Ghost Recon: Future Soldier

(Artikel)
Haris Odobašic, 15. Mai 2013

Ghost Recon: Future Soldier

Zukünftiger Krieg, erstaunlich gegenwärtig

Als Spontankauf, um für den letzten Ebirucome ein ordentliches Coop-Spiel zu haben, war es eine ziemliche Überraschung für uns vier, als wir feststellen, dass Tom Clancy‘s Ghost Recon: Future Soldier ziemlich gefloppt war. Wir hatten nämlich die Nacht davor die Halo-4-Kampagne auf Legendär durchgerusht und waren uns ziemlich einig, dass Future Soldier in diesen ersten Spielstunden durch seinen taktischen Anspruch ja stellenweise tatsächlich mehr Spaß machte, als der Ausflug in der Panzerung des Master Chiefs. Denn wo in anderen Spielen zusätzliche Spieler höchstens mehr Feuerkraft bedeuten und man quasi noch immer so spielt, wie wenn man alleine wäre, bot uns das neueste Ghost Recon eine wirkliche Herausforderung mit einigen interessanten Mechaniken, die von uns erforderte, dass wir unsere Dpad-Power kombinieren, um Erfolg zu haben.

Der Sync-Shot ist wohl das beste Beispiel für eine dieser Mechaniken, bei dem man bis zu vier Gegner markieren und dann schön mit Zeitlupe unterlegt gleichzeitig ausschalten kann. So mancher Angriff auf einen gegnerischen Stützpunkt wurde zu einem richtigen Puzzle, bis man herausfand, welche Gegner sich am ehesten als Ziele eignen, um lautlos ausgeschaltet zu werden, ohne dass es der Rest der Mannschaft merkt. Ohne Frage sind dies die mit Abstand spaßigsten Momente in GRFS, die vollstes Teamwork erfordern und damit ein Spielerlebnis bieten, das man bei keinem anderen aktuellen Shooter-Konkurrenten kriegt.
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Zudem hatte man als namensgebender Soldat der Zukunft allerlei coole Gadgets im Gepäck. Eine aktive Tarnung, die euch bei Stillstand und langsamen Bewegungen fast unsichtbar macht, ist ohne Frage das Highlight, aber andere Tools, wie eine ferngesteuerte Drohne, um das Gebiet zu erforschen, und die Möglichkeit jede Waffe stark anzupassen, runden das Paket ab. Gerade letzteres Feature wird euch wohl die ein oder andere gute Stunde kosten, da man wirklich so gut wie jedes Detail anpassen kann. Von der Munition, die auch so Hightech-Spielereien wie Zielsuchgeschosse bietet, bis hin zum Aufbau der Waffe in Form von Kolben, Griff oder Zündmechanismus kann man hier nach Herzenslust zusammenmixen und kriegt dann teilweise echt kuriose Resultate heraus, wie ein Scharfschützengewehr mit Pistolengriff. Dennoch hält euch das lange bei der Stange, da ihr immer wieder neue Waffen freispielt und diese dann natürlich wieder neue Teile bieten, die es gilt auszuprobieren, bis ihr euer Traum-Loadout gefunden habt.
ghost-recon-future-soldier-multiplayer

Doch dieses gute Niveau kann das Spiel leider nicht halten. So nach dem ersten Drittel, quasi genau als das Spiel aufhört, sich frisch anzufühlen, treten auch allerlei Macken zum Vorschein. Es fing mit einer Mission an, die euch mitten in einen Kriegsschauplatz als normale Soldaten steckte und jegliche Stealth-Elemente in den Wind schoss, um euch ein bisschen offenen Straßenkampf "genießen" zu lassen. Keine Drohne, keine Tarnung, einfach mal ballern. Die Mission danach ist dann zwar nicht ganz so langweilig, aber auch absolut Action-fokussiert, indem sie euch eine Art Mech zur Verfügung stellt, der einfach alle Gegner wegbombt. Doch wer denkt, dass diese Missionen im Mittelteil eine kleine Schlucht darstellen, aus der das Spiel sich schnell wieder befreien kann, irrt, denn danach geht es nur noch weiter bergab.

Einerseits verkommt das Missionsdesign, welches euch quasi nur noch nach Schema F irgendwelche Orte lautlos infiltrieren lässt, quasi ein kleiner Stealth-Happen zum Einstieg, um euch dann aus allen Rohren feuernd wieder rauskämpfen zu lassen. Und dann werden die Bugs häufiger, die schon fast den Eindruck erwecken, dass am Ende der Qualitätskontrolle noch ein bisschen zu viel Spiel übrig war. Gegner spawnen aus dem nichts, was gerade in einem Spiel mit taktischem Anspruch ein absolutes No-Go sein sollte, während der vorher so integrale Sync-Shot einerseits kaum noch Nutzen hat, und wenn doch, sich vor allem dadurch auszeichnet, dass seine Anwendung durch unerklärbare Verzögerungen unnötig erschwert wird.
Und was vielleicht am schlimmsten ist: viele der Probleme hätte man mit noch ein bisschen Liebe zum Detail locker ausmerzen können. Alleine, wenn einem der Gegner angezeigt werden würde, der einen sieht, könnte so manche Trial-&-Error-Stelle entscheidend entschärft werden.
Ghost-Recon-Future-Soldier-Drohne

So brechen kuriose Design-Entscheidungen und einige haarsträubende Bugs dem Spiel am Ende das Genick und machen es mir schwer, es wirklich weiterzuempfehlen. Selbst der Multiplayer, der zwar einige nette Ideen bietet, frustriert stellenweise doch etwas zu arg, beispielsweise durch extremes Spawn-Camping, als dass man es dem ausgehungerten Shooter-Freund in die Hand drücken würde. Future Soldier gaukelt vor, ein Rückwurf zu den Taktik-Shootern wie Rainbow Six und SWAT zu sein, versucht sich an Stealth-Elementen, doch tief unter der Fassade ist es vor allem eins: ein Hollywood-Shooter wie Call of Duty, der aber leider keines der Fan-Camps wirklich zufrieden stellen kann. Haris

Ghost Recon: Future Soldier

(Ranking)
C
RANK
Gut gemeint. C-Spiele haben ihre strahlenden Momente, aber in entscheidenden Situationen wird großes Potential verschenkt. Über keine anderen Spiele kann man sich so sehr ärgern.

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24. Mai 2012
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