Lightning Returns: Final Fantasy XIII

(Artikel)
Haris Odobašic, 26. Februar 2014

Lightning Returns: Final Fantasy XIII

Das Ende. Endlich.

Ich glaube, noch in vielen Jahren wird man, wenn es um japanische Rollenspiele geht, darüber diskutieren, wieso Square-Enix aus Final Fantasy XIII eine Trilogie machte. Vielleicht wollte man nach dem schlechten ersten Teil unbedingt einen Weg finden, den Schaden wieder gut zu machen. Oder möglicherweise hat das Investment in die Crystal Tools Engine so viel gekostet, dass man einfach so viele Spiele wie möglich aus ihr ziehen musste. Ob wir die Antwort jemals erfahren werden, steht in den Sternen, aber zumindest kann man sich sicher sein, dass Lightning Returns: Final Fantasy XIII da ist, um das Ende zu markieren. Wirklich.

Aber, ohne zu viel spoilern zu wollen, kurz die Story: 500 Jahre nach dem Ende von XIII-2 wird Lightning vom letzten verbleibenden Gott Bhunivelze aus dem ewigen Schlaf im Kristall geweckt, mit der Mission die Seelen von so vielen Menschen wie möglich zu retten, da nach 13 Tagen die Welt untergehen wird und nur die geretteten Seelen in die neue, vom Gott geschaffene Welt herüberwandern können. Was simpel anfängt, wird, wie man es von den zwei Vorgängern schon gewohnt ist, natürlich um einiges komplizierter, bis zu dem Punkt, dass man der Geschichte nur schwer folgen kann, wenn man nicht noch alle möglichen Zusatzmaterialien durchliest. Es wird wieder sehr metaphysisch.

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Doch wo man die Story vielleicht noch tolerieren – und mit viel Willen sogar die tieferen Facetten der Geschichte ergründen und daraus eine gewisse Befriedigung ziehen kann – fällt das bei der Hauptfigur schwerer. Seien wir ehrlich: Lightning ist Cloud nach einer Geschlechtsumwandlung. Die beiden teilen sich so viele Charakterzüge, dass es schon fast unheimlich ist, nur mit dem Unterschied, dass man Cloud noch tolerieren konnte - denn er hat meistens die Klappe gehalten, während Lightning eigentlich dauernd unnötig was zu sagen hat. Ihre Persönlichkeit macht sie schon schwer erträglich und dass sie in drei Spielen keinerlei nennenswerte Charakterentwicklung durchgemacht hat, verstärkt diesen Effekt. Im neuesten Teil nimmt man ihr dann schließlich vielleicht ihre einzige gute Seite weg: Wo Lightning nämlich vorher überraschend wenig sexualisiert war für einen weiblichen Charakter in einem JRPG, fährt das Spiel voll auf der Fanservice-Schiene und bietet Dutzende an Outfits zum Anziehen für die Protagonistin.

Wer jetzt bei Outfits erst mal an Final Fantasy X-2 zurückdenkt, liegt gar nicht so falsch. Auch in diesem Teil entscheidet sich viel im Spiel dadurch, was ihr gerade tragt. Statt mit einer Party zieht ihr nun alleine in den Kampf. Dafür habt ihr aber die Möglichkeit, per Tastendruck jederzeit eure Kleidung zu wechseln. Das hat natürlich nicht nur kosmetische Auswirkungen: vor Kämpfen könnt ihr bis zu drei verschiedene Hauptschemata festlegen, die aus Outfit, Waffe, Schild, Accessoires und natürlich Fähigkeiten bestehen. Da die Ausrüstungsgegenstände eigene Statistiken und Fertigkeiten mitbringen und ihr gleichzeitig nur bis zu vier Fähigkeiten, die auf die Aktionstasten gelegt werden, festlegen könnt, ist es entsprechend nötig klug zu planen.

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Im Kampf führt diese Änderung zu einem dynamischeren Spielgefühl. Jedes Schemata hat seinen eigenen ATB-Balken, der sich nur sehr langsam beim aktiven Setup auflädt, aber dafür bei den anderen umso schneller. Da jede Aktion vom Balken zehrt, müsst ihr quasi dauernd wechseln. Einerseits, um eben genug Energie für eure Aktionen zu haben, aber auch wegen der Limitationen. So werdet ihr beispielsweise nicht unbedingt einen Deckungsknopf in jedem Schemata haben und deswegen geschickt mit euren ATB-Balken haushalten müssen, um bei fetten Gegnerattacken noch genug für einen wichtigen Block zu haben. Das hat stellenweise nur noch wenig mit dem rundenbasierten Kampfsystem der Vorgänger zu tun und fühlt sich eher wie ein Action-RPG an.
Andere Aspekte hingegen wurden von den Vorgängern übernommen, wie das Stagger-System, bei dem man Feinde durch konstanten Schaden mit bestimmten Attacken in einen Betäubungszustand versetzen kann, bei dem sie besonders anfällig für eure Angriffe sind.

Insgesamt macht das neue Kampfsystem die Konfrontationen aber echt spannend und zu einer ziemlichen Herausforderung. 08/15-Kämpfe, die man gerade von der Final-Fantasy-Serie gewohnt ist, und wo es nur darum geht die Feinde mit ein paar Schlägen niederzumachen, sind selten und man muss immer mit voller Aufmerksamkeit dabei sein. Das dürfte ohne Frage die Leute abschrecken, die ein gemütlicheres Kampftempo bevorzugen, aber gerade Fans von Action-RPGs dürften sich hier vollkommen zu Hause fühlen. Für die Reihe ist es eine sinnvolle Entwicklung in eine modernere Richtung und dürfte Skeptikern in Hinblick auf Final Fantasy XV doch etwas Hoffnung machen.

Doch leider werden diese guten Ansätze beim Kampfsystem durch ein zentrales Element des restlichen Spiels kaputt gemacht: dem Zeitlimit. Das Lightning nur 13 Tage Zeit hat, die Seelen der Menschen vor dem Weltuntergang zu retten, wird nämlich auch im Spiel umgesetzt. Persönlich bin ich ja ein großer Fan von solchen spielübergreifenden Zeitlimits, doch die Umsetzung in Lightning Returns ist einfach nur misslungen.
Der Zweck des Zeitlimits ist klar: es soll dem Spieler das Gefühl vermitteln, dass er nicht einfach jede Person retten kann, dass Lightning selbst als von Gott geschickte Erlöserin ihre Grenzen hat. Doch wie das Spiel dieses Gefühl dann umsetzt, ist einfach nur schrecklich. Das fängt schon bei den Quests an. In Lightning Returns verbessert man nämlich seine Eigenschaften nur durch erfolgreichen Abschluss einer Mission. Doch ein Großteil dieser Missionen scheint so gestaltet zu sein, dass man mit ihnen möglichst viel Zeit verschwendet. Questgeber erscheinen nur zu bestimmten Uhrzeiten, ohne dass ihr wisst, wann. Das, und Missionen, die euch quer über die Landkarte irren lassen, sind nur zwei der häufigeren Beispiele, wie die 13 Tage bis zum Ende der Welt mit unspaßigem Inhalt gefüllt werden.

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Und dabei sind die Missionen wirklich wichtig, denn der Schwierigkeitsgrad ist ziemlich knackig und schwankt stark. Es kann locker passieren, dass ihr in einem Areal reihenweise Gegner findet, die nach wenigen Schlägen kapitulieren, nur damit euch dann plötzlich ein Feind begegnet, der eure halbe Lebensenergie mit einer Attacke abzieht und ohne perfekt abgestimmte Schemata quasi unbesiegbar ist. Wollt ihr nun aus einem solchen Kampf fliehen, zum Beispiel, um was an der Ausrüstung zu ändern oder erst mal ein paar Heiltränke zu kaufen, müsst ihr euch die Flucht erkaufen mit, ihr könnt es euch sicher schon denken, Zeit. Da ist es auch nur ein sehr schwacher Trost, dass man jederzeit speichern kann.
Als Spieler fühlt man sich eigentlich die ganze Zeit gehetzt, was nicht zum Rest des Spielflusses zu passen scheint. Am besten erkennt man das vielleicht an den Dialogen mit Hope Estheim, der euch als Informant zur Seite steht und quasi durchgehend mit euch kommuniziert. Diese Dialoge sind nämlich meistens ziemlich lang und ausufernd. So lang, dass sie meist einfach mittendrin unterbrochen werden, weil man plötzlich in einem Kampf ist, eine Questsequenz startet und ähnliche Unterbrechungen stattfinden. Meistens macht sich das Spiel nicht mal die Mühe, den Dialog mit Hope fortzusetzen, wenn es wieder normal weitergeht.

Am Ende war ich bei Lightning Returns einfach froh, dass es vorbei war. Nicht nur das Spiel, nein, die gesamte Final-Fantasy-XIII-Trilogie, die ohne Frage die einst große Rollenspielreihe so schwer beschädigt hatte wie kein Titel zuvor. Auch wenn die neuen Ideen das Spiel für eine andere Klientel zugänglich machten dürften, blockiert leider die verwobene und oftmals überkomplizierte Story den Zugang für alle außer die härtesten Fans. Und selbst diese müssen sich leider wirklich fragen, ob ihnen der Frust es wert ist. Denn zwar ist Lightning Returns keine so große Katastrophe wie FFXIII, hat es doch zwischen all den Zeitlimitkrämpfen auch viele Highlights in Zwischensequenzen und spannenden Kämpfen, doch die Schwächen im Spieldesign sorgen allzu oft für ein sehr rüdes Erwachen. Haris

Lightning Returns: Final Fantasy XIII

(Ranking)
C
RANK
Gut gemeint. C-Spiele haben ihre strahlenden Momente, aber in entscheidenden Situationen wird großes Potential verschenkt. Über keine anderen Spiele kann man sich so sehr ärgern.

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RELEASE
14. Februar 2014
PLATTFORM
Playstation 3
Plattform
Xbox 360
Plattform

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