Angry Video Game Nerd: The Movie

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 10. März 2015

Angry Video Game Nerd: The Movie

He's gonna take you back to the past

Fragt ihr irgendeinen videospielenden Youtuber, wer ihn inspiriert hat, so wird er sicher James Rolfe nennen. Seit über zehn Jahren zeigt er uns als Angry Video Game Nerd, welche alten Spiele man besser nicht mehr anrühren sollte. Zehn Jahre lang verlangten die Fans immer wieder, dass sich der Nerd einem bestimmten Spiel widmet: E.T. für die Atari 2600-Spielkonsole, welches oftmals als das schlechteste Spiel aller Zeiten gilt und hauptverantwortlich für den amerikanischen Videospiel Crash von 1983 sein soll. Letztes Jahr war es dann endlich soweit. Doch anstelle dass Rolfe nur Video über E.T. drehte, wurde gleich ein ganzer Film draus. Natürlich musste ich ihn mir angucken. Ein Wort vorweg: Um Urheberrechtsverletzungen zu entgehen, ersetzt der Film fast alle Firmen- und Produktnamen durch ähnlich klingendes.

AVGNM1Auch moderne Shooter werden auf die Schippe genommen.

Der Nerd hat einen neuen Markt eröffnet: schlechte Spiele. Seine Videos über den Bodensatz der Videospielkunst sorgen weltweit für Neugierde. Wenn er ein Spiel schlecht redet, wird es gekauft, weil seine Fans die Grottigkeit unbedingt selbst erleben wollen. Eine Firma möchte daraus Kapital schlagen - Cockburn Industries. Ihr Plan: Eine Fortsetzung zum schlechtesten Spiel aller Zeiten, Eee Tee 2. Es soll noch schlechter werden als das Original und wenn der Nerd der Welt das beweist, dann werden sie alle es kaufen. Doch der hat gerade andere Sorgen. Sein neuer Schützling Cooper muss erst mal in den Wegen des Nerdseins unterrichtet werden. Die wichtigste Regel lautet dabei "Nerds before Birds", eine Abwandlung von "Bruder vor Luder" oder "Bros before Hos". Doch ein solcher Bird namens Mandi zwängt sich den beiden auf, um sie für den Plan von Cockburn zu gewinnen.


Der Nerd hat keine Lust drauf. Schlimmer noch, er kann von Eee Tee nichts mehr hören. In einer Rückblende erfahren wir, warum: Es hat ihm vor Jahren sein Weihnachten versaut, weil es so schlecht war. Er will dem Ganzen ein Ende setzen, und zwar indem er beweist, dass es die Atari-Müllhalde, auf der angeblich Millionen von Modulen verbuddelt wurden, nicht gibt. Das bringt Mandi auf die Idee, den Nerd einfach dabei zu filmen, um noch besser damit werben zu können. Alle drei machen sich nun auf den Weg nach New Mexiko, um dem Mythos auf den Grund zu gehen. Doch kaum dort angekommen, mischt sich gleich das Militär ein, angeführt vom exzentrischen General Dark Onward. Scheinbar liegt in dieser Halde ein Geheimnis vergraben, das die Nerds nicht entdecken sollen.

AVGNM2Ihm haben wir E.T. zu verdanken.

Der Film nimmt sich pausenlos nicht sonderlich ernst und wir als Zuschauer sollen das auch nicht. Der Plot ist hanebüchen und quillt über vor dämlichen Witzen. Die meisten davon zünden. Auch von technischer Seite ist der Streifen schwer in Ordnung. Man sieht natürlich, dass es ein Independent Film mit beschränktem Budget ist, aber alle Spezialeffekte haben einen gewissen Charme, der von großer Leidenschaft zeugt. Man kann sich daran einfach nicht stören. Wie es sich für einen Film einer großer Internetpersönlichkeit gehört, finden sich an vielen Stellen kleine Cameos von anderen Internetgrößen. Von Pat The NES Punk über Keith Apicary bis hin zu B-Movie-Legende Lloyd Kaufmann reicht die Palette. Und ja, Doug Walker alias Nostalgia Critic taucht auch kurz auf.

Stellenweise trat mir der Plot etwas zu lange auf einer Stelle und es wurde durchaus abstrus von Zeit zu Zeit. Auch erschien mir der Nerd etwas zu zahm in seinem Klohumor. Ich hätte gerne ein paar mehr Fäkalvergleiche von ihm gehört, schließlich ist es ja sein Stil. Andererseits - aus einem Retinalscanner einen Rectalscanner zu machen, das hat schon was. Auch fand ich die Figur von Cooper, dem Schützling des Nerds, etwas zu öde. Er drängt den Nerd mehr oder minder zu der ganzen Geschichte, zieht dann aber öfters als erster den Schwanz ein. Auch ist der Witz mit seiner überbeschützenden, stereotyp schwarzen Mutter einfach nicht witzig. Und bei aller Liebe: So toll kann James Rolfe leider nicht schauspielern. Sorry. Dafür beherrscht er das Handwerk des Filmemachens viel besser und er ist halt der Nerd, da verzeihe ich ihm seine etwas hölzerne Darbietung.

AVGNM3Diese Jungs haben etwas zu verbergen.

Angry Video Game Nerd: The Movie ist eine Liebeserklärung von James an seine Fans und an alle, die sich von ihm haben inspirieren lassen. Mit den Augen eines Fans ist dieser Film ein wahrer Genuss. Aber auch so hält sich der Streifen ganz gut über Wasser. Wer etwas bescheuerten Humor mag und nichts dagegen hat, dass auch mal geflucht wird, der dürfte ebenfalls seinen Spaß daran haben. Die Gags zünden und die Machart ist solide. Wer neugierig ist, der kann sich auf GoG.com für 7,19€ eine digitale Version runterladen. Für Fans ein Muss, für Freunde des Internethumors sehenswert.

Kommentare

Rian
11. März 2015 um 09:51 Uhr (#1)
Ich bin auch jedes Mal aufs Neue überrascht, wie Rolfe einfach nicht schauspielern kann. Vielleicht gehört die hölzerne Performance auch einfach inzwischen zum erwarteten Style? Jedenfalls fand ich den halb witzig, halb dumm und langweilig. Definitiv eher was für die eingefleischten Fans, aber die kommen bestimmt auf ihre Kosten.
blackmaniac
11. März 2015 um 19:51 Uhr (#2)
James hat halt nur eine Begabung hinter der Kamera, was man dem Streifen anmerkt. Und er kann halt nur den Nerd charakter. Und in diesem Film musste der Nerd halt mehr tun als angepisst über schlechte Spiele fluchen und eventuelle Eindringlinge verprügeln.
Gast
25. April 2024 um 22:31 Uhr
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