Hearts

(Artikel)
Kristin Riedelsberger, 10. Mai 2013

Hearts

Spaßiger Lückenstopfer

Was tut man, wenn man unheimlich Bock auf Zocken hat, das eigene CD- oder DVD-Laufwerk aber schon lange Schrott ist, an der Xbox seit der letzten LAN der Ring of Death blinkt und das Internet sich entschieden hat, einfach mal auszufallen? Aufräumen, arbeiten, mit Freunden grillen? Ein echter Anflug von Spieledurst lässt sich mit solchen Beschäftigungssubstitutionen nicht befriedigen. Also bleiben dem Gamer nur zwei Möglichkeiten: Entweder er nistet sich unumstößlich vor Konsole oder PC eines Freundes ein – oder aber er lässt sich von der Microsoft Spielesammlung über die momentane Durststrecke hinweg trösten.

Natürlich geht es in einem solchen Zock-Bock-Härtefall nur um das Spielen an sich; trotzdem: Damit ihr nicht immer nur Minesweeper spielen müsst, möchte ich euch heute in eines der Microsoft-Kartenspiele einweihen, die mich schon über so manchen Internetausfall hinweg getröstet haben: Hearts.

Spielvorbereitung:
Früher bei Oppa am Esstisch hieß das Spiel noch "Herzeln" und es wird mit einem vollständigen Rommé/Bridge-Blatt gespielt, das heißt die Karten reichen von der 2 bis zum Ass (beim Skat-Blatt fehlen die Karten 2 bis 6). Die Karten werden unter allen Mitspielerin (mindestens 3, beim Microsoft-Spiel 4) komplett aufgeteilt. Jetzt gibt jeder Spieler drei Karten an einen seiner Mitspieler weiter: In der ersten Runde an seinen Linken, in der zweiten an seinen Rechten, in der dritten an den Gegenüberliegenden. In der vierten Runde behalten alle die Karten, die sie auf der Hand haben.

Der Stich
Jetzt beginnt das Spiel. Jedes Spiel hat mehrere Runden; die Rundenanzahl ist gleich der Anzahl der Karten, die jeder in der Hand hält. Der Spieler mit der Kreuz-2 beginnt: Er spielt die erste Karte aus und bestimmt damit die Spielfarbe dieser Runde (Kreuz, Karo, Pik oder Herz, sofern Herz schon gebrochen ist - dazu später mehr). Die anderen Spieler spielen jetzt reihum je eine beliebige Karte, müssen allerdings die Spielfarbe bedienen, sofern sie denn eine Karte derselben auf der Hand halten. Wer innerhalb einer Runde die höchste Karte der Spielfarbe gelegt hat, bekommt den sogenannten Stich und ist als Nächstes an der Reihe, bestimmt also die Spielfarbe der nächsten Runde.
Beim Spielen geht es darum, möglichst keinen Stich zu machen, der einem Minuspunkte gibt, und sie stattdessen den Gegnern reinzuwürgen, das heißt in den meisten Fällen: die vor dem eigenen Zug gespielten Karten im Wert zu unterbieten!
Jede Herzkarte, die sich innerhalb eines Stiches befindet, gibt einen Minuspunkt, die Pik-Dame sogar 13. Die wollt ihr also nicht haben! Um unliebsamen Stichen zu entgehen, bietet es sich oft an, gleich bei der Weitergabe der drei Karten Pik-König und Pik-Ass oder hohe Herzkarten loszuwerden.

mistVerkackt.


Beispiel: Legt Spieler 1 die Pik-Dame, Spieler 2 eine Pik-7, Spieler 3 den Pik-König und habt ihr nur ein Pik-Ass als einzige Pik-Karte auf der Hand, dann müsst ihr diese spielen und die Dame gehört leider Gottes euch. Habt ihr aber das Pik-Ass und eine niedrigere Karte auf der Hand, zum Beispiel eine Pik-9, dann werft ihr diese, unterbietet damit die Dame und Spieler 3 bekommt mit seinem Pik-König den Stich. Dafür ist er jetzt an der Reihe und bestimmt die nächste Spielfarbe.

Abwerfen, Herz brechen
Wirft der erste Spieler eine Karte einer Farbe als Spielfarbe, von der ihr keine auf der Hand habt, so dürft ihr eine Karte eurer Wahl abwerfen. Meistens sind das die Pik-Dame (je schneller ihr die los seid, desto besser!) oder hohe Herzkarten. Allerdings darf beides erst ab der zweiten Runde geschmissen werden. Sobald Herz das erste Mal als Abwurfkarte gespielt worden ist, ist es gebrochen und darf fortan auch als Spielfarbe ausgespielt werden.
Außerdem kann es manchmal Sinn machen, diejenigen Karten schnell abzuwerfen (oder zu Beginn des Spiels weiterzugeben), von denen man nur zwei bis drei auf der Hand hat, denn: Je weniger Farben man bedienen kann, umso größer die Chance, dass die Gegner eine solche Farbe als Spielfarbe ausspielen und man denen seine Strafkarten reinkloppen kann!
Beispiel: Spieler 1 wirft die Kreuz-5, Spieler 2 hat kein Kreuz und bricht Herz mit einem Herz-Ass, Spieler 3 hat auch kein Kreuz und wirft seine Pik-Dame. Spieler 4 ärgert sich, denn er hat noch eine Kreuz-8 und ein Kreuz-As. Er wirft das As und macht den Stich und damit 14 Minuspunkte (Dame 13, Herz 1).

Durchmarsch
Wer im Laufe eines Spiels bisher alle Herzen abbekommen hat, der kann versuchen, auch noch die restlichen Herzen und die Pik-Dame in seinen Besitz zu bringen, indem er geschickt sticht. Schafft ihr es tatsächlich, alle 13 Herzen und die Pik-Dame zu sammeln, so gibt es für euch keine 26 Minuspunkte, dafür aber für alle anderen! Diese Taktik bezeichnet man als "Durchmarsch" und ich bin irgendwie niemals grün damit geworden...

Eine Partie ist beendet, sobald einer der Spieler die 100 Minuspunkte überschritten hat. Gewinner ist der Spieler mit den wenigsten Minuspunkten.

Woohoo, Real-Life!
Das Schöne an Kartenspielen ist einerseits, dass man sie auch abseits des Bildschirms spielen kann, mit ECHTEN Menschen! Wie gesagt: Bei meinen Großeltern wurde früher regelmäßig "geherzelt", und das sogar um Geld! Wer ohne Minuspunkte durchs Ziel kam, verdiente – glaube ich – stattliche zwanzig Pfennig für die Reisekasse, die am Ende eines Jahres durch zwei geteilt wurde: Die Hälfte ging an meine Großeltern, die andere an das befreundete, etwas muffige Ehepaar, die, glaube ich, nur zum wöchentlichen Herzelabend überhaupt das Haus verließ. Manchmal wurde auch "gebrummt", das heißt von vornherein angesagt, dass man in der aktuellen Runde keine "Schlechten" machen würde. Wenn das gelang, gab es sogar 40 Pfennig! Und wenn Opi sich seiner Sache mal wieder ganz sicher war, traute er sich sogar, doppelt zu brummen - das machte dann 80 Pfennig bei Gelingen, sonst 80 Pfennig Miese!
Das Schöne an Kartenspielen andererseits ist, dass man sie nicht mit echten Menschen spielen muss! Da besteht wenigstens nicht die Gefahr, dass irgendeiner der Mitspieler beleidigt aufspringt, sich alle Karten schnappt und sie mit den Worten "UNFAIRES SCHEISS-DRECKS-SPIEL!!!" aus dem Fenster schmeißt und in alle Himmelrichtungen verteilt. Und: Man selbst kann auch das Handtuch werfen, wann immer es einem beliebt.
An die Karten! Quis

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