The Legend of Zelda

(Artikel)
Benjamin Strobel, 05. März 2017

The Legend of Zelda

Allein ist es gefährlich (wirklich)

Seitdem ich Knöpfe drücken kann und weiß, was ein Game Boy ist, bin ich Zelda-Fan. Umso beschämender war es, dass ich die ersten beiden Teile auf dem NES nie gespielt hatte. Früher war das uncool, weil es alter Shit war und der neue Shit war einfach cooler. Heute gibt es viel zu viel neuen Shit, sodass ich für alten Shit gar keine Zeit habe! Als 3DS-Ambassador habe ich vor geraumer Zeit sogar einen kostenlosen Download der NES-Klassiker bekommen, die seitdem aber nur auf der Speicherkarte meines Nintendo 3DS dahinkompostierten.

Zum Glück zelebriert die Videospielbranche gerade ihre alljährliche Spiele-Durststrecke im ersten Quartal und so war ich die letzten Tage geneigt, mich den Klassikern endlich hinzugeben.

Dieser Beitrag wurde erstmals am 31.1.2013 veröffentlicht.

Viele behaupten ja, GTA hätte die Open World erst erfunden. Bullshit! Ich sage euch, The Legend of Zelda war das erste Konsolenspiel mit einer offenen Spielwelt. Die Overworld ist in 128 Parzellen unterteilt, die der Spieler von Anfang an frei begehen kann. Nicht einmal die Reihenfolge der Dungeons ist festgelegt. Im Grunde kann man sie querbeet abarbeiten, auch wenn es an einigen Stellen Hindernisse gibt, die nur mit Items überwunden werden können, welche man in anderen Dungeons gefunden hat. Übrigens sind diese Hürden, die das Spiel in Etappen gliedern, zum Grundprinzip der Franchise geworden. Einen Fluss darf man erst überqueren, wenn man eine Leiter hat, einen Engpass erst passieren, wenn man Steine heben kann und so weiter. Die Welt ist zwar offen und vieles zum Greifen nah, doch der Schritt über die Schwelle ist oftmals abhängig vom richtigen Gadget. Im Gegensatz zu den Nachfolgern geht die Offenheit hier aber so weit, dass man das Spiel sogar durchspielen kann ohne das Schwert einzusammeln. Verrückt!

Drei Octoroks! Ein Hinterhalt!

Aber damit nicht genug. Zelda gilt häufig auch als Definition des Action-Adventures. Schon der erste Teil verbindet Adventure- und Rollenspiel-Elemente mit Action-Sequenzen, die bis dahin nur Plattformern und Shootern vorbehalten waren. Auf dem Weg durch Hyrule betreibt der Spieler jede Menge indirekte Charakter-Entwicklung, indem er ständig neue Gadgets findet, die seine Fähigkeiten verbessern. Diese kommen wiederum in Dungeons zum Einsatz, um verschiedene Rätsel zu lösen und voranzukommen. Sie dienen aber auch im Kampf gegen zahlreiche Monster, die sich dem Spieler in den Weg stellen.

Die Welt der Spiele hat diesem Klassiker in der Tat viel zu verdanken. Ein weiterer Verdienst sind Savegames auf der Heimkonsole. Zelda war das erste Spiel, das eine Batterie mitbrachte, um Spielstände abzuspeichern. Die Komplexität und der recht hohe Schwierigkeitsgrad haben es vermutlich auch nötig gemacht, dem Spieler Pausen zuzugestehen. Heute ist das sowieso unabdingbar, da die Casual-Gamer gar nicht mehr wissen, was Schmerz und Tod bedeutet, zumal sie nach jeder stündlichen Gesundheitswarnung brav eine Viertelstunde Pause machen. Pah! The Legend of Zelda fährt eine ganz andere Schiene: die harte Tour.

Im Vergleich zu späteren Zelda-Spielen ist der erste Teil ziemlich schwer. Sowohl die Action-Komponente als auch die Adventure-Anteile sind davon betroffen. Einerseits wird der Bildschirm häufig mit Feinden überschwemmt (einmal habe ich acht gezählt), die im Kampf auch noch die Dreistigkeit besitzen, unvorhersehbar und ruckartig über den Bildschirm zu zappeln. Andererseits bekommt der Spieler nur sehr wenig Hilfe an die Hand und muss sich seine Wege schon selbst suchen (insofern ein sehr ähnliches Konzept wie bei Metroid, das in späteren Spielen durch mehr Rahmenhandlung zunehmend in den Hintergrund tritt). Es gibt NPCs an verschiedenen Stellen im Spiel, die zwar rudimentäre Kommunikation zulassen, aber im Grunde nur kryptische Informationen von sich geben. Danke, merkwürdiger Hyrulianer in einer dunklen Höhle! Dass es hier gefährlich ist, habe ich nach fünf schnellen Toden schon festgestellt. Und jetzt gib mir das verdammte Schwert!

