"Wer braucht denn so was?" dachte ich im ersten Moment: eine Maus, die man quasi schon fast in ihre Einzelteile zerlegen kann, um sie für sich selbst zu optimieren. Der Gedanke hielt nicht lange, denn kaum hatte ich selbst ein paar der Zusatzteile anmontiert, die Größe der Maus angepasst und das Gewicht dezent erhöht, hielt ich plötzlich etwas in den Händen, dass der Mausperfektion so nah wie kaum ein anderes Computer-Bediengerät kam. Wenn Mad Catz von Anpassbarkeit spricht, dann versprechen sie nicht zu viel: keine Maus auf dem Markt kann besser an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden wie die R.A.T. 9, und zudem passen auch die technischen Daten: 6400 DPI-Sensor, zwei Mausräder, mehrere zusätzliche, frei programmierbare Knöpfe.

Zudem wurde, wie bei aller PC-Peripherie von Mad Catz, der Fokus auf ESports gelegt. Das heißt einerseits, dass die Verarbeitung erstklassig ist: nichts quietscht, neben Plastik kommt auch Edelstahl zum Einsatz. Man hat insgesamt den Eindruck, dass die Maus auch regelmäßigen LAN-Einsatz und mehrere Stürze problemlos überleben würde. Andererseits hat man hier, obwohl es eine schnurlose Maus ist, keinen Lag. Ich habe auch im Test mit einer kabelgebundenen Maus keinen Unterschied in der Reaktionszeit feststellen können.

Ein so mächtiger Sensor und eine so aufwändige Technologie in einer schnurlosen Maus, was kann das bloß für die Batterielaufzeit bedeuten? Um es kurz zu machen: sie ist weit unterdurchschnittlich, und dennoch ist das in der Praxis überhaupt kein Problem. Beim Spielbetrieb soll die Batterie bis zu neun Stunden halten, bei normaler Nutzung sogar ganze vier Tage, was auch ungefähr meinen Erfahrungen entsprach. Wer aber denkt, dass man nun nach neun Stunden erst mal eine Zockpause einlegen muss, hat sich getäuscht, denn Mad Catz liefert eine Ersatzbatterie mitsamt Ladestation mit. Während eine Batterie also in der Maus im Einsatz ist, lädt die andere auf und der Austausch dauert nur wenige Sekunden, so dass man wirklich von einem fliegenden Wechsel sprechen kann.


Das wohl genialste Feature der R.A.T. 9 ist aber der "Precision Aim“"Knopf an der Seite, der, solange er gedrückt wird, die Präzision der Maus signifikant erhöht: der Cursor bewegt sich langsamer, aber eben auch mit extremer Genauigkeit. Ich weiß nicht, wie ich jemals einen Shooter am PC ohne dieses Feature spielen konnte - mehr als ein Jahrzehnt Gamerkarriere quasi verschwendet. Nein, ich übertreibe nicht viel, dank Precision Aim habe ich wirklich eine massive Verbesserung in meiner Spieleleistung gespürt. Gerade, wenn es darum geht, den Headshot richtig anzusetzen, ist diese Funktion jenseits von gut und böse. Und selbstverständlich könnt ihr auch hier ordentlich einstellen, wie sehr sich die Präzision erhöhen soll.

Der einzige nennenswerte Kritikpunkt findet sich beim horizontalen Mausrad, welches weit unten nahe der Daumenablage platziert ist. Das Drehgefühl ist ein guter Mix aus Widerstand und flüssigem Drehen und eine schnelle Erreichbarkeit ist dank der Daumennähe gegeben, aber die Positionierung ist in der Praxis nur suboptimal, da es einfach nicht ganz ergonomisch ist, da mit dem Daumen dranzugehen. Man muss ihn etwas zu weit nach innen knicken und wird gerade beim Scrollen einer Konfrontation mit dem Zeigefinger nicht aus dem Weg gehen können, was auf lange Sicht unangenehm ist und auch nach der Eingewöhnungsphase auffällt. Selbst das Andern der Mauslänge half hier nur ein bisschen weiter.

Einerseits ist die R.A.T. 9 die beste Maus, die ich jemals unter meiner Handfläche haben durfte. Andererseits kostet sie gut und gerne jenseits der 100 €. Ist sie diesen Preis wert? Ich würde sagen ja, wenn auch nur mit einer Qualifizierung: wenn ihr wirklich den Bedarf für so ein Gerät besitzt. Denn wer "einfach nur" eine Maus zum Zocken haben will, der braucht so ein Wunderwerk nicht. Wer aber mehrere grundverschiedene Spiele auf dem Computer zockt oder gar Turnierambitionen hat, wird schnell dank Features wie den unterschiedlichen, programmierbaren Modi oder Precision Aim sowie der sehr hohen Genauigkeit spätestens bei den Resultaten merken, dass sein Geld gut investiert war. Haris