Microsoft @ E3 2014

(Artikel)
Haris Odobašic, 04. Juni 2014

Microsoft @ E3 2014

Was planen die Redmonder?

Microsoft sieht sich unter Druck gesetzt. Die Xbox One ist zwar kein Flop -- sie verkauft sich im direkten Vergleich etwas besser als die Xbox 360, welche ihrerzeit mehrere Vorteile ausnutzen konnte, wie einen Mangel an Konkurrenz, einen niedrigeren Preis und einer Verfügbarkeit in mehr Ländern -- doch angesichts des PS4-Erfolgs reicht das einfach nicht aus. Nachdem der Verkaufszahlschub durch Titanfall nicht die erhoffte Höhe erreichte und man gerade im Heimatland Amerika auch nur den zweiten Platz einnimmt, sehen sich die Redmonder im Zugzwang und mit der E3 in diesem Monat würde man meinen, dass es der perfekte Zeitpunkt wäre, um große Ankündigungen zu machen, wenn man die Aufmerksamkeit der gesamten Medienwelt auf sich gerichtet spürt.

In diesem Kontext ist Microsofts Strategie kurz vor der großen Spielemesse durchaus merkwürdig. Im Verlauf der letzten paar Wochen hat Microsoft mehrere größere und kleinere Ankündigungen gemacht: die kinectlose Xbox One für 399 €, Xbox Live Games with Gold für Xbox One, Streaming-Apps nun auch ohne Gold-Abo nutzbar, viele neue Apps, wie Twitter und Vine. Alles Ankündigungen, die man so auf der Bühne einer E3-Pressekonferenz erwarten würde und die nun vorgezogen wurden. Microsoft schafft Platz. Und es sind nicht nur formelle Ankündigungen, die betroffen sind, auch im Bereich der Spiele hat Microsoft ein paar Salven abgefeuert. Mehr Infos zu Quantum Break wurden direkt auf die Gamescom verschoben, Sunset Overdrive durfte ausführlich von mehreren Magazinen angespielt werden und mit Forza Horizon 2 gab es sogar eine komplette Neuankündigung.

Drei große Exklusivtitel, die nun im Vorfeld verfeuert wurden. Quantum Break dürfte auf der E3 höchstens eine Fußnote wert sein, Sunset Overdrive was für die Trailer-Show und einzig von Forza Horizon 2 ist mehr zu erwarten, da noch keinerlei Videomaterial gezeigt wurde. Bleibt also viel Zeit für mehr Inhalte, doch womit will Microsoft all das füllen? Die Menschen hinter der Xbox waren auf Twitter überraschend offen, allen voran Head of Xbox, Phil Spencer. Seitdem er eine stärkere Rolle bei Microsoft einnimmt, weht ein frischer Wind durch die Xbox-Division, ist Phil Spencer doch selbst passionierter Gamer. Alleine schon, dass sein Lieblingsspiel Voodoo Vince ist, spricht Bände. Wer, verdammt noch mal, kennt Voodoo Vince? Ok, Paul anscheinend.

Phil Spencer hatte schon vor Monaten aus dem Halo-2-Remake ein offenes Geheimnis auf Twitter gemacht und reagierte auch in den letzten Tagen auf allerlei Anfragen der Spielergemeinschaft. So will Microsoft auf der E3, wie auch im letzten Jahr, vor allem Spiele zeigen inklusive einiger kompletter Neuvorstellungen. Dabei werden sowohl Sequels als auch ganz neue IPs präsentiert, inklusive neuer Partnerstudios. Zusätzlich wird man auch eine Anzahl von Third-Party-Entwicklern auf der Bühne haben – das ist wohl ein Zeichen für die obligatorische Call-of-Duty-Pinkelpause – und auch Indies mehr Platz bieten. Außerdem soll ein breites Genre-Spektrum abgedeckt werden, der ein oder andere Hinweis von Phil ließ sich sogar so interpretieren, dass Microsoft auch ein paar japanzentrische Titel in der Hinterhand hat.

