Ryse: Son of Rome

(Artikel)
Rian Voß, 31. August 2013

Ryse: Son of Rome

Einladung aufs römische Holodeck

Ich konnte die E3-Demo von Ryse nicht leiden. Überhaupt nicht. Das fing schon beim x-tremen Titel an: Ryse anstatt Rise. Dann die Call-of-Duty-Eröffnungssequenz, welche an jede Normandie-Landung in jedem WW2-Shooter jemals erinnert, samt emotional manipulierender, lachhafter "OMG, mein Kamerad hat eine Harpune im Genick"-Momente, einer viel zu nahen Kampfkamera und einem Quick-Time-Event-überladenen Kampfsystem. Schön, dass mich Crytek auf der Gamescom innerhalb 20 Minuten davon überzeugen konnte, dass auch tatsächlich ein Spiel hinter all den Explosionsgemetzeln zu finden ist.

Ryse-Xbox-One-Crytek

Der erste Brennpunkt der Präsentation war das Kampfsystem. Zu diesem Zwecke wurden Marius Titus, dem Protagonisten der Singleplayer-Kampagne, in einer Testarena etwa ein Dutzend Feinde entgegengeschleudert, die mit ihrer verbesserten KI dem Spieler zu schaffen machen sollten. Von der großartigen KI war nicht viel zu bemerken, allerdings waren die Blechkameraden auch nicht dämlich - eher ganz normales Gegnerverhalten, welches man in vielen anderen Hack 'n' Slays auch beobachten kann.
Es folgte die beste Entwarnung: Man führt nicht QTEs am Stück aus, bis man gewonnen hat, sondern muss erst die Gegner genug heruntergewirtschaftet haben, bis man sie exekutieren darf. Diese Exekutionen verfügen nun nicht mehr über große, leuchtende Knöpfe, die gedrückt werden müssen, sondern die Kommandos sind subtiler und reißen einen damit nicht so sehr aus dem Spiel.

Eine Vielzahl von Kampfoptionen wurden in der Demo gezeigt: Man kann rhythmisch auf Gegner einbashen, mit wohlplatzierten Exekutionen den Punktezähler erhöhen, man kann die verschiedenen Feinde (Ein-Schwert-Barbar, Zwei-Schwert-Barbar, Barbar-mit-Schwert-und-Schild) auf mehrere Arten entwaffnen, etwa indem man sie mit einem Pilum bewirft, und außerdem aufladbare Spezialfähigkeiten benutzen. Ein Highlight des Kampfgeschehen war die dynamische Kamera: Sind viele Feinde auf dem Schlachtfeld, zoomt die Kamera heraus und gibt einen Überblick. Ist nur noch einer übrig, geht die Kamera in eine dramatische Hüftperspektive und unterstreicht den Duell-Charakter. Außerdem wird nach einer Exekutions-Sequenz immer automatisch der akut gefährlichste Feind anvisiert, so dass man nicht sofort in den Rücken bekommt.

ryse-e3

Zur Grafik sage ich nichts. Es ist Crytek, Leute.
Der zweite Brennpunkt war der Multiplayer. Hier finden sich mehrere Spieler kooperativ in einem Colosseum wieder, welches Crytek auch als das "römische Holo-Deck" bezeichnet. Der Name passt: aus dem Boden fahren nach Herzenslaune Säulen, Gebäude, Fallen oder andere Strukturen, eventuell sogar ganze Wälder ohne Ladepause heraus und erschaffen so den Rahmen für die nächste Herausforderung, in der man zünftig Feinde verkloppen darf. Aber was wäre ein Colosseum ohne Publikum? Die Zufriedenheit der Masse ist der Indikator dafür, wie gut man sich anstellt. Das hat zweierlei Auswirkungen: 1. Mehr Punkte. 2. Dynamischer Schwierigkeitsgrad - je beliebter man ist, desto härter wird die nächste Runde der Herausforderung.

ryse-e3-2

Herausforderungen sind dabei nicht gottgegeben, sondern können von anderen Spielern erstellt und geteilt werden. Je mehr Leute eine Herausforderung spielen, desto höher wird am Ende die Belohnung für den Spitzenreiter. Hier nimmt Smart Glass den Takt auf, denn mit der Tablet-App kann man nicht nur on-the-go Arenen zusammenbasteln, Karten wählen und neue Herausforderungen erstellen, sondern auch auf seinen Charakter-Editor zugreifen. Dort kann man sich eine Schutz-Gottheit samt deren Boni aussuchen und seinen Gladiator bis zum Umfallen ausstaffieren. Über 700 Gegenstände sind auf erstehbare Booster-Packs verteilt, in denen zufällig Items gebunkert sind - mit einer garantierten Anzahl seltener Objekte je nach Preisklasse des Booster-Packs. Wer sich mehr Packs kaufen möchte, als er sich mit seiner erspielten In-Game-Währung leisten kann, darf sich auch per Micro-Transaction für echtes Geld Booster-Packs dazukaufen, jedoch kann man das legendäre Sternum der Germanenausrottung + 3 erst in die Hand nehmen, wenn man auch den entsprechenden Erfahrungslevel erreicht hat - welcher nicht käuflich zu erwerben ist.

Ryse: Son of Rome hat mich positiv überrascht. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, über einen Call-of-Duty-Schlauch-Abklatsch fluchend und schreiend aus der Demo zu kommen, aber was sich mir präsentierte war das Potential für einen adäquaten, wenn nicht sogar für einen guten Launch-Titel mit Substanz. Und gute Launch-Titel sind selten. Rian

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22. November 2013
PLATTFORM
Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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