Cortex Command

(Artikel)
Daniel Fink, 05. Oktober 2012

Cortex Command

Der Fuck-Shit-Up-Simulator

Es gibt Spiele, die von Anfang an durchgeplant werden, dann kommen sie in die Entwicklung und kommen rechtzeitig zum angesetzten Termin raus. Das Leben ist leider nicht immer so einfach, weshalb manche Spiele entweder ständig verschoben werden oder gar nicht erst ein Veröffentlichungsdatum bekommen. Nach einem Entwicklungszyklus, der Duke Nukem Forever rivalisiert, ließ Data Realms Cortex Command auf die Menschheit los... Und keiner bekam es so wirklich mit!

Das ist durchaus schade - zwar ist Cortex Command auf keinen Fall ein besonders gutes Spiel, jedoch ein extrem unterhaltsames. Aber fangen wir mal von vorne an:
Das Spiel lässt sich wohl am ehesten als ein Action-Sidescrolling-Real-Time-Strategy-Hybrid beschreiben. Im Grunde lässt sich jeder Konflikt auf jeder Map folgenderweise zusammenfassen: Man hat ein Gehirn, welches man verteidigen muss, man baut Gold ab und kauft sich damit neue Einheiten, die man dann in relativ moderner Sidescroller-Manier mit epischer, pixel-basierter Zerstörung durch die Level jagt.

Campaign

Der Kern des Spiels liegt wohl im "Campaign"-Modus, bei dem über das action-orientierte Spielgeschehen eine taktische, rundenbasierte Ebene aufgestellt wird:
Beim Starten der Kampagne stellt man zu Beginn die Anzahl der Spieler, die auch von der AI gesteuert sein können, seine Fraktion, Anzahl von einnehmbaren Geländen, die Menge an verfügbaren Gehirnen und natürlich das Startkapital ein.
Danach öffnet sich eine Weltkarte vor einem, auf der Areale mit Goldvorkommen markiert werden. In diesem Stadium des Spiels befinden wir uns in einem rundenbasierten Spielsystem. Von Runde zu Runde legt man fest, welche Gebiete man erkunden möchte, wie hoch das Expeditionsbudget sein soll, mit dem die ersten zwei Einheiten finanziert werden, und eventuell auch die Verstärkung, falls man sich damit schwer tut Gold zu finden und man plötzlich auf Widerstand in dem Areal trifft. Auch das Bunkerbaukapital muss festgelegt werden.

Bunkerbau ist einer der wichtigsten Aspekte im Spiel. In jedem Gebiet, sofern man es einzunehmen schafft, sollte man einen Bunker errichten, der das Gehirn schützt, denn falls dieses zerstört wird, verliert man ein Gehirn und das eroberte Gelände. Für den Bau eines Bunkers lassen sich viele vorgegebene Teile benutzen. Was man jedoch aus diesen Teilen macht, ist einem komplett selbst überlassen. Einen wirklich sinnvollen und schwer einnehmbaren Bunker zu entwerfen ist nicht wirklich leicht, weshalb man sich auch auf die Auto-Bau-Funktion verlassen kann.
Sobald man dann in den Kampf übergeht, wechselt man zur vorher erwähnten Sidescroller-Ansicht, in der man die meiste Zeit des Spiels verbringt. Hier kann man nun einzeln seine Einheiten auswählen, denen AI-Befehle wie "patroullieren" geben, Gold abbauen oder man macht alles manuell. So kann man mit einem riesigen Arsenal seine Gegner auf feinste Art, über Stunden hinweg, dezimieren.
Falls man keine Lust auf das ganze Macro-Management hat, kann in "Scenario Battles" verschiedene Spielmodi wie Massacre, Capture the Chip, Brain vs Brain etc. spielen.

Headshot!

Aber all das, was ich bisher beschrieben habe, ist vollkommen irrelevant. Die Steuerung in dem Spiel ist einfach abartig schlecht, die lange Eingewöhnung erfordert, und der Spielfluss ist relativ träge und lahm. Aber auch das ist irrelevant. Der Grund, weshalb man Cortex Command spielen sollte, ist einfach der ganze verrückte Scheiß, der einem passieren kann!
Ich möchte euch zwei kleine Anekdoten erzählen, die mir in diesem Spiel passierten.
Als ich eine neue Partie der Kampagne angefangen habe, entschied ich mich für ein Gelände und schickte ganz gelassen mein Gehirn und ein kleines Turret hin, um die Lage zu überprüfen. Die Einheiten werden immer von einer Rakete angeliefert, so auch in diesem Fall. Ganz normal landete diese, setzte meine beiden Akteure aus und hob wieder ab. Kein großes Ding. Kurz bevor die Rakete den Bildschirm verlassen konnte, prallten mehrere kleine Raketen gegnerischer Abstammung gegen die Seite meines Lieferanten. Das arme Ding kam vom Kurs ab, verlor die Kontrolle und fiel genau auf mein Gehirn und mein Turret... Und explodierte anschließend, was in einem Game Over für mich resultierte. Selten habe ich so hart gelacht, doch die nächste Geschichte zeigt, dass es noch schlimmer kommen kann.


Bei Skirmish Defense habe ich ganz natürlich mit der Konstruktion eines Bunkers begonnen, logisch. Ich werkelte daran und schaute überall nach Schwachstellen und irgendwie kam mir der Bunker gegen einen Angriff von oben irgendwie unsicher vor. Deshalb platzierte ich etwa drei Meter über der Decke Cluster-Bomben in der Erde. Wenn dann der Gegner versuchen würde sich durchzugraben, würde er die Bomben detonieren und seine Einheiten verlieren. So war jedenfalls der Plan. Jener Plan scheiterte jedoch ziