Sherlock Holmes: Crimes & Punishments

(Artikel)
Rian Voß, 22. August 2013

Sherlock Holmes: Crimes & Punishments

London Noire

Die Sherlock-Holmes-Serie landete auf dem Radar vieler Internetbewohner erst durch das ominöse Creepy Watson-Video, bei dem ein entlarvter Entwicklerhandkniff den Holmes-Helfer in seinen ganz eigenen Psychothriller verwandelte. Dass die Serie aber nicht nur zu unterhaltsamen Internetphänomenen taugt, zeigte Entwickler Frogwares in einer beeindruckenden Demo zum siebten Eintrag der Sherlock-Holmes-Serie: Crimes and Punishments.


Holmes, die bekannteste Schöpfung von Arthur Conan Doyle, sitzt in seinem Sessel und sinniert über Dinge, über die ein Meisterdetektiv so sinniert. Im Flur hört er Schritte und Geschelle. Die Eindrücke schweben als Gedankentexte um seinen Kopf herum, bezeichnen "Schwere Schritte" und "Rasselnde Handschellen", werden wortlos zur Folgerung "Polizisten" kombiniert und noch bevor es an der Tür klopft, weiß er, dass Inspektor Lestrade wieder einmal einen unlösbaren Fall für ihn hat.

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Crimes and Punishments will zuallererst, dass sich der Spieler wie die fiktive Figur des Sherlock Holmes fühlt und hat dementsprechend Zugriff auf all seine "Superkräfte": Eine unglaublich scharfe Beobachtung und eine beispiellose Auffassungsgabe. C&P wird deswegen alle Herausforderungen allein in diesen Segmenten stellen - Alibi-Action wird nicht mal mit der Kneifzange angefasst und kommt gar nicht erst vor.
Um zum Tatort des ersten Verbrechens zu kommen, steuert man Holmes in der Third-Person-Ansicht durch die berühmte - und dank Unreal-3-Engine sehr hübsche - Baker Street. Hier tummeln sich die Nachbarn des Detektivs, können beobachtet und angesprochen werden, bis man sich zu einer Kutsche bemüht und zu einer Art Park mit Schuppen gefahren wird. Viele interessante Schauplätze des viktorianischen Londons wurden digital verbaut; die Marge geht von den ärmsten Ghettos bis zu den gehobensten Vierteln.

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Der idyllische Eindruck des Gartens trügt: Nachdem Holmes die Tür öffnet, zeigt sich das Bild eines Kapitäns, der grausam mit einer Walharpune an die Wand genagelt wurde. Damit beginnt die freie Untersuchung des Tatortes. Erster Anlaufpunkt ist selbstverständlich die Leiche, die erst mal detailliert analysiert wird, wobei Fakten und Vermutungen sogleich im Notizbuch landen. Objekte, wie etwa ein Journal mit Initialen, das beim Captain gefunden wird, können noch mal näher angesehen werden und geben so weitere Hinweise - etwa ist das Buch wegen seiner Blutabdrücke offensichtlich erst nach dem Mord in der Lache am Boden gefallen. Doch Holmes sieht nicht nur, was da ist, sondern auch Unsichtbares: wirft man einen näheren Blick auf einen rechteckigen Staubabdruck, wird das transparente Modell einer Schatulle an die Stelle projiziert. Auch befindet sich hier eine Kiste, deren Schloss es in einem Minispiel zu knacken gibt. Puzzles und Minigames sind im ganzen Spiel verteilt, aber wer an der Lösung so eines Rätsels zu lange zu knabbern hat, kann es auch einfach überspringen.

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Ein weiterer wichtiger Teil jeder Untersuchung ist das Verhör. Dazu begibt sich Holmes zum Revier von Scotland Yard, wo unser erster Verdächtiger auf uns wartet. Cole Phelps konnte seinen Verdächtigen in L.A. Noire die Schuld vom Gesicht ablesen; Crimes and Punishments verfügt nicht über ein so eine raffinierte Mimik-Darstellung, allerdings hat Holmes seine eigenen Profiling-Waffen in petto. So lassen sich etwa die Klamotten des nervösen Kerlchens vor uns untersuchen und wir notieren uns, dass die teure, aber billig geflickte Jacke niemals seine eigene sein kann und eher seinem Vater gehörte, dem auch die zu kurzen Ärmel besser gepasst hätten.
Während des eigentlichen Verhörs kann man häufig die Aussage unterbrechen, um auf Grundlage von widerlegenden Beweisstücken oder Vermutungen Contra zu geben. Dadurch erhalten wir eventuell zusätzliche Informationen, mit denen wir den wahren Verdächtigen ausmachen können.

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Ein Fall wird in der Folgerungsansicht (Deduction Board) abgeschlossen. Hier werden alle gefundenen Tatbestände aufgelistet und mithilfe unserer eigenen Eingebung können wir diese auf unterschiedliche Arten interpretieren. Je nach Interpretation werden bestimmte Gedankengänge miteinander verknüpft und ergeben am Ende einen mutmaßlichen Täter, den wir dann verknacken können. Können. Im Gegensatz zur Polizei, die nicht zu richten hat, kann Holmes sich nämlich dazu entscheiden, einen Verbrecher auch laufen zu lassen. So ergeben sich für jeden Fall jeweils sechs bis zehn verschiedene Ausgänge, wobei die einzelnen Geschichten einen überspannenden Bogen bilden und die Konsequenzen eines Falls auch noch in folgenden zu spüren sein können.

Sherlock Holmes: Crimes and Punishments wird im ersten Quartal 2014 für PC, Xbox 360 und PS3 erscheinen und zum Zeitpunkt, an dem ich dieses Preview schreibe, ist es das Beste, was ich bisher auf der Gamescom gesehen habe. Und für die Spiele, die ich morgen noch auf dem Plan stehen, wird es sehr schwierig werden, mich davon wieder abzubringen. Von der Atmosphäre über die Grafik bis zur Gameplay-Konzeption - der reine Fokus auf die Teile, die beim Konkurrenzprodukt L.A. Noire auch den meisten Spaß gemacht haben - freue ich mich sehr auf die geschätzt 15 Stunden Spielzeit im alten London. Rain

Kommentare

Nils
23. August 2013 um 19:25 Uhr (#1)
Mein erster Gedanke nach den ersten Absätzen war auch sogleich "L.A. Noire". Besonders mit der Unreal 3 Engine und Holmes' Spezialfähigkeiten dürfte das ein interessantes Spiel werden.

Ich frage mich aber schon, ob das Spiel es dann auch schaffen wird den Charme der Geschichten einzufangen...
Ben
24. August 2013 um 21:50 Uhr (#2)
Es scheint sich recht ähnlich wie Murdered: Soul Suspect zu spielen, nur ohne den übernatürlichen Shit.

Ich bin auf beide Spiele gespannt.
Gast
28. März 2024 um 13:18 Uhr
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30. September 2014
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Playstation 3
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Playstation 4
Plattform - Die Playstation 4 (PS4) von Sony ist eine Spielkonsole der 8. Generation. Sie erschien am 29. November 2013 europaweit als Nachfolger der Playstation 3.
Xbox 360
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Xbox One
Plattform - Nachfolger der Xbox 360 von Microsoft. Angekündigt am 21. Mai 2013, ist die Heimkonsole am 22. November 2013 in Deutschland und weiten teilen Eruopas erschienen.

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