommen, was sich gerade bei den Gesichtern zeigt, die man wohl etwas realistischer, älter und ernster zeichnen wollte. Das Endresultat sind ausdruckslose Gesichtspartien, die sich doch ziemlich ähneln und viel von der Persönlichkeit einbüßen, die andere Interpretationen der Charaktere ausstrahlen. Und auch die Animationen wissen nicht immer zu überzeugen, insbesondere bei Kampfsequenzen mit den Personas, wo das Studio öfter mal auf CGI-Effekte setzt, die sich einfach nicht ins Gesamtbild einfügen wollen und deswegen wie ein rostiger Nagel herausstechen.

Im Endeffekt kann ich den neuen Persona-4-Anime unter gar keinen Umständen weiterempfehlen. Schon der erste Anime musste viel kürzen, um alles in 25 Episoden erzählt zu kriegen, weswegen es nicht verwunderlich ist, dass hier noch mehr weggeschnitten wurde, um die Story in 13 Episoden inklusive der zusätzlichen Inhalte gepackt zu kriegen. Das hat zur Folge, dass Neulinge quasi überhaupt nicht mitkommen können, weil signifikante Plotpunkte auch mal direkt übersprungen werden. Aber auch Kenner werden nicht glücklich, denn die Nebenstories um Marie und Adachi mögen zwar für sich gesehen ganz interessant sein, aber so, wie sie präsentiert und erzählt werden, wollen sie sich nicht recht ins P4-Universum einfügen. Absolute Fans mögen vielleicht noch vereinzelten Episoden etwas abgewinnen können, aber als Gesamtwerk ist Persona 4: The Golden Animation eine absolute Katastrophe. Haris

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RELEASE
13. März 2009
PLATTFORM
Playstation 2
Plattform
PS Vita
Plattform

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