Killzone: Shadow Fall

(Artikel)
Benjamin Strobel, 12. Dezember 2013

Killzone: Shadow Fall

Gute Grafik, das war's

Sony lässt die Muskeln spielen und prahlt unverhohlen mit der technischen Überlegenheit der PS4 gegenüber der Xbox One. Aber wer A sagt, muss auch B sagen - oder: wer die Zähne zeigt, muss auch zubeißen. Das unumstößliche Beweisstück für die Pferdestärken der neuen Playse erreicht uns in Form von Killzone: Shadow Fall. Entwickler Guerrilla Games haben tief in den Zauberhut gegriffen und mit dem vierten Killzone für Konsole eine absolute Grafikhure rausgezogen.

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Große Areale, Licht- und Schattenspiele vom Feinsten, saubere Partikeleffekte und die Reflexionen - oh, die Reflexionen! - sind wirklich spitze. Natürlich in 1080p mit 60 FPS. Das Artdesign ist typisch Killzone, kam aber nie so gut zur Geltung wie in Shadow Fall. Im Vergleich zu früheren Ablegern sind die Areale, jedenfalls zum Teil, größer und offener. An diesen Stellen punktet das Spiel besonders, denn die Außenareale mit Gebäuden und Türmen, mit glänzenden Dächern und scharfen Texturen, sind eine echte Augenweide. Leider bringt das Spiel auch so manches dunkle Level mit, in dem der Spieler durch finstere Korridore streift und wie eine Motte zum Licht greller Monitore stürmt. Doch egal ob große Außenwelt oder enge Gänge, die Führung des Spielers durch die Level ist oftmals katastrophal. Regelmäßig habe ich mich in die Randgebiete der Level verirrt und wurde erst durch unüberwindbare Schluchten und unerklimmbare Felsen rüde darauf aufmerksam gemacht, dass es dort nicht weitergeht. Gerade in Außenarealen ist der Gebrauch von Invisible Walls exzessiv und stört immer wieder die Immersion. Missionsziele müssen durch Druck auf das Steuerkreuz erst hervorgehoben werden, verschwinden kurz darauf aber wieder vom Schirm. So wird es in den halboffenen Schlauch-Worlds von Killzone oft unürbesichtlich, sodass ich einen großen Teil meiner Spielzeit damit verbringen musste, wieder auf den rechten Pfad zu kommen. Ich bin kein Anfänger, ich habe schon viele Shooter gespielt, auch andere Killzones, aber so verlaufen habe ich mich selten.

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Das Kerngameplay bietet die üblichen Gegnerwellen und Punkte, die man halten muss, streut aber vermehrt ruhigere Areale ein, in denen Stealth eine größere Rolle spielt. So kann man Feinden mit dem Nahkampfmesser im Stillen den Garaus machen, ein zweites lautlos auf einen weiteren Feind werfen oder sich von oben auf die Gegner fallen lassen, um einen schnellen Death from Above zu ermöglichen. In den Korridorteilen des Spiels bietet sich diese Vorgehensweise häufig an, bleibt aber meistens optional. Das Schießen von Killzone: Shadow Fall hält ein paar neue Waffen bereit, auch die üblichen Granaten, und mixt das Ganze mit einer neuen Drone, die dem Spieler stets zur Seite steht. Üblicherweise ist das Teil die kleine Bitch des Spielers, um Terminals zu hacken, aber sie kann weit mehr als das. So besitzt sie einen Grapplehook, mit dem man sich von oben fix abseilen kann, um schnell eine Schlucht zu überbrücken oder Wege abzukürzen. Im Kampf kann man der Drone per Touchpad auf dem Controller verschiedene Aufgaben zuweisen, beispielsweise die Feinde anzugreifen oder ein Schutzschild vor dem Spieler zu errichten. Deckung in Shadow Fall ist an entsprechenden Objekten implizit, wenn man geduckt ist. Beim Schießen zielt man dann automatisch über die Deckung - insgesamt kann man das Spiel aber nicht als Deckungs-Shooter bezeichnen, da es eher eine Variante darstellt, das Gameplay sich aber nicht voll darauf stützt.

Laufen und Schießen in Killzone: Shadow Fall fühlt sich meistens generisch an, als hätte man diese Stellen schon gesehen, schon gespielt, irgendwann einmal in diesem oder einem anderen Spiel. Die Feinde erfordern selten spezielle Strategien, solange man darauf achtet, hinter Deckungen zu regenerieren, bis man weiter angreift. Die Waffen halten zwar nette Variationen bereit (etwa ein Maschinengewehr, das auch als Sniper fungiert), können den Kämpfen selbst aber nicht das nötige Gefühl von Neuheit und Frische abringen, das ein Shooter heute braucht, wenn er gegen eine Welt von Battlefields, Call of Duties und Halos bestehen möchte.

Im Vergleich zum Vorgänger Killzone 3 ist auch bedauerlich, dass der Koop-Modus nicht zurückkehrt. Kooperatives Spielen ist nicht nur im Trend und von Spielern oft gewünscht, sondern kann ein mittelmäßiges Singleplayer-Erlebnis zu einer unterhaltsamen Erfahrung aufwerten - Shadow Fall wäre ein guter Kandidat dafür gewesen und so ist es umso ärgerlicher, dass der Koop-Modus hier entfällt.

Der Multiplayer-Modus von Shadow Fall stellt die große Stärke des Titels. Der begehrte Online-Multiplayer "Warzone" kehrt wieder zurück: Hier wechselt das System zwischen verschiedenen Spieltypen über den Zeitraum eines Matches. Dabei können bis zu 24 Spieler gleichzeitig in die Schlacht ziehen und haben die Wahl zwischen drei Klassen: Assault, Support und Scout. Dabei besinnt sich das Spiel von vormals mehr Klassen auf das Wesentliche, ermöglicht aber mit unterschiedlichen Fähigkeiten auch verschiedene Spielweisen mit jeder Klasse. Ganz nach Marke Call of Duty bekommt der Spieler es nebenher mit rund 1500 Challenges zu tun, die er im Multiplayer erledigen und sich damit neue Erweiterungen für die 21 Waffen des Spiels verdienen kann. Besonders nett ist zudem die Möglichkeit, eigene Spielmodi zu konzipieren und mit anderen zu zocken, ganz nach dem Vorbild von Halo. Vom Singleplayer-Modus mag man schnell die Nase voll haben, doch online kann man sich eine ganze Weile in Shadow Fall verlieren.

Killzone: Shadow Fall fällt in seiner spielerischen Mittelmäßigkeit hinter vielen Shootern unserer Zeit zurück und wird wohl im Wesentlichen als Grafikdemo für die PS4 erinnert werden. Als Launchtitel ist es ein netter Heißmacher, der uns freudig erwarten lässt, was da noch kommen mag. Am Ende aber wird man von der Singleplayerkampagne des Spiels etwas gelangweilt und schulterzuckend zurückgelassen. Sie ist durchaus solide, kein völliger Flop und kein peinlicher Reinfall, aber von einem Exklusivtitel dieser Größe, und mit diesem Namen, war deutlich mehr zu erwarten. Wer dringend mehr Shooterstoff für seine neue PS4 sucht, darf sich den Titel mal ansehen, aber für sich genommen und vor dem Hintergrund des bestehenden Shooterangebots werden im Einzelspieler allenfalls Fans der Reihe zufrieden gestellt. Ben

Killzone: Shadow Fall

(Ranking)
B
RANK
Anständig. Stärken und Schwächen halten sich die Waage. Positive Überraschungen sind genauso selten wie negative. Unterm Strich muss man seine Spielzeit keinesfalls bereuen.

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RELEASE
29. November 2013
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Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.

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