SCEE Media Preview

(Artikel)
Rian Voß, 21. August 2013

SCEE Media Preview

Die PK, die so nicht sein durfte

Google-Maps ist ein grandioser Betrüger. Nach einer halben Stunde an Umwegen schaffe ich es endlich zum Staatenhaus am Rheinpark, wo Sony zum SCEE Media Preview einlädt. Aber eigentlich bin ich ja mit meiner Irrfahrt selbst Schuld - als langjähriger Gamescom-Gänger sollte ich inzwischen besser wissen, wo in dieser kleinen Luftblase des Kölner Stadtgebiets alles liegt.

Drinnen herrscht Party-Atmosphäre: Gänge voller Menschen, Rock-Remixes bassen aus den Boxen und alles in kühles, blaues Playstation-Licht gehüllt, so dass man die Gesichter seiner Mitmenschen nur erkennt, wenn man es auch wirklich will. Nach Tanzen ist trotzdem niemandem zumute, stattdessen sind die Köpfe gebannt auf das Rolltreppenhäuschen gerichtet, welches den Aufstieg in Sonys wunderbare Ankündigungswelt verspricht - nur bewacht von ein paar Männern in Anzügen, die wir als Menge locker überrumpeln könnten. Stattdessen wird aber artig gewartet.
Dann geht ein Raunen durch die Menge. Die Tektonik kommt ins Rollen, die fleischgewordenen Erdplatten verschieben sich und nur kurze Zeit später sitze ich in einer unerwartet mittelmäßigen Pressekonferenz.

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Der Anfang war eigentlich noch vielversprechend: In völliger Stille setzt sich Shuhei Yoshida in einen von Spotlichtern beschienenen Ohresessel, browst gemütlich durch das hübsche, kachelige Dashboard der PS4 und landet schlussendlich bei einer Liveübertragung vom Multiplayer von Killzone: Shadow Fall. Ein kurzer Druck auf einen Join-Button und keine drei Sekunden später befindet sich Yoshida im Match und treibt in der flüssigen Action fleißig den Killcounter hoch. Danach wird per Share-Button noch flott ein Screenshot erstellt und mit dem eingetippten Kommentar "Let's start the show :-)" verdrückt sich Yoshida ohne ein Wort, aber unter Applaus, wieder von der Bühne.

Sony verlor im Anschluss leider keine Zeit, die angehobene Stimmung wieder zu drosseln. Ein bildloses Video ließ Entwicklergeblubber darüber erklingen, wie Sony Kreativität gepachtet hat und Innovation für die Entwicklung von Spielen wichtig sei - ein lahmer Zeitschinder, für den man seit 2011 eigentlich in den Knast gesteckt werden sollte. Der technische Fehler, der bis zum Auftritt von Jim Ryan (CEO Sony Computer Entertainment) nicht behoben werden konnte, wurde begleitet durch ein Musikstück mit den ironischen Lyrics: "Open your eyes!" Vielleicht war's doch Absicht?

Jim Ryan las derweil fleißig von den drei gut sichtbaren Telepromptern im Publikum ab und berichtete über Gran Turismo 6. Ein Trailer schreit: WIR HABEN AUTO-LIZENZEN! Wir flüstern zurück: Na und? Aber ernsthaft: Es sind eine riesige Menge namhafter Hersteller mit am Start - wer auf Realismus und Lizenzierung in seinen Rennspielen auch nur ein bisschen was gibt, hat hier innerlich gefeiert. Genannt wurde außerdem ein Releasedatum: 6. Dezember 2013. Zusätzlich wird es einen Spielfilm von den Produzenten Michael De Luca und Donald Brunetti geben.

Dann Little Big Planet Hub, ein neues LBP, das sich in erster Linie durch sein Free-to-Play-Verkaufssystem kennzeichnet und dadurch, dass man für seine Freunde (und die Welt an sich) nun Challenges erstellen kann. Man wird Kostüme und sonstige Bausteine im Kleinen dazu kaufen können, ansonsten wie üblich: Free to play.

Die Serie an Top-Ankündigungen des Anfangssegments wurde überflogen durch das Releasedatum von GTA5: 17. September. Außerdem gibt es ein eigenes GTA-5-Headset für die PS3. Und wer jetzt vorbestellt, bekommt... ok, ich habe diesen Teil nicht so ganz verstanden: Ich glaube, man bekommt einen Rockstar-Titel in Verbindung zum DLC zu einem 75%igen Discount, aber das Business-Englisch war an dieser Stelle very convoluted.

