Zone of the Enders HD Collection

(Artikel)
Joshua Peters, 11. Dezember 2012

Zone of the Enders HD Collection

Wir warteten lange

In letzter Zeit bekomme ich all die alten Spiele, die auf die eine oder andere Weise re-released wurden, zugeschoben. Was aber momentan eher Zufall ist, weil die Zone of the Enders HD Collection schon im September kommen sollte. Da aber unbedingt die Demo-Disc von Metal Gear Rising: Revengeance in die Collection musste, verschob sich der Releasetermin auf Ende November. Deswegen ist auch die USK-Freigabe für ZoE von "Ab 12" auf "Ab 18" hochgesetzt worden. Yay!


Aber stören wir uns erst mal nicht an der USK und schauen uns die Spiele an. Die Zone-of-the-Enders-Teile gehörten zu den Spielen, die ich damals auf der PS2 zocken wollte. Leider, leider war es eine Zeit, zu der ich Spiele entweder beim An- und Verkauf gekauft habe oder zu Feiertagen bekam. Einige von euch werden das auch noch kennen oder durchleben diese Phase gerade selbst. Sie nennt sich sich allgemein Jugend. Aber nach all den Jahren konnte ich endlich Hand anlegen und dem Mecha-Animu-Fag in mir etwas neue Kost zukommen lassen, die sich in der Form von Videospielen nur selten in meinen Hallen finden lässt.
Typisch für das Mecha-Genre in japanischen Medien schlüpft man im ersten Teil in die Haut von Leo, einem verstörten Jugendlichen, der eigentlich nur per Zufall einen Mech zu steuern bekommt und permanent am Rumjammern ist, wie ungerecht doch alles sei und wie wenig er verstanden wird. Das ist eher... nervig. "Aber das junge Publikum soll sich doch bis zu einem gewissen Grad mit dem Protagonisten identifizieren können, aber auf der anderen Seite auch abgeschreckt werden und ein paar Lektionen mit auf den Weg bekommen!" - NEIN. Das ist scheiße! Das war schon immer scheiße! Selbst wenn man in "diesem" Alter ist! Aber ihr Japaner sollt ruhig machen, was ihr wollt, solange ich mit einem Mech rumfliegen und kämpfen kann.
Aber vertiefen wir die Story an dieser Stelle doch noch einmal etwas: Leo lebt auf einer Station, die um den Jupiter kreist. Diese wird von einer Organisation angegriffen, die sich BAHRAM nennt, weil sich ein mächtiger Orbital Frame, also einen Mech, namens Jehuty auf dieser befindet. Die Motive von BAHRAM erfährt man im Spiel nicht so wirklich, aber es geht ihnen um die Unabhängigkeit des Mars von der Erde. Und bei der Verfolgung dieses Ziels sind sie ein bisschen radikal. Gleich in der ersten Szene sieht man, wie drei von Leos Freunden von einem Mech zermatscht werden und besagter Protagonist auf der Flucht irgendwie in Jehutys Cockpit plumpst. Dort begrüßt ihn die KI ADA, die nicht unbedingt dieselben Ansichten wie Leo hat, was den Wert menschlichen Lebens angeht und ihn mehrfach darauf hinweist, dass er seine Gegner endgültig töten sollte, bevor sie ihm in Zukunft in den Rücken fallen können. Bis auch sie irgendwann aufgibt und ihn einfach sein Ding machen lässt, wobei bei ihr aber auch etwas an Charakterentwicklung zu beobachten ist. Soweit so gut - im Grunde geht es nur darum, dass Leo, wo er doch schon mal in Jehuty sitzt, diesen ja auch gleich zu seinem Bestimmungsort bringen kann (einen Raumhafen), damit dieser schnell auf den Mars und die Space Force sich gegen BAHRAM wehren kann.

Leo, zuerst natürlich überhaupt nicht begeistert von der Vorstellung, lässt sich aber überreden und das Abenteur geht los. Auf dem Weg zum Raumhafen in den Bergen muss man mit Jehuty über eine "Overworld" immer wieder kleine Karten auswählen, da Ziele erreichen, dann etwas Story und dann wieder Overworld. Da zu viele Level aber für den armen, kleinen Spieler verwirrend sein könnten, backtracked man sich in ZoE den Arsch auf. Manchmal ohne zu Wissen, was man überhaupt machen soll. Aber eigentlich muss man immer nur unbemannte OFs vernichten und Items sammeln. Die Kämpfe sind auf normal aber schon fast zu leicht und fordern nicht wirklich. Sehen dafür aber recht spektakulär aus und machen (zumindest mir) dadurch trotzdem noch Spaß. Besiegen lassen sich die Gegner per Nahkampf (Mechs mit Schwerter <3) oder im Fernkampf mit der Standard- und Subwaffen. Ich persönlich habe natürlich den Nahkampf bevorzugt und bin elegant um die Gegner rumgeflitzt. Allgemein geht die Steuerung auch sehr gut von der Hand. Was nicht so geil ist: Die Kamera. Oh mein Gott, diese verdammte Kamera. Aber egal, daran gewöhnt man sich dann irgendwann.

Und schließlich ist es endlich soweit: Nach sechs Spielstunden (vier bis fünf, wenn man sofort gewusst hätte, wo man jetzt überhaupt hin backtracken soll), von denen anderthalb Cutscenes waren, kommt man endlich am Hafen an und Jehuty kann auf den Mars! Und dann ist das Spiel vorbei. Was zur Hölle?! Na gut, man wollte also scheinbar auf Biegen und Brechen einen zweiten Teil produzieren. Darunter litt dann der Umfang des ersten Spiels scheinbar ein bisschen, oder es stellte ein einfaches, kurzes Austoben dar. Wie auch immer, ich hatte wirklich gedacht, das Spiel sei vielleicht ein bisschen länger, besonders nach alldem, was noch nicht geklärt worden ist, der Charakterentwicklung und dem Fakt, dass man noch nicht auf dem Mars war, wo offensichtlich die wahre Party geht. Aber dann ist es einfach vorbei. Es fühlte sich dadurch irgendwie wie ein 800-Punkte-Arcade-Game an.


Glücklicherweise liegt ja aber auch noch das zweite Spiel auf der Disc vor! Also ab ins Hauptmenü und ZoE: The 2nd Runner anschmeißen. Sofort werde ich von einer Anime-Introsequenz begrüßt und freue mir ein Zelt. Also, neues Spiel! Noch mehr Anime-Sequenzen. Um genau zu sein, sind alle Cutscenes, in denen man die Charaktere sieht, als Anime-Sequenzen dargestellt. Das gefällt mir sehr. Aber was ist das? Die Story spielt einige Jahre nach dem ersten... und ich sehe da schon wieder den Jupiter. Komme ich etwa immer noch nicht auf den Mars? Doch. Aber noch nicht.
In The 2nd Runner spielt man statt Leo einen weißhaarigen, gebräunten Bergarbeiter, der auf den Namen Dingo hört. Dieser findet auf einem der Jupitermonde ein komisches Gebilde, in welchem sich Jehuty befindet, und dann greift auch schon BAHRAM an. Wie passend. Dingo steigt in Jehuty, wird von ADA begrüßt und legt alles um. Hier werden auch schon die ersten Unterschiede bemerkbar: Die Kamera ist etwas besser als im Vorgänger, die Kämpfe sind wesentlich anspruchsvoller und man muss viel näher an die Gegner ran, um in den Nahkampf zu gehen. Außerdem hat Jehuty ein paar neue Tricks gelernt, wie z.B. das Anvisieren mehrerer Feinde, um sie simultan mit Laser einzudecken.

Damit seine Kollegen und Freunde nicht weiter gefährdet werden, trägt Dingo dann den Kampf vom Jupitermond auf das BAHRAM-Schiff. Das mag jetzt erst mal dumm erscheinen, aber ihm sind seine Freunde halt wichtig. Dort wird er dann gefangen genommen und ein großes Geheimnis wird gelüftet! Dingo war früher ein Top-Pilot bei BAHRAM! Alle dachten, er sei tot, aber jetzt, wo er doch noch lebt, wird ihm natürlich angeboten wieder zurück zu kommen. Nope, he said, also wird er erschossen. Über glückliche Umstände wacht er aber 2 Monate später in Jehuty auf, welcher ihn über Maschinen am Leben hält. Was aber auch bedeutet, dass er den Orbital Frame nicht verlassen kann. Die Person, die für Dingos verzwickte Situation verantwortlich ist, arbeitet für die Space Force und nutzt diesen Umstand dezent als Druckmittel um Dingo + Jehuty gegen BAHRAM zu verwenden. "Mach, was ich sage, sonst lass ich dich sterben :3". Dementsprechen folgt Dingo nun den Befehlen der Space Force. Und man kommt endlich auf den Mars! Und viel mehr will ich nicht verraten! Zur Spielmechanik lässt sich nur sagen, dass es im Grunde wirklich nur eine ausgereifte Version der Mechanik des ersten Teils ist.


Was lässt sich abschließend sagen? Die ZoE HD Collection kann man sich ruhig antun, wenn man auf Mechas steht und ein bisschen Action möchte. Allerdings kann man sich die Collection hauptsächlich wegen des zweiten Teils geben, über den ich zwar im Endeeffekt weniger geschrieben habe, als über den ersten, der aber trotzdem unendlich viel besser ist, während der erste halt die Qualität eines Top-Notch-5€-Grabbeltischspiels hat. Was durchaus nicht schlecht sein muss, aber hm. Alles, was man/ich bei dem ZoE1 störend fand, wurde im zweiten Teil einfach richtig gemacht. Das macht das Spiel jetzt bei weitem nicht perfekt, aber es ist genau das, was es sein möchte und was für dieses Spiel möglich ist. Wenn ihr wisst, was ich meine. Es ist gut, Punkt. Aber nicht alle werden es mögen. Besonders solche nicht, die eine Abneigung gegenüber Mechs oder Animes haben. Und auch nicht jeder Mech-Fan wird das Spiel mögen, weil man Jehuty nicht customizen kann, was bei vielen Mech-Spielen eigentlich fast schon das Main-Feature ist. Wer aber wirklich nur einen spielbaren Mech-Anime mit einem Jammerlappen in den ersten paar Folgen und dann mit einem interessanten Charakter in der Hauptrolle, der dem Jammerlappen sogar den Hintern versohlen darf, sucht, DER darf zugreifen! Natürlich darf es sich auch jeder kaufen, dem eine Metal Gear Rising: Revengeance-Demo 30€ wert ist.

Auch Ihr - Jozu

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