Call of Duty: Advanced Warfare im Test

(Artikel)
Torsten Ingendoh, 25. November 2014

Call of Duty: Advanced Warfare im Test

Kevin Spacey - The Game

Ein neues Jahr, ein neues Call of Duty. Doch dieses Jahr ist ein besonderes Jahr für das Franchise, denn zum ersten Mal durfte Sledgehammer Games ganz alleine ein Spiel basteln. Und damit auch jedem klar ist, dass sie es ernst meinen, wurde gleich mal Kevin Spacey engagiert. Ratet mal, welche Rolle er spielt. Genau, Bösewicht, ist schließlich Kevin Spacey. Genau genommen ist er der Präsident einer Private Military Company (PMC) und spätestens seit Blackwater wissen wir, wie böse die sind. Darum drücken wir F um Respekt zu zollen, und anschließend mit Exosuits besonders hoch springend die Zukunft wieder zurechtballern in Advanced Warfare.

Die Kampagne ist passabel geworden. 40 Jahre in der Zukunft hat Nordkorea die Eier gefunden, mal eben in Seoul einzufallen und unsere Spielfigur wird mit seinem besten Freund in eben dieses Krisengebiet geschickt. Eine Kapsel setzt uns ab und wer auch nur ein CoD gespielt hat, der weiß, dass dieses Ding keine Punktlandung vollbringen wird, sondern vom Kurs abkommt und in ein Gebäude kracht. Aber das macht nichts, wir sind im Kampf und schießen mal eben Kim Jong Uns Armee zusammen, weil wir's können. Am Ende soll irgendein Helikoptergeschützdingsbums gesprengt werden, aber der beste Freund bleibt an dem Teil hängen. Es hebt ab, die Sprengladung geht hoch, bester Freund ist tot, wer hätte das gedacht. Oh und ein Schrapnell trennt unserer Spielfigur den Arm ab. DAMIT hatte ich nicht gerechnet.

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Auf seiner Beerdigung halte ich X, um Respekt zu zollen (Xbox-One-Version) und dort trifft man dann auch auf Spacey. Sein Name ist Jonathan Irons, Chef der PMC Atlas und Vater des heldenhaften Soldatens, der uns den größten Teil des Arschs gerettet hat. Er hat ein Angebot für uns: Arbeite für Atlas und wir verpassen dir einen Roboarm. In dieser ersten Hälfte der Kampagne jagen wir eine Terrororganisation und man erlebt, wie die Atlas PMC zur mächtigsten Organisation der Welt wird, unter anderem weil sie beim Wiederaufbau von Detroit helfen, nachdem die Terroristen das nahegelegene Atomkraftwerk sprengten. Doch jetzt kommt's: Gerade, als wir den Anführer der Terroristen schnappten, überreicht uns dieser mit seinem letzten Atemzug einen Datenstick. Darauf ist zu sehen, dass Irons von den Angriffsplänen wusste und sie zu seinem Vorteil ausnutzte. Und Irons kriegt auch spitzt, dass wir das herausgefunden haben. Also sind wir kein PMC-Söldner mehr. Doch eine Gruppe namens Sentinel hilft uns bei der Flucht. Sentinel ist eine internationale Armee, die von den USA angeführt wird. Von wem den bitte sonnst, ist schließlich ein Call of Duty.

Den Rest des Spiels verbringt man dann damit Irons zu stürzen. Interessanteste Mission hier ist ein Schleichauftrag, bei dem man sich mit einem Greifhakenaufsatz für die Exosuit auf Kanten schwingen kann und auch Feinde damit ins Gebüsch zieht. Leider ist dieser Abschnitt doch recht kurz, es gibt nur einen wirklichen Weg durch das Level und am Ende wird eh wieder geballert. Erst zum Schluss traut man sich erneut was Neues, als Irons den Roboarm der Helden zerdeppert und man sich so von Waffe zu Waffe arbeiten muss, da man mit einem Arm nicht nachladen kann. Bis auf diese wenigen Momente gibt es mal wieder keine Veränderungen an der Formel. Selbst die Exo-Fähigkeiten, die man in jedem Level bekommt, dienen oftmals nur dazu, um an einer Stelle stilsicher weiter zu kommen. Die meiste Zeit wird nur geballert. Auch erzählerisch bietet Advanced Warfare nichts Neues und ich versteh ehrlich gesagt nicht, warum unser Held in den Ladebildschirmsequenzen überaus gesprächig ist, in den Missionen selber aber zum stummen Protagonisten wird. Immerhin ist der Single-Player besser als bei Ghosts. Damit bleibt Black Ops 2 immer noch der mutigste Titel der Serie.

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In Sachen Multiplayer kommt die Exosuit besser zur Geltung. Dächer sind nun Teil des Schlachtfeldes, dank Raketensprung. Fortgeschrittene Spieler können auch kleine Boosts zur Seite durchführen, um aus dem Schussfeld zu hechten. Taktische Granaten teilen sich nun einen Slot mit den normalen Sprengsätzen. Dafür gibt es jetzt Exo-Fähigkeiten, die kurzzeitige Boni mit sich bringen, wie ein Tarnfeld, Überheilung, ein Schild oder schnelleres Laufen. Diese Exo-Fähigkeiten haben begrenzt Energie und wenn man sie aufgebraucht hat, sind sie futsch, bis man stirbt. Ich fand sie bisher eher minder nützlich. Bei den Spielmodi gibt es zwei Neuzugänge. Uplink erinnert an American Football. In der Mitte der Map wird ein Satellit abgesetzt und man muss diesen in die Feindbasis bringen. Wirft man ihn in die Zielzone, gibt es einen Punkt fürs Team, springt man selber rein, gibt es zwei. Wer den Satellit in Händen hält, bekommt etwas mehr Rüstung, kann aber keine Feuerwaffen einsetzen. Der andere neue Modus ist ist Momentum. Fünf Flaggen bilden eine Linie von Basis zu Basis. Ziel ist es alle Flaggen einzunehmen. Kills sorgen dafür, dass man die Flaggen schneller einnimmt. Beide Modi spielen sich ganz witzig, die meiste Action läuft aber bei den Klassikern wie Team Deathmatch und Search and Destroy.

Für die Waffen hat sich Sledgehammer etwas ganz Interessantes ausgedacht. Von Zeit zu Zeit bekommt man eine Vorratskiste. Diese kann neben temporären kosmetischen Gegenständen und XP-Boni auch Spezialwaffen enthalten. Diese basieren auf den normal vorhandenen Schießeisen, haben aber leicht veränderte Werte und ab und zu auch fix montiertes Zubehör. Damit kommt etwas mehr Variation ins Arsenal, denn für ein Call of Duty ist die Auswahl an Waffen eher mickrig. Ein paar Exoten sind auch dabei, wie ein Laser-Maschinengewehr mit unendlich Munition, das aber überhitzen kann, oder ein Scharfschützengewehr mit zweiteiliger Explosivmunition. Schuss Eins ist der Sprengkopf, Schuss Zwei der Zünder. Landen beide nah beieinander, macht es Bumm. Bisher sah ich keinen Nutzen in dem Teil. Prestige ist natürlich auch wieder dabei und erneut verliert man beim Rang-Reset alles bis auf Embleme - dient also, wie der Name schon sagt, rein dem Prestige.

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Tja, was soll man groß dazu sagen. Sledgehammer Games liefert hier ein solides Call of Duty ab, welches zwar um Längen besser ist als Ghosts, mehr aber auch nicht. Das Setting ist zwar interessant, aber mehr als ein wenig mit möglicher Militärtechnologie der Zukunft rumzuspinnen wird damit nicht gemacht. Kevin Spacey ist ein sehr transparenter Bösewicht, der zum Glück das Spacey-Charisma in seiner Polygon-DNS hat. Die Präsentation ist gewohnt bombastisch und gescriptet bis zum Gehtnichtmehr. Im Multiplayer spielt die Exosuit zwar eine größere Rolle, aber im Grunde ist es mal wieder dasselbe wie immer, nur in einer anderen Geschmacksrichtung. Fans der Serie werden es sich so oder so holen, Rückkehrer machen nichts falsch mit dem Kauf. Wer Call of Duty nicht mag, der wird auch Advanced Warfare nicht mögen. Activision liefert wieder gewohnte Arbeit ab und ich möchte nur mal zu Protokoll geben, dass es erneut weitestgehend Bugfrei in die Läden gekommen ist, was immer noch nicht der Goldstandard der Industrie zu sein scheint. Und ich als jemand, der Call of Duty eigentlich mag, weiß auch langsam nicht mehr, was ich noch groß zu den neuen Teilen der Serie zum Besten geben soll. Bis zum nächsten Jahr.

Call of Duty: Advanced Warfare wurde auf der Xbox One gestestet. Der Autor hat sich das Spiel für diesen Test selbst gekauft.

Call of Duty: Advanced Warfare

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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03. November 2014
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