Uns erwartet also eine Konferenz, die von vorne bis hinten mit Spielen gefüllt sein wird, aber, bis auf zwei Halo-Spiele, steckt quasi der gesamte Rest im Verborgenen. Und das ist auch gut so: die letzten paar Jahre gab es so viele Leaks zur E3, dass ein bisschen von der Spannung und Magie verflogen war. Die Pressekonferenzen wurden zu einer simplen Checkliste, bei der man abgeglichen hat, wie viele der Leaks sich im Vorfeld bewahrheitet hatten, während echte Überraschungen Fehlanzeige waren.

Schon letztes Jahr hatte Microsoft, wenn es um die Spiele geht, die beste Pressekonferenz auf die Beine gestellt. Und mit den gegebenen Voraussetzungen haben die Redmonder das Potenzial, dieses Jahr das noch mal zu überbieten und eine mächtige Breitseite im Kampf gegen Sony abzufeuern. Denn zurzeit hat die Playstation 4 mit einem eher mickrigen Spieleangebot zu kämpfen – für den Herbst ist bisher nur ein einziger Exklusivtitel angekündigt, das oft verschobene Driveclub – und hier könnte Microsoft ein Zeichen setzen. Zumindest für 24 Stunden, ehe es Sonys Antwort gibt. Haris

Kommentare

Ben
05. Juni 2014 um 10:27 Uhr (#1)
Der Rückzieher bei Kinect ist schade, weil er vermuten lässt, dass die Kinect-Features bald vernachlässigt werden. Es wird auch Entwickler abschrecken, Kinect essentiell ins Spiel zu integrieren, weil die Userbasis nicht mehr gewährleistet ist.

Ich bin gespannt, wohin sie mit ihrer Konferenz den Fokus rücken werden. Klar ist wohl: weg von Kinect.
Haris
05. Juni 2014 um 17:20 Uhr (#2)
Dazu passt ja auch die Ankündigung, dass man durch den Wegfall von Kinect mehr Leistung für die Entwickler verfügbar ist. Fragt sich nur auf welche Kosten, sprich, welche Kinect-Features dafür wegfallen. Wenn bsp. die Sprachsteuerung in manchen Titeln deswegen überhaupt nicht funktioniert, wäre das schon sehr schade...
Ben
05. Juni 2014 um 18:57 Uhr (#3)
Es macht das ganze Konzept etwas kaputt, von daher ist es etwas traurig, dass Microsoft so schnell seinen Glauben daran verliert.
Rian
05. Juni 2014 um 21:56 Uhr (#4)
Vielleicht ist das ein ausgebuffter Plan, um die Verräter unter den Kunden zu trollen. Zum Beispiel, indem sie Halo 5 nur exklusiv für Konsolen mit integrierter Kinect bringen, nur um hinterher sagen zu können: Tja, hätte, hätte, Fahrradkette!
Ben
05. Juni 2014 um 23:58 Uhr (#5)
Oder es gibt in Halo 5 ein optionales Feature, durch das man mit einfachen Sprachkommandos starke Angriffe auslösen kann.