Da ist jemand ganz offenbar ohne das Schwert durch einen Dungeon spaziert.

Wer spätere Zelda-Titel gespielt hat, insbesondere die Spiele der 2D-Ära auf dem Game Boy und dem Super Nintendo, wird sich im Hyrule der Achtizgerjahre schnell zu Hause fühlen. Die Musik und viele Sounds waren schon da! Die Vogelperspektive hatte sich nach einem Ausrutscher im zweiten Teil wohl auch als bester Formfaktor erwiesen. In gewisser Weise ist dieses erste Spiel vermutlich sogar die reinste Form eines 2D-Zeldas. Ungeschmückt und pur: Monster kloppen, Dungeons suchen, Items sammeln und die Prinzessin retten. Nicht viel Gerede, keine aufwändige Grafik. Der Spieler erfährt dieses Spiel auch deshalb ganz anders als seine Nachfolger, weil er die Welt des Spiels auf eigene Faust erkundet. Es ist viel abenteuerlicher, auf ein Dungeon zu stoßen, wenn einem der Weg dahin nicht beschrieben, angezeigt und geebnet wurde. Es kann zwar anstrengend sein, nicht zu wissen, was man eigentlich tun soll und wo. Aber dieses Gefühl hat auch etwas Mystisches, das ich am ehesten mit dem Spielgefühl von Stranded Kids vergleichen kann. Was lauert um die nächste Ecke? Was verbirgt sich am Ende des Tunnels?

Die Geschichte, die man bei Zelda durchlebt, ist nicht die des Spiels, sondern die des Spielers und reflektiert die persönlichen Erlebnisse beim Spielen. Die Erzählebene wird dadurch einerseits persönlicher, macht es aber auch nötig, dass der Spieler den Input selbst mitbringt. Aus heutiger Sicht kann man das vielleicht als Kritikpunkt betrachten, da der Spieler immer mehr durch fertige Geschichten abgefüttert wird, die manchmal mehr Film sind als Spiel. Eine fette Story mit Windungen und Wendungen, Liebe und Tod, Entscheidungen und Konsequenzen - das wird heute erwartet. Kleine Männchen, die spärlich verteilt in Höhlen warten und kryptisches Bla in der Länge eines Haikus von sich geben, könnte die Erwartungen da enttäuschen. Dasselbe gilt für den knüppeligen Schwierigkeitsgrad. Heute ist Videospielen oftmals wie ein Buch zu lesen: manchmal hat man etwas nicht verstanden und wiederholt eine Passage, aber im Grunde möchte man ohne Komplikationen gemütlich durchkommen und tut das meistens auch.

Ist The Legend of Zelda gut gealtert? Aus Standpunkten des Core-Gamers mit Sicherheit. Es bietet nicht nur nostalgischen Wert als Urheber einer großen und erfolgreichen Videospielreihe, sondern wartet mit Spielkonzepten in Reinform auf, die noch immer Standards sind und mit Fug und Recht als zeitlos gelten dürfen. Doch gerade das Puristische, das rohe Gameplay ohne Schnörkel, wird bei Gelegenheitsspielern heute wohl nicht mehr auf Gegenliebe stoßen. So ist The Legend of Zelda mittlerweile eher Feinkost für geübte Spieler und langjährige Fans. Für alle anderen gibt es A Link to The Past. Nex

Kommentare

Damien
02. Februar 2013 um 14:45 Uhr (#1)
Zelda ist neben Super Mario Bros. das erste Videospiel, mit dem ich in Kontakt gekommen bin. Damals hatte ich natürlich nicht mal ansatzweise das Zeug dazu, das Spielkonzept zu erfassen oder das Spiel gar durchzuspielen. Dennoch hat mich die Welt von Zelda so sehr fasziniert, dass ich total auf den Panini Sticker Sammelalben aus den 80ern hängengeblieben bin und dafür praktisch mein gesamtes Taschengeld auf den Kof gehauen habe. Fortan habe ich darüberhinaus nur noch Monster und Items aus dem Zeldauniversum gemalt. Verrückt, wenn man bedenkt, dass das Spiel für heutige Verhältnisse ja so extrem minimalistisch ist.

Das Spiel habe ich immer noch nicht durchgespielt, auch wenn ich es mir schon öfter vorgenommen habe. Es gammelt zur Zeit noch auf der Wii rum. Vielleicht komme irgendwann noch mal dazu.
Ben
03. Februar 2013 um 14:04 Uhr (#2)
Hast du noch die Sticker oder deine Bilder? :D

"Minimalistisch" trifft es ziemlich gut. Spiele es derzeit noch auf der Virtual Console und freue mich doch sehr, dass ich mich endlich heran gewagt habe.

Gast
29. März 2024 um 11:52 Uhr
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Spiele des Artikels

RELEASE
27. November 1987
PLATTFORM
Game Boy Advance
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Plattform
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Plattform

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