EA Access

(Artikel)
Haris Odobašic, 30. Juli 2014

EA Access

Kampfansage dem Gebrauchtspielmarkt

Man kann EA für ihren neuesten Coup nur gratulieren. Jahrelang suchten Publisher nach einer Möglichkeit, dem Gebrauchtspielemarkt, der sich zu einem Milliardengeschäft für Firmen wie Gamestop entwickelt hatte, trocken zu legen. Online Passes, Microsofts ursprüngliche Pläne für die Xbox One, Vorbestellerboni - alles gescheitert. Doch mit EA Access für die Xbox One scheint nun der heilige Gral für Publisher und Entwickler zum Greifen nahe. Zu einem Preis von knapp vier Euro pro Monat oder alternativ 25 Euro im Jahr bietet EA gleich eine ganze Reihe von Boni. Exklusiver Pre-Release-Zugriff auf Spiele-Trials bis zu fünf Tage vor Release, 10%-Rabatt auf alle Einkäufe von EA-Produkten im Xbox Store, inklusive neuer Spiele. Doch am wichtigsten ist "The Vault", eine On-Demand-Spieleflatrate, deren Bibliothek in der Beta-Phase mit Fifa 14, Madden NFL 25, Peggle 2 und Battlefield 4 gefüllt sein wird, während zeitnah weitere Spiele folgen. Diese Spiele kann man, solange man eine EA-Access-Mitgliedschaft hat, kostenlos spielen so viel man will.

Und gerade auf den letzten Teil reagierte der Markt sofort. Obwohl EA Firmen wie Gamestop ein kleines Bonbon hingeschmissen hatte, indem sich die Mitgliedschaften auch in solchen Läden zu erwerben sein werden, brach der Aktienkurs von Gamestop nach der Ankündigung direkt um fünf Prozent ein. Das ist eine klare Kampfansage, bei denen EA selbst bestimmen kann, wie fest sie die Daumenschrauben anziehen.

Die einzige Frage, die bleibt, ist, wie lange es dauert, bis neu releaste Spiele in den Vault überführt werden. Und hier entscheidet sich dann auch, wie sehr der Gebrauchtspielemarkt leiden muss. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz der Industrie, dass neue Spiele in den ersten Tagen am meisten Gewinn abwerfen. Für Indie-Spiele wurde dieses Gesetz dank der vielen erfolgreichen Bundles gebrochen, doch im AAA-Bereich bleibt es bestehen. Eine zu frühe Einführung ins Access-Programm könnte die Verkäufe rund um den Erscheinungstag kannibalisieren. Zu spät, und der Reiz verfliegt, denn wer braucht das alte Fifa, wenn das neue in nicht allzu ferner Zukunft erscheint? Ist der Zeitpunkt allerdings genau richtig gewählt, dann könnte gerade für große Titel der Gebrauchtmarkt komplett einbrechen. Wieso bei Gamestop fünf Euro beim Kauf einer gebrauchten Battlefield-Kopie sparen, wenn das Spiel in ein paar Monaten eh Teil des Access-Pakets ist?

EA-Access-Start-Lineup

Ein interessanter Subplot, der der Einführung von EA Access anhängt, ist die Tatsache, dass dieses Angebot keine Kooperation zwischen Microsoft und EA ist. EA hat nämlich genau das gleiche Programm auch bei Sony vorgeschlagen, welche es ablehnten. Vielleicht aus Angst, dass es mit PS Now konkurrieren könnte? Das führt jetzt aber dazu, dass Microsoft womöglich einen entscheidenden Vorteil erhalten könnte. Denn ein großer Grund für den Erfolg der 360 lag darin, dass es einfach die CoD-Konsole war. Gleich danach machten Spiele wie FIFA und Madden das Rennen in der Popularitätsliste. Wenn Microsoft sich dank dieses Programms als die Konsole positionieren kann, auf der man am besten EA-Spiele spielt, könnte sich das langfristig als großer Vorteil für die Redmonder herausstellen – und entsprechend als riesiger Patzer für Sony.

Aus EA, dem Schrecken aller Gamer, ist eine Firma geworden, die mit innovativen und kundenfreundlichen Programmen zu glänzen weiß. Schon Origin hat sich in den letzten Monaten stark gemacht mit regelmäßigen kostenlosen Spielen oder beispielsweise der Möglichkeit, digitale Spiele in einem begrenzten Zeitraum zurückgeben zu können. Und nun folgt mit EA Access der nächste Streich: Zurzeit gibt es auf dem Markt einfach kein vergleichbares Programm, welches ähnlich viel bei so einem geringen Kostenpunkt bietet. EA hat eine große Welle geschlagen und es wird interessant sein zu sehen, ob andere Publisher diesem Pfad folgen. Werden wir demnächst einfach die Spiele unserer Lieblingspublisher zu einem fairen Jahrespreis abonnieren können? Haris

Kommentare

Rian
30. Juli 2014 um 23:49 Uhr (#1)
Was mir bei der Sache nur etwas Sorge macht, ist der Gedanke, dass nachher alle wieder ihr eigenes Süppchen kochen. Dann habe ich eine Subscription für EA-Spiele, eine für Ubi-Spiele, eine für Capcom-Spiele... Natürlich kauft man sich keine Abonnements, die man nicht haben will, aber man kennt das ja von Magazinen: Wenn man so ein Abonnement erst mal hat und es eigentlich nicht mehr wirklich braucht, bestellt man es trotzdem irgendwie nie ab, weil man zu faul ist. Das ist auch der Hauptgrund dafür, warum ich immer noch die URL klosettgaming.de besitze.
Haris
31. Juli 2014 um 00:06 Uhr (#2)
Ich denke auch, dass vor allem wenn EA damit Erfolg hat, es darauf hinauslaufen könnte. Wobei ich persönlich gar kein so großes Problem damit hätte! Ich weiß ja, welche Publisher mein Geld sonst jedes Jahr in den Rachen geschoben kriegen und bei denen würde es mich dann auch nicht stören, etwas Geld im Jahr dazulassen, um die ganzen Spiele, die mich nur ein bisschen reizen, spielen zu können. Spiele anderer Publisher und die Ungeduldstitel, die ich zum Release haben muss, würden dann natürlich trotzdem seperat gekauft werden.
syb
Gast
25. August 2014 um 09:09 Uhr (#3)
Es ist schon ein kluger Schachzug, Spiele als Abo (und ergo als Dienstleistung) anzubieten, leider stellen diese halt keine SPiele mehr dar.

Man braucht ja eh nur in diverse (Online)flohmärkte schauen, wie sich das entwickelt... und dadurch wird auch der Retromarkt indirekt angefeuert.

Aus der Perspektive der Spielegeschichte ist es noch eine größere Katastrophe wie das Online DRM, wenn auch eine logische Fortsetzung. Sobald die Firma aufhört zu existieren, wird sich ein großes schwarzes Loch auftuen, wie bei allen Digitalen... spätestens dann, wen die digitalen Parasitenverwerter (Nordic Games & Co) es leid sind, das in alle Ewigkeit anzubieten.

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24. April 2024 um 12:52 Uhr
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