"Xbox, Kill Player one."
hemingway
Gast
08. Juni 2014 um 22:25 Uhr (#6)
Oder Microsoft zieht endlich die Konsequenz aus dem offensichtlichen Scheitern ihres Gesamt-Konzeptes und besinnt sich zurück auf die eigentliche Zielgruppe: Die eierlegende Wollmilchsau, also das "Multimedia-Entertain-System-für-die-ganze-Familie (auf-dem-man-auch-spielen-kann)", scheint einfach nicht (welch Überraschung bei dem Preis) gewünscht zu sein.
Vielleicht will die Mehrzahl der Gamer einfach eine Spielekonsole^^
Rian
09. Juni 2014 um 00:42 Uhr (#7)
Spielekonsole für Gamer? Das ist doch albern!
Haris
09. Juni 2014 um 20:42 Uhr (#8)
@hemingway
Angesichts von Nintendos derzeitigem "Erfolg", halte ich das für eine eher gewagte Behauptung. Es gibt sicher eine Gruppe von Gamern, die eine Konsole haben will, die nur Spiele abspielen kann und das war's -- aber diese Gruppe dürfte klar in der Minderheit sein. Sonys PS4 verkauft sich ja auch wie geschnitten Brot (und, wie im Artikel erwähnt, verkauft sich die One im direkten Vergleich besser als die 360, die ja auch ziemlich erfolgreich war) obwohl sie von den Multimediafeatures der Xbox One nur minimal hinterherhinkt.
hemingway
Gast
10. Juni 2014 um 09:38 Uhr (#9)
Nitendos derzeitiger "Erfolg" hat zu großen Teilen damit zu tun, dass es mit Mario Kart 8 endlich ein richtig gute SPIEL gibt, dass den Kauf der SPIEL-Konsole rechtfertigt (vgl. Ben's Artikel zu Marion Kart 8.
Warum sollte man sich die XBOX ONE kaufen? Kinect suckt, Sprachsteuerung nicht mehr als ein kurzweiliges gimmick, gute Spiele sind a) rar und b) kommen ebenfalls für die 360...
Das Spieleangebot für die PS4 ist zwar nicht viel besser, aber im direkten Vergleich ist die Konsole einfach 100 Euro günstiger und das Kinect-äquivalente Gimmick kein must-have, sondern optional.
In diesem Zusammenhang sagt es viel, dass Microsoft die XBOX ONe jetzt 100 Euro günstiger macht und Kinect nicht mehr ein must-have, sondern optional ist
Haris
10. Juni 2014 um 11:45 Uhr (#10)
Ich glaube du hast mein "Erfolg" missverstanden. Was ich damit sagen wollte ist: Nintendo hatte gerade im Herbstgeschäft einige richtig gute Spiele für die Wii U wie Super Mario 3D World und Wind Waker HD im Angebot, wurde aber dennoch von den Konsolen inklusive Entertainment-Funktion gnadenlos weggefegt, obwohl diese kaum spielenswerte Spiele im Angebot hatten. Und auch während der jetzt anwährenden Flaute -- in den letzten 6 Monaten haben sowohl PS4 als auch Xbox One jeweils ein spielenswertes Exklusivspiel spendiert bekommen -- verkauft sich die Wii U dennoch konstant schlechter als die Konkurrenz. Deswegen zweifel ich einfach daran, dass der Anteil der Spieler, die einfach nur ein Gerät zum Spielen haben wollen und alles an mehr als störendes Beiwerk oder Gimmick empfinden, ein besonders hoher am Gesamtmarkt ist.
Ben
10. Juni 2014 um 13:37 Uhr (#11)
@Haris
Ich glaube allerdings nicht, dass die besseren Zahlen bei Microsoft und Sony auf das Spieleangebot zurückzuführen sind. Ein spielenswerter Exklusivtitel ist für viele noch kein Kaufargument. Die Probleme mit der Wii U sind eher konzeptuell; Die Innovationen überzeugen bisher kaum neue Kunden und die alte Kundschaft moniert die mangelnde Hardware-Power. Ich glaube, dass sich deshalb PS4en mit nur einem Spiel besser verkaufen als Wii Us mit drei oder vier überzeugenden Spielen. Mit der Hardware einer PS4 oder Xbox One investiert man in die Zukunft, man kauft sich das Gefühl "Next Gen", auch wenn das Angebot es bisher nicht voll hergibt.

Analog glaube ich, dass das Problem der Xbox One im Vergleich zur PS4 eher konzeptuell ist. Bis zu dieser E3 fand ich das Spieleangebot auf der Xbox One etwas überzeugender als das der PS4. Die meisten Spieler waren aber von 400 Euro für eine Konsole ohne Kamera mehr überzeugt als von 500 Euro für ein Gerät mir Kamera. In dieser Anfangsphase mit magerem Softwareangebot auf beiden Seiten ist das ein wichtiges, distinguierendes Argument. Und es wird der wichtigste Grund sein, warum Sony die Nase ein Stückchen vor Microsoft schieben konnte.
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19. April 2024 um 14:43 Uhr
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