EA Sports UFC

(Artikel)
Haris Odobašic, 09. Juli 2014

EA Sports UFC

So schön kann ein Kieferbruch sein

Wer gestern das Fußballspiel zwischen Deutschland und Brasilien geschaut hatte, dem sei verziehen, falls er sich so ab der 11. Minute fragen musste, ob das noch Fußball war oder grausamer Kampfsport. Denn in der Art und Weise, wie die deutsche Mannschaft die Hoffnungen eines ganzen Landes rücksichtslos dezimierte, könnte man sich durchaus an das Geschehen im Octagon bei UFC erinnert fühlen. Spätestens ab der zweiten Halbzeit war aber klar, dass selbst die härteste Mixed-Martial-Arts-Promotion hier nicht mithalten kann. Denn bei der UFC kann der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen, während die brasilianischen Lämmer um ihren Kapitän Tingeltangel-Bob von niemandem gerettet wurden. Und damit lasse ich diese dezent an den Haaren herbeigezogene Metapher sein und wende mich dem eigentlichen Thema heute: EA Sports UFC!

Denn wenn es um Sport geht, ist EA noch immer Primus und nachdem THQ lange Jahre Erfolge mit ihren UFC Undisputed-Spielen eingefahren hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis der große Publisher auch ein Stück von dem Kuchen abhaben wollte. Es fing mit EA Sports MMA an, doch nachdem THQ-Pleite ging, sicherte sich EA sofort die lukrative UFC-Lizenz. Denn wenn’s um’s Auf-die-Fresse-hauen zur Belustigung der Massen geht, ist die UFC mittlerweile nicht nur in vielen Märkten größer als Boxen oder Wrestling, sondern wirkt auch um einiges authentischer. So authentisch, dass in Deutschland die üblichen Verdächtigen sehr besorgt sind und es mal wieder eine Jugendschutzdiskussion gab aufgrund der Brutalität, aber das ist nur Nebenschauplatz.

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Was zählt, ist, was im Octagon passiert, einem achteckigen Käfig, in dem alle Kämpfe der UFC ausgetragen werden. EA setzt bei ihrem Spiel dabei auf das schon aus Tekken bekannte System, bei dem jeder der vorderen Knöpfe ein Körperteil steuert, also zwei Knöpfe für Faustschläge und zwei für Tritte vorhanden sind. Schultertasten können zusätzlich benutzt werden, um eben diese Aktionen weiter zu modifizieren, so dass jeder Kämpfer eine gute Auswahl an Schlag- und Trittaktionen hat, die im taktischen Gameplay geschickt eingesetzt werden wollen. Denn jeder Kämpfer hat Ausdauer und man will sich nicht unbedingt zu sehr verausgaben und zu viel Energie in eine fehlgeleitete Offensive stecken, um dann dem Gegenschlag wehrlos ausgeliefert zu sein.

Viele Elemente, die man aus der UFC kennt, sind auch in diesem Teil des Gameplays wiederzufinden. Man hat den Eindruck, dass jederzeit ein K.O. folgen könnte, das Geschehen ist großartig inszeniert und die Kämpfe strotzen nur so vor Spannung, weil das Momentum einfach immer wieder wechseln kann.

Der andere Teil des MMA-Sports findet sich im Kampf auf dem Boden. Denn auch den Gegner zum Aufgeben zu bringen ist eine legitime Möglichkeit, ein Match für sich zu entscheiden und so hat man auch hier eine Reihe von Möglichkeiten, angefangen vom Takedown – den Gegner aus dem Stand auf den Boden zu befördern – bis hin zu bitterbösen Aufgabeaktionen auf dem Boden. Hier schwächelt EA Sports UFC leider etwas, denn was in der Realität ein spannender Kampf um jeden Zentimeter ist, ist im Spiel ein eher unpräziser Mischmasch beim Kampf um die beste Position. Es ist vollkommen undurchsichtig, wieso beispielsweise ein Kämpfer mit voller Ausdauer sich nicht aus einem Bodengriff befreien kann, obwohl der Gegner sich schon vollkommen ausgepowert hat. Das Minispiel, bei dem man den Gegner zum Aufgeben bringen soll, ist hingegen trotz seiner abstrakten Art – man versucht durch Bewegung des Sticks aus einem Sechseck zu entkommen – ganz gut gemacht und sorgt für genug Spannung.

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Bei den Spielmodi gibt es das, was zu erwarten wäre, und nicht viel mehr. Neben einem soliden Online-Modus und den üblichen Prügelmöglichkeiten ist der Ultimate-Fighter-Mode zentraler Bestandteil. Hier baut man, an die UFC-TV-Show "The Ultimate Fighter" angelehnt, einen Neuling zum UFC-Star auf. Videos und Zwischensequenzen versuchen diesen Modus etwas aufzulockern, können aber nicht ganz darüber hinwegtäuschen, dass man eigentlich nur Trainings und Kämpfe nacheinander absolviert ohne große Abwechslung. Dennoch, für einige Stunden fesselt dieser Modus.

Grafisch könnte man gleich die Parallele ziehen mit Fight Night, der Reihe an der die Entwickler für EA vorher gewerkelt hatten. Denn als Fight Night damals auf 360/PS3 Debüt feierte, setzte man gerade bei den Charaktermodellen Standards und überzeugte auch insbesondere mit dem Schadensmodell. Auch UFC ist in diesem Bereich einsame Spitze: so gute Figuren findet ihr in keinem anderen Spiel zurzeit, sowohl Gesichter als auch Körper sind einfach brillant modelliert. Abstriche muss man dafür gerade bei den Animationen machen. Einerseits läuft das Spiel nur mit 30 FPS, was bei so einer teilweise schnellen Kampfsportart durchaus etwas ins Gewicht fällt. Andererseits findet man immer mal wieder auch etwas hakelige Animationsübergänge, zum Beispiel wenn man am Boden kämpft, was insoweit störend ist, da das letzte UFC-Spiel von THQ, ehe der Publisher Pleite machte, gerade in diesem Bereich sehr stark war. Da sah man kaum, dass sich eine Animation wiederholte, geschweige denn, dass die Übergänge so unsauber waren.

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EA Sports UFC ist ein rundum gelungenes Spiel, fühlt sich aber an einigen Stellen zu sehr danach an, wie als wenn es eine Evolution der Fight-Night-Reihe wäre. Gerade die Aspekte des Bodenkampfs fühlen sich an manchen Stellen noch nicht ganz durchdacht an und können sich hakelig spielen. Doch das Grundgerüst gefällt wirklich und das Schlagsystem überzeugt, weswegen jetzt schon MMA-Fans viel Spaß geboten wird. Und das Potenzial, was aus allen Ecken und Enden strömt, verspricht, dass ein Nachfolger im Genre tatsächlich ein Zeichen setzen könnte. Haris

EA Sports UFC

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B
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Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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18. Juni 2014
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