Wer kann fliegen wie Weltmeisterlein und saugt geschwind die Feinde ein? Der Kirby! Und er saugt nicht nur, er schluckt auch. Das Cover von Kirby: Triple Deluxe fasst es zusammen: Da ist ein großer rosa Ball mit einem Loch in der Mitte. Aber das ist kein Loch, sondern sein großer, offener Mund. Und da kommt nichts raus, da gehen die Dinge einfach nur rein. Er holt Luft zum großen Saugangriff, da bringt man sich lieber in Deckung. Busch und Baum? Weg! Steinblock? Weg! Ein Vögelchen? Weg, weg, weg! In Triple Deluxe saugt Kirby mehr denn je und das ist einfach großartig.


Kirby saugt und schlingt, wo Mutti sonst nur wischen kann. Da sind ratzeputz die Feinde weg. Die jeweilige Expertise des Feindes scheidet Kirby quasi als Verdauungsprodukt wieder aus - und übernimmt sie. Wie in früheren Spielen kann der Flauschball auf diese Weise neue Fähigkeiten erhalten und wechseln. Ich schlendere also über eine idyllische, grüne Wiese und plötzlich: Gefahr, ein Zirkuskünstler! Mit einem Haps ist der im Mund. Fortan bin ich Zirkus-Kirby und beherrsche die geheimen Künste der Jonglage! Der nächste Feind ist ein laufender Stein. Das klingt irgendwie öde, da jongliere ich ihn zu Tode. Schließlich taucht ein Kämpfer auf, der so allerhand krasse Fighting-Moves beherrscht. Da bekomme ich sofort den Saugreflex und pupse die Zirkus-Power per Tastendruck wieder aus. Kämpfer-Kirby ist eine Wucht! Eine vollwertige Kampfmaschine, inklusive Hadouken und Shoryuken. Eine neue Fähigkeit ist also nicht immer mit einem einzelnen Angriff gleichzusetzen, sondern kann Kirby eine Vielzahl von Angriffen und Möglichkeiten verleihen. Zirkus-Kirby kann beispielsweise auch auf einem Ball balancieren (gefährlich!) und Luftballons zum Platzen bringen (gefäääährlich!). Die Feinde und Fähigkeiten sind zahlreiche, viele sind ähnlich kreativ wie Zirkus- und Kämpfer-Kirby.


Auch beim Leveldesign wehen in Triple Deluxe keine lauen Lüftchen. Ähnlich wie bei Super Mario 3D Land strotzen die Level vor Kreativität und machen trotz ihrer 2D-Struktur ständig Gebrauch von der dritten Dimension (inklusive Stereo-3D-Effekt). Während ich im Vordergrund so allerhand verschlinge, kann ich in der Hintergrundebene schon beobachten, wie sich weitere Feinde tummeln oder Zusatzleben sich allzu offensichtlich - aber momentan unzugänglich - verstecken. Am Wegesrand liegen dann Sterne herum, die am Ende eines Pfades den voll gefressenen Kirby auf die nächste Ebene hieven, durch die er sich futtern muss. Manchmal sind Feinde so geschickt platziert, dass man genau hinsehen muss, um zu bestimmen, in welcher Ebene sie sich befinden, sodass man ihnen ausweichen kann oder eben nicht. Andere Level benutzen Spiegel in der Hintergrundebene, die unsichtbare Elemente sichtbar machen und Illusionen aufdecken. Dann gibt es Bäume, die aus den anderen Ebenen herüber fallen, Kanonen, die zwischen den Ebenen hin- und her feuern, oder Feinde, die aus dem Hintergrund hereinspringen. Man muss ständig auf verschiedene Ebenen achten, die nicht einfach nur an die Wand gemalt sind, sondern genauso reale Gefahren (und Leckerbissen) bereit halten wie die Fläche, auf der man sich gerade befindet.


Kirby ist nicht nur ein kleiner Nimmersatt, sondern hamstert auch so allerhand Kram in seinen Bäckchen. In jedem Level sind mehrere Sonnensteine versteckt, die man finden muss, um damit den Bosslevel zu öffnen. Und dann gibt es noch einen Arsch voll Anhänger, die man sammeln kann, um... sie einfach zu sammeln. Kirby ist von innen endlos, da bietet sich so ein Hobby doch an. Um an die glitzernden Objekte zu gelangen, muss man neben etwas Plattforming-Gespür ("Das ist gar kein Abgrund, sondern ein Versteck!") auch einige Rätsel lösen. Neben Physik- und Schalterrätseln muss auch Schlüssel sammeln, sich beeilen oder den 3DS nach links und rechts kippen, um Plattformen zu bewegen oder Wasser umzuschütten. Solche Rätselräume sind eine spannende Abwechslung im fresslastigen Alltag von Kirby und machen guten Gebrauch von den alternativen Steuerungsmöglichkeiten des 3DS.


Das Beste kommt aber noch! Ihr habt Kirby nicht gespielt, bevor ihr nicht die ultrakrasse Wunderbeere gefuttert habt. Die ist so mirakulös-monstermäßig, da bleibt euch die Luft weg. Da schießt so eine Ranke aus dem Boden, daran baumelt eine schillernde Frucht, die in allen Regenbogenfarben glitzert. Nein Kirby, nasch nicht von der verbotenen Frucht! Okay, doch. Nasch sie und nasch sie hart! Schling sie runter! Schluck ihre saftigen Stücke, wie du noch nie geschluckt hast! Zieh sie durch deine Schläuche, lass nichts davon übrig! Wenn Kirby die spektakuläre Wunderbeere gefressen hat, scheint ihm der Regenbogen aus dem Arsch. Man wird zu Supernova-Kirby, was seine Saugkraft um ein Vielfaches verstärkt. Dann beginnt der große Saugangriff. Es ist immer wieder ein Wunder, dieser Naturgewalt bei der Arbeit zuzuschauen. Man kann sich einfach nicht daran satt sehen! Der ganze Bildschirm kippt zur Seite, bebt und wackelt, wenn der Riesensauger am Werk ist. Der kleine Racker saugt als gäbe es kein Morgen mehr. Da reißt man Ziegel aus den Wänden, entwurzelt Bäume und zieht sich Riesenaale durch die Dunstkiepe, wie eine ausgehungerte Python zur Mittagszeit. Die drei kleinen Schweinchen hatten Angst vor dem Husten und Pusten des Wolfes? Die können sich warm anziehen, denn Kirby saugt nicht nur ihre Behausung ein, sondern verschlingt sie im Stück gleich mit. Ganze Gegnerscharen werden samt der Umgebung mit eingesaugt, das merkt Kirby nicht mal. "Was juckt da so am Gaumen? Habe ich etwa einen Meta Knight zwischen den Zähnen?" Ich frage mich, ob in Kirbys Bauch ein eigenes Universum existiert, in dem dann alle Feinde, die er je eingesaugt hat, glücklich zusammen leben und Party feiern. Das wäre schön.

Kirby: Triple Deluxe ist der neue König auf dem Thron der Kirby-Spiele und reiht sich ganz oben in die Top-Plattformer auf dem Nintendo 3DS ein. Kreatives Leveldesign, abwechslungsreiche Rätsel und eine großartige Präsentation von Kirbys Fähigkeiten machen Triple Deluxe zu einem erstklassigen Spiel. Die Level lassen sich Häppchenweise unterwegs spielen oder zu Hause auf der Couch am Stück herunterschlingen. Eines ist nach dieser Malzeit auf jeden Fall klar: man hat Hunger auf mehr. Doch keine Sorge, nach dem ersten Durchspielen erwartet den Spieler ein New Game Plus, bei dem man in die Haut einer anderen Figur schlüpft und es mit härteren Bossen zu tun bekommt. Bei dem Gedanken daran läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen. Greift zu, solange es noch warm ist, dieses Spiel wird euch schmecken. Ben