Wenn ihr schon einmal auf der Gamescom wart, dann habt ihr vielleicht an den Ständen die Aufkleber namhafter und namenloser Spieleseiten und -magazine gesehen. Da stehen dann so Sachen drauf wie "Editor's Choice" oder "Best of Gamescom". Meistens hängen die Panini-Medaillen schon am ersten öffentlichen Messetag. Manchmal sogar schon vorher. Das kann nur eine von zwei Erklärungen zulassen: Entweder verleiht der Weihnachtsmann einmal jährlich ein paar auserwählten Gaming-Journalisten die Fähigkeit, mit übermenschlicher Geschwindigkeit durch alle Hallen zu huschen, oder da findet ein ganz großer Beschiss statt. Denn die Gamescom ist massiv und selbst ein Team von zehn Leuten könnte nicht innerhalb der ersten elf Stunden, die die Kölnmesse für Journalisten geöffnet hat, ihr gesamtes Pensum erfüllen und dann noch eine Extrarunde machen, um die Aufkleber zu verteilen..

Ich sage nicht, dass das DPad jedem großartigen Indie-Entwickler über die Schulter gelugt hat. Ich würde auch nie im Traum behaupten, dass wir alles gesehen haben, was es auch wert war gesehen zu werden. Aber wir versuchten es. Und, verdammt: Wir küren unsere Favoriten erst, wenn wir uns verdammt noch mal sicher sind, und keine Minute früher! Hier ist das Beste vom Besten!


Torsten hat es in seinem Angespielt-Artikel bereits sehr gut formuliert: Der Hype um das neue Super Smash Bros. war ein schleichender Prozess. Stück für Stück wurde die Meute hungriger Prügel-Geschwister mit neuen Kämpfern, neuen Inhalten und neuen Infos gefüttert. In diesen letzten Wochen Wartezeit auf den Release der 3DS-Version wird jeder Tag sorgfältig vom Kalender gestrichen. Umso größer war die Vorfreude darauf, diesen langersehnten Eintrag einer der spaßigsten Kampfspielserien anzuzocken. Und hat Nintendo geliefert? Ihr könnt verdammt noch mal Gift darauf nehmen, dass Nintendo geliefert hat. Haben wir unsere wenigen gemeinsamen Pausen, die uns die Messeplanung zugestand, bei Nintendo verbracht, um uns gegenseitig mit Donkey Kong, Captain Falcon und Rosalina die Fresse zu polieren? Da könnt ihr eure Ärsche drauf verwetten. Ab dem 2. Oktober ist Sauerstoff Schnee von gestern, dann wird nur noch Smash geatmet.


The Witcher war in Ordnung. The Witcher 2 war klasse. The Witcher 3? Ooooh. O ho ho hoooo. Man nehme den zweiten Witcher. Man tue ihn in seiner Gänze in eine Schüssel. Dann fügt man ein paar Nährstoffe hinzu, gießt ihn kräftig und füttert ihn gut. Manchmal redet man ihm gut zu, fragt ihn, wie sein Tag war, und berichtet von den eigenen Abenteuern des Alltags. Die meiste Zeit sieht man ihm aber nur beim Wachsen zu. Wenn er dann nach mehreren Jahren der Entwicklungszeit so auf das Drei- bis Vierfache seiner ursprünglichen Größe angewachsen ist, entlässt man seinen Freund und Zögling in die Freiheit. Sprich: Die Open World. Dort, wo es viel zu sehen und viel zu erleben gibt und alles gut aussieht. Und das ist dann The Witcher 3, für das nicht nur ein Messe-Artikel reichte, sondern wir schoben auch ein Video-Interview hinterher. Wir haben uns schon kollektiv für 2015 Urlaub genommen, um das Ende von Geralts Reise zu gestalten.


Und noch eine Serie, diesmal eine viel ältere, betritt die offene Welt. Nach vielen, vielen Metal-Gear-Solid-Spielen, die mehr Film als Spiel waren, ändert sich mit The Phantom Pain so einiges: Missionen auf groß angelegten Karten bieten Möglichkeiten für viele Vorgehensweisen, lassen den Spieler viele Details entdecken und stellen ihm frei, bei Tag oder Nacht zuzuschlagen. Auf der Gamescom durften wir außerdem Auszüge aus dem Multiplayer-Modus bewundern, in dem man anderer Spieler Basen infiltrieren und sie nach Strich und Faden beklauen kann. Abwehrgeschütze? Ballon dran und weg. Container mit Geld? Ballon dran und weg. Feindliche Soldaten? Ballon dran und weg. Der gehört jetzt uns! MGSV:TPP hat großes Potenzial, die Serie von seinem sequenzenüberladenen Ruf zu befreien und andere Merkmale in den Vordergrund zu rücken.


Bei Daedalic weiß man nie, was einen erwartet, wenn man sie auf der Gamescom besucht. Ja, gut, Adventures, klar. Manchmal ein Blackguards. Aber The Devil's Men hat uns ziemlich von den Socken gehauen. In den Fußstapfen der moralisch schweren Telltale-Adventures laufend, ist The Devil's Men das echte Kind aus starker, nicht-linearer Narrative und Rätselaufgaben, die einen tatsächlich ins Grübeln bringen und nicht nur da sind, um eine halbe Stunde Dialoge und Entscheidungstreiberei aufzulockern. Nichtsdestotrotz ist die Qual der Wahl von großer Bedeutung: Kleine Handlungen können große Wellen schlagen und sogar Hauptcharaktere sterben lassen - oder sie retten. Das hat wiederum Auswirkungen auf das Gameplay und die akuten Ziele der Figuren. Wie Daedalic so viele Äste in eine Baumkrone bringen will, ist uns noch nicht klar, aber falls es klappen sollte, wird es wunderbar.

Das sind unsere Highlights. Was sind eure?