Alphadia Genesis im Test

(Artikel)
Haris Odobašic, 14. Januar 2015

Alphadia Genesis im Test

Handy-JRPG auf dem PC - ob das gut geht?

Kennt ihr noch Kemco? Bis Mitte des letzten Jahrzehnts vor allem bekannt für Lizenztitel – so hatten die Japaner schon Spiele zu Top Gear, Mickey Mouse oder Batman gemacht. Doch dann verschwand der Publisher von der westlichen Bildfläche, um sich neu auszurichten. Fortan wurden fast ausschließlich JRPGs für das NTT DoCoMo entwickelt, einer Handy-Plattform, die nur in Japan erschienen war, ehe sich Kemco mit Anbruch des aktuellen Jahrzehnts Android und iOS zuwandte und so sein Comeback in unseren Gefilden feierte. Seitdem erscheint quasi im Monatstakt ein neues JRPG für die Smartphone-Betriebssysteme. Alphadia Genesis ist dabei immerhin der sechste Teil von Kemcos-Vorzeigereihe und ein erster Versuch, auch Nicht-Handy-Plattformen zu bedienen. Nach einem Release für Wii U im letzten Jahr, bringt Marvelous das Spiel nun auf Steam heraus.

Dabei schlüpft ihr in die Rolle von Fray, einem Schwertkämpfer, der vom König beauftragt wird, einen Mordfall in einem nahen Königreich zu untersuchen. Doch die Beziehungen zwischen den beiden Reichen sind nach einem kürzlichen Krieg gespannt und zusätzlich scheinen die damals erschaffenen Kriegsklone verrückt zu spielen und die Menschen, denen diese Arbeitssklaven gehören, anzugreifen.

Alphadia-Genesis-Dialog

Die Optik von Alphadia Genesis bestimmt ein Look, der irgendwo zwischen retro-charmant und RPG-Maker-RTP angesiedelt ist. Charakterportraits und Sprites für die Hauptfiguren sind schön gestaltet, aber gerade die Umgebungen wirken stark generisch. Kurioses Highlight sind die Animationen, denn nur die Hauptfiguren habe eine richtige Standanimationen. Alle anderen Charaktere haben nur eine einzige Animation, die aus zwei Sprites besteht: die Laufanimation. Und wenn ein Charakter mal auf der Stelle stehen soll, dann wird das eben animiert, indem man die Laufanimation nutzt und die Figur so auf der Stelle trippelt.

Kommt es hingegen zu einem Kampf, überrascht Alphadia Genesis: alles ist in 3D! Gerade wenn man bedenkt, dass das ein Handyspiel ist, weiß die Grafik zu überzeugen. Dann bedenkt man aber auch, dass man es auf dem PC spielt, und kann sich vor allem wegen der kargen Kampfanimationen ärgern. Schläge sind nur teilweise animiert: eure Figur steht still und schlägt die Luft, worauf der Feind, der fünf Meter entfernt wartet, reagiert. Die Figuren gehen nie wirklich auf Tuchfühlung. Auch Zaubersprüche und Spezialattacken erinnern eher an Knallerbsen statt an die genretypischen Feuerwerke.

Mechanisch ist man auch absolut solide unterwegs ohne sich jemals an Neues heranzutrauen. Rundenbasiert wird gekloppt, es gibt Spezialattacken und Magie, Statusveränderungen und Items. Das einzige Element, das nicht absolut generisch ist, ist ein aufladbarer Balken, der es euch erlaubt, auch Partymitglieder, die ihr gar nicht mitgenommen habt, im Kampf für ordentlich Bonusschaden einzusetzen. Ein Auto-Modus erlaubt es außerdem, lästige Zufallskämpfe schnell abzuwickeln, während Bosse manchmal taktisches Geschick verlangen. Ein etwas zu lockerer Schwierigkeitsgrad macht aber selbst diese Kämpfe gerne mal zu einer einfachen Prügelübung.

alphadia-genesis-luftschiff

Die Musik ist akzeptabel, die japanische Synchronisation sogar ziemlich gut. Leider setzt diese viel zu selten ein, in Dialogen sind meist nur die ersten paar Zeilen vertont. Auch die Lokalisierung ist eher durchwachsen. Manche Dialoge sind super geschrieben, andere von so offensichtlichen Fehlern übersät, dass man sich fragt, ob überhaupt eine Qualitätskontrolle stattfand.

Am Ende kann Alphadia Genesis einfach nicht verstecken, dass es im Herz ein Handyspiel ist. Immer mal wieder taucht ein Interface-Element oder eine komische Animation oder Überreste gestrichener Micro-Transaction-Systeme auf, um euch an eben diesen Fakt zu erinnern: ihr spielt hier einen quasi 1:1-Port. Und auch wenn die klischeehafte Geschichte solide ist und das Kampfsystem seinen Reiz hat, dürfte die niedrige Produktionsqualität viele Spieler abschrecken. Das ist Kemcos erster Ausflug in die PC-Welt und man kann nur hoffen, dass sie aus den Fehltritten lernen. Haris

Alphadia Genesis wurde auf dem PC getestet. Ein Testmuster wurde uns von Marvelous Europe zur Verfügung gestellt.

Alphadia Genesis

(Ranking)
C
RANK
Gut gemeint. C-Spiele haben ihre strahlenden Momente, aber in entscheidenden Situationen wird großes Potential verschenkt. Über keine anderen Spiele kann man sich so sehr ärgern.

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25. April 2024 um 16:53 Uhr
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RELEASE
12. Januar 2014
PLATTFORM
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iOS
Plattform - Apples Betriebssystem für Mobilgeräte.
PC
Plattform - PC-Spiele haben mit die älteste Tradition. Heutzutage laufen die meisten Games unter dem Microsoft Windows.
Wii U
Plattform

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