Als nächstes ein persönliches Fest für mich, den PS-Vita-Besitzer: Neue Spiele-Ankündigungen für den etwas vernachlässigten Handhelden. Insgesamt: Batman, Lego Marvel Super Heroes, Football Manager Classic 2014 und - haltet eure Hüte fest - Borderlands 2. Gerade Letzteres ist für die, zugegebenermaßen wahrscheinlich eher kleine, Nische an Vita-Besitzern, die sich das Spiel noch nicht gekauft haben, eine ziemlich geile Sache.
Des Weiteren gibt es Indie-Ankündigungen. So werden Starbound, FEZ, und Velocity 2x ihren Weg auf die Vita und die PS4 dieses Jahr noch finden. Und ab Mittwoch kostet die große Vita nur noch 199 Euro. Eine Preisminderung folgt ebenfalls für Speicherkarten.

Michael Denny (Senior Vice-President, SCE World Wide Studios) erhält das Wort und kündigt MurasakiBaby an, einen interessanten Titel, der stark auf die Touch-Steuerung der Vita baut. Hier muss ein Baby an die Hand genommen und durch eine bedrohliche Welt geführt werden, während man es vor allerlei Gefahren beschützt. Monster müssen per Touch aus dem Weg geräumt oder abgelenkt werden (eine fies ausschauende Verfolger-Nase lässt sich durch die Erschaffung eines wohlduftenden Blumenbeetes von der Fährte locken) und allgemein möchte man dem niedlichen Kleinkind wirklich nur helfen, helfen, helfen.

Weiter: Big Fest, ein Musikfestival-Manager. Echte Bands ohne Vertrag können hier über den Musikanbieter jamendo promoted werden. Man kann sich mit Freunden zusammenschließen, gegen sie antreten, Festivals besuchen und sich daran machen, der verdammt noch mal beste Musikpromoter überhaupt zu werden.

Der Indie-Ausflug wird durch ein Entwickler-Circlejerk beendet, wonach Mark Cerny (Lead System Architect) auftritt und enthusiastisch sehr viel über Design-Entscheidungen redet ohne irgendetwas zu sagen.

Nächster Auftritt: Shahid Ahmad. Er stellt dem Publikum die Frage, was "Indie" bedeutet, und beantwortet sie selbst: Freiheit.
In der nächsten Runde von Sony-ist-Indie werden verschiedene Entwickler und deren neue Titel, die alle zuerst auf PS4 und Vita erscheinen, vorgestellt: Rogue Legacy (PS4/Vita, nächstes Jahr), Binding of Isaac Rebirth (PS4/Vita nächsten Frühling, gratis für PS-Plus-Mitglieder), N++ (PS4, diesen Winter), Volume (von Mike Bithell, nächstes Jahr), Guns of Icarus Online, Wasteland Kings (PS4/Vita, nächstes Jahr), Hotline Miami (PS4/Vita, nächstes Jahr).

Weitere Ankündigungen umfassen neue Titel renommierter PS-Exklusiv-Entwickler, wie The Chinese Room (Dear Esther) mit Everybody's Gone to Rapture: ein in der CryEngine 3 entworfener Teaser zeigt einige kryptische Nachrichten aus dem Jahr 1984. Gezeigt werden post-apokalyptische verlassene Straßen, schöne Szenerien, eine Sonnenfinsternis und der Spruch, dass dieses Spiel mit dem Ende der Welt beginnt.

Das war schon recht interessant. Richtig aufgeregt wurde ich beim neuen Titel von Tequila Works: Rime. Durch eine einsame, aber sehr bunte und durch Wind Waker inspirierte Cartoon-Grafik sieht man einen kleinen Jungen laufen, der vom Aussehen und Verhalten her ganz ähnlich Wanda aus Shadow of the Colossus herumklettert, aber auch in der offenen Welt Rätsel löst und sich (ICO lässt grüßen) gegen Schattenmenschen wehren muss. Wird gut.

Von Helldivers, dem neuen Spiel der Magicka-Entwickler Arrowhead, hätte ich mir allerdings mehr versprochen: Aliens abschießen in einem 4-Spieler-Twinstick-shooter auf PS4, PS3 und Vita.

Weitere Titel umfassten Resogun, ein Shoot 'em Up für die PS4 von Housemarque, und Shadow of the Beast, welches in dem kurzen, animierten Teaser-Trailer wie ein interessantes Hack 'n' Slay exklusiv für die PS4 wirkte.

Und auch The Playroom durfte nicht aus bleiben: Auf jeder PS4 vorinstalliert findet sich dieses Kameraspiel, in dem man mit ins Videobild hineinmodifizierten Objekten spielen kann.
inFAMOUS: Second Son bekam einen neuen Trailer. Sieht immer noch interessant aus.

Ein neuer Killzone: Shadow Fall-Trailer enthüllte mehr Infos zur Warzone, einem extravaganten Wort für "Spielmodi einstellen": Man kann eigene Spielmodi kreieren, indem man an vielen Details Veränderungen vornimmt (etwa indem man den Stealth-vs.-Defense-Modus aus Splinter Cell kopiert) und diese Spielmodi dann online bereitstellt. Dementsprechend war auch das Motto "Play by your own rules" gedacht.

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Neu angekündigte Features waren der nächste Eintrag der Spiesekarte: jeder hat heutzutage eine Kooperation mit twitch und die PS4 wird keine Ausnahme sein. Zudem gibt es eine ganze Masse an Videoanbietern und Music Unlimited wird mit über 22 Millionen Tracks bei Konsolenlaunch zur Verfügung stehen. Außerdem darf man sich endlich eigene Hintergrundmusik in Spiele einbauen.
Zusätzlich wurden, um bessere Bandbreite zu erreichen, strategische Partnerschaften mit Anbietern Orange ono, virgin media und Deutsche Telekom geschlossen. Wie diese Partnerschaften aussehen und was das für Folgen haben wird, wird in Zukunft angekündigt.

PS Plus kam auch zur Sprache: 14 Tage Trial für jeden neuen PS4-Besitzer, außerdem gibt es Assassin's Creed 3 gratis für die Abonnenten des kostenpflichtigen Service. Es folgte der Stimmungstiefpunkt: Kauft PS Plus für ein Jahr und man bekommt 90 Tage gratis dazu. An dieser Stelle hat Jim Ryan so sehr auf Applaus gebaut. Dieser blieb vollkommen aus.

Im Keller blieb die verhaltene Stimmung mit Ubisoft. Sorry, Ubi, da könnt ihr nichts dafür - aber wenn die Highlights der nächsten zehn Minuten die Ankündigung ist, dass die PS-Version von Assassin's Creed 4: Black Flag 60 Minuten Extragameplay mit der aus AC3 bekannten Aveline erhält. Was allerdings cool war, war die Ankündigung, dass AC4 zu den vielen PS4-Spielen gehört, die Remote Play unterstützen werden. Bei der PS3 ist es noch recht selten, die Spiele Wireless-Verbindung auf die Vita zu projizieren, aber wenn das nun der neue Standard werden soll, ist das für alle Vita-Besitzer eine richtig gute Sache. Geklatscht wurde trotzdem nicht, auch nicht als das Prinzip bei Black Flag on the fly vorgestellt wurde.

Und nun, die Ankündigung des Jahres: Minecraft bei PS4-Launch.

Weiter ging es noch mit einem Trailer zum historischen Flugzeugshooter War Thunder, bevor CEO of Everything, Andrew House, die Bühne betrat und mit den wichtigen Dingen rausrückte: Price Cuts und Release-Daten. PS3 geht in der 12GB-Variante sofort auf 199 Euro respektive 199 Dollar herunter. Außerdem werden loyale PS3-Spieler, die nicht wissen, ob sie vielleicht auf die PS4-Versionen von Spielen der Publisher Activision, Ubi, EA und Warner warten sollten, durch einen starken Preisnachlass auf die aktuellere Version belohnt, wenn sie sich die PS3-Version kaufen.

Ein letzter, mauer Schlag gegen Microsoft, mit den Worten, dass andere ihre Pläne und Auftritte ändern, während Sony immer nur das Wohl des Spielers verfolgt, trennte uns vom Release-Datum: Nordamerika: 15. November. Europa: 29. November. Preis: 399 Euro, 399 Dollar, 349 Pfund. Release in 32 Ländern und bisher eine Million Vorbestellungen weltweit.

Ich muss sagen, dass mir Sony ein wenig leid tat: Das Publikum war äußerst schwierig zu begeistern und selbst Ankündigungen in diesem Haufen von Körnchen, die der E3 noch hinterher geschmissen werden konnten und die einen Jubel wert gewesen wären, erhielten fast keinen Applaus. Wo die PS4 noch vor Kurzem locker als Held der unterdrückten Massen gefeiert werden konnte, saß hier ein sehr klatschmüdes Publikum, welches sich nicht so recht anfeuern ließ. Aber ich sage mal: Wer im Jahr einer riesigen Konsolenankündigung meint, dass er mit einer Handvoll Smarties viel gewinnen kann, der baut zu viel auf seinen Vorsprung - oder gibt nicht viel auf die europäische Messe. Rian

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Entwickler - Japanische Elektronikkonzern mit Sitz in Minato, Tokio, Japan. Bekannt für Unterhaltungselektronik, insbesondere das PlayStation-Franchise.

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