Xenoblade Chronicles 3D im Test

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 12. April 2015

Xenoblade Chronicles 3D im Test

Das Meisterwerk für unterwegs

Ich muss bei diesem Artikel echt aufpassen, nicht ins Schwärmen zu kommen. Xenoblade Chronicles ist eines meiner absoluten Lieblingsspiele. Ich habe es auf der Wii verschlungen wie kein anderes Spiel. Und jetzt kann ich diesen Ausnahmetitel mitnehmen und unterwegs erneut genießen? Ich glaub, ich träume. Dabei habe ich auch Operation Rainfall zu danken, denn ohne deren Unterfangen hätte ich wohl kaum von diesem Spiel erfahren. Damals wohnte ich noch unweit von einer Videothek entfernt und als ich vom großen Interesse an dem Titel hörte, da wollte ich einfach herausfinden, warum die Amis so scharf darauf sind. Zack - ausgeliehen und verliebt. Ich brachte das Spiel am nächsten Tag wieder zurück, weil ich es unbedingt kaufen musste. Es gehörte einfach in meine Sammlung. Ich konnte sogar eine Collector's Edition mit rotem Classic Controller Pro auftreiben.

Xenoblade fängt schön episch an. In einem endlosen Meer liefern sich zwei Titanen einen großen Kampf. Auf der einen Seite Bionis, Titan der Natur, und auf der anderen Seite Mechonis, Titan der Maschinen. Beide sind in ihrer Kraft ebenbürtig und so endet der Kampf, wie er enden muss: Beide versetzten sich gegenseitig den Todesstoß. Doch jedes Ende ist auch ein Anfang und so gedeihte auf den Körpern der Titanen neues Leben. Und die Nachkommen von Bionis und Mechonis führen den uralten Kampf weiter. Die Bewohner von Bionis sind die humanoiden Homs und sie werden von den Mechon, Bewohner von Mechonis, bedroht. Die Mechon sind gnadenlos und scheinbar übermächtig, aber es gibt einen Homs, der sich ihnen entgegenstellt: Dunban. Er ist nämlich der einzige, der das Schwert von Bionis führen kann, das Monado, welches Mechon mühelos zerstören kann.

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So fängt auch das Tutorial an. Mit Dunban und seinen beiden Gefährten Dickson und Mumkhar schlägt der Spieler die Mechonarmee zurück. Das Kampfsystem ist sehr erfrischend. Mana, Wut oder Energie gibt es da nicht. Man wählt mit dem Steuerkreuz einen Angriff aus, der verschiedenste Effekte hat, wie zum Beispiel doppelter Schaden, wenn man damit in den Rücken trifft, oder Verlangsamung, wenn man von der Seite zuschlägt. Diese Angriffe haben alle eine Abklingzeit, sodass man zwischen ihnen variieren muss. Man schlägt auch automatisch zu, was keine besonderen Effekte hat, dafür aber eine Leiste für einen Spezialangriff füllt. Es erinnert ein wenig an ein MMO-Kampfsystem, nur dynamischer. Später lernt man noch Kettenangriffe zu starten, wenn die Gruppenleiste voll ist. Dabei kann jeder Charakter nacheinander einen Angriff ausführen, ohne dass sich die Gegner wehren können. Das ist bei Bosskämpfen sehr wichtig, da diese zum Beispiel nur während eines Kettenangriffs umgeschubst werden können. Es ist immer gut, wenn in einem RPG das Kämpfen Spaß macht.

Nach den Tutorials flieht Mumkhar vor der Schlacht genau in die Arme der Mechon. Unbeirrt davon stürmt Dunban mit einem Kampfschrei auf die nächste Angriffswelle zu, die Kamera fährt raus, zeigt uns die verschiedensten Orte auf Bionis und endet mit einer tollen Einstellung auf die toten Titanen. Ein Jahr später und die Schlacht ist längst legendär geworden. Diesmal kontrollieren wir Shulk, den eigentlichen Helden des Spiels, der gerade Mechonüberreste zum Basteln sammelt. Zusammen mit seinem besten Freund Reyn kehrt er zur Kolonie 9, ihrer Heimat, zurück und man lernt das Leben der Homs dort kennen.
Doch kurz darauf greifen unerwartet die Mechon an. Im Laufe des Angriffs führt Dunban das Monado ein letztes Mal. Das Schwert zehrt an seinen Kräften, was ihm bereits den rechten Arm taub machte, und während der Schlacht lässt er es fallen. Shulk zögert nicht lange und nimmt das Monado an sich. Zur großen Verwunderung aller kann er es besser führen, als Dunban es je konnte. Nicht nur das, er hat auch Zukunftsvisionen, wodurch er Angriffen ausweichen kann. Und kurz darauf passiert etwas, was in mir das Bedürfnis weckte, das Spiel zu kaufen. Ich werde es euch nicht verraten, ich finde, das müsst ihr selbst erlebt haben.

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Die Visionen spielen eine wichtige Rolle. Oftmals treiben sie Story voran, weil Shulk sieht, dass etwas Schreckliches passieren wird und natürlich alles daran setzt, das zu verhindern. Aber auch im Gameplay finden sie Anwendung: In Kämpfen warnen sie den Spieler vor tödlichen Angriffen, damit dieser ihnen im letzten Moment entgehen kann. Dann absorbiert man mit dem Monado-Schild den Schaden oder weicht per Monado-Geschwindigkeit aus. Jenseits der Kämpfe zeigen einem die Visionen, welche Items man behalten sollte, weil sie für spätere Quests benötigt werden. Teilweise lösen sie auch Nebenaufgaben aus, weil Shulk damit etwas vorahnt, bei dem er eingreifen sollte.

Die Story ist ein ganz klares Highlight des Spiels. Sie ist episch, sie ist gefühlvoll, sie ist spannend und bietet gute Wendungen und Überraschungen, inklusive toller Dialoge und fantastisch inszenierten Zwischensequenzen. Und getragen wird das Ganze von wundervollen Charakteren, alle mit ihren eigenen kleinen Fehlern und Macken, und auf diese Weise wundervoll miteinander harmonieren. Die Höhen und die Tiefen, man fühlt sie alle mit ihnen. Es steckt offensichtlich sehr viel Herz in der Geschichte und genauso viel Herz findet sich in der Welt. Die Idee, dass man praktisch auf der Leiche eines Titanen lebt, ist bereits so einzigartig. Tolle Umgebungen, die äußert weitläufig gestaltet sind, und, je nachdem wo man ist, sieht man im Hintergrund groß Mechonis und das Schwert, das er Bionis in die Seite gerammt hat. Ich liebe es.

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Das Gameplay zieht weitere starke Einflüsse aus dem MMO-Genre. Neben dem Kampfsystem gibt es auch überall Quests zu finden, erkennbar an den Ausrufezeichen über den Köpfen der NPCs. Neben vielen Quests mit kleinen Geschichten gibt es auch vorrangig einfache Sammel- und Killquests. Durch Quests sammelt man bei den verschiedenen Orten Affinität, was oftmals dazu dient, weitere Nebenquests mit ihren einzigartigen Geschichten freizuschalten. Affinität besteht auch zwischen den Gruppenmitgliedern. Durch gemeinsames Kämpfen kann man zwischen den einzelnen Figuren die Affinität steigern. Kämpfer, die sich mögen, können besser zusammen agieren, was unter anderem bei Kettenangriffen die Chance erhöht, dass man einen weiteren Angriff bekommt. Auch manche Quests benötigen Affinität und man kann sich nur so die Herzensgespräche zwischen zwei Charakteren anhören.

Da findet sich aber auch etwas, das mir nicht so gut gefällt. Affinität sammeln ist schön und gut, aber bis auf Boni im Kampf und diese netten Herzensgespräche bringt das nicht viel. Keine einzige Storysequenz ändert sich, wenn sich bestimmte Charaktere besonders mögen. Teilweise wirkt das auch irgendwie widersprüchlich. Shulk und Reyn sind beste Freunde, dennoch fängt ihre Affinität auf der geringsten Stufe an. Macht irgendwie keinen Sinn, was gibt's da noch zu steigern? Die Gruppe ist außerdem auf drei aktive Kämpfer beschränkt und man wächst im Laufe des Spiels auf sechs Kämpfer, wovon dann halt drei immer Pause machen. Man könnte die jetzt schön nach seinem Stil zusammenstellen, aber die beste Aufstellung besteht aus Reyn, Sharla und Shulk. Reyn ist quasi der Tank und hält am meisten aus, Sharla ist die einzige Heilerin und somit unersätzlich in Bosskämpfen. Ebenso ist Shulk unersätzlich in Bosskämpfen, da man seine Monadofähigkeiten braucht, um nicht zu sterben. Was sehr schade ist, da sich die anderen Kämpfer durchaus interessant spielen, aber man wird am Ende bei der Kombi bleiben und Shulk steuern.

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Xenoblade Chronicles ist ein großartiges Spiel. Ich liebe die Story, ich liebe die Welt, ich liebe die Charaktere, ich liebe, liebe, liebe einfach alles daran. Und das Ganze jetzt für unterwegs, das ist ein Traum. Xenoblade Chronicles 3D ist allerdings "nur" ein Port, nicht mehr, nicht weniger. Die Grafik musste etwas einbüßen, hauptsächlich durch matschigere Texturen, aber das ist nicht weiter schlimm. Hinzugefügt wurde noch eine Sammlung, bei der man mit Tokens Modelle und Lieder freischalten kann. Pro Streetpass bekommt man einen Token und mit einem Shulk-Amiibo kann man pro Tag drei Tokens freischalten. Ist nicht gerade die überragenste Neuerung. Xenoblade Chronicles sollte jeder RPG-Fan gespielt haben, sei es auf dieser New-3DS-Version, oder auf der Wii. Ich bevorzuge aber doch ein wenig das Original, macht sich halt doch ein bisschen besser auf einem großen Fernseher. Das Monado wartet auf euch!

Xenoblade Chronicles 3D wurde auf dem New Nintendo 3DS getestet. Ein Testmuster wurde uns von Nintendo zur Verfügung gestellt.

Xenoblade Chronicles 3D

(Ranking)
S
RANK
Herausragend. S-Spiele erweitern Horizonte. Sie bieten intensive Erlebnisse oder halten den Spieler noch lange am Bildschirm gefesselt. Selbst wenn man sie nicht jedem empfehlen kann, will man doch mit jedem über sie reden.

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28. März 2024 um 15:17 Uhr
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RELEASE
02. April 2015
PLATTFORM
New Nintendo 3DS
Plattform - Überarbeitete Version des Nintendo 3DS mit einem neuen Prozessor und verbessertem 3D-Effekt. Der N3DS hat einen zweiten Stick und zwei zusätzlichen Schultertasten. Am 11. Oktober 2014 in Japan erschienen, ist er europaweit seit dem 13. Februar 2015 erhältlich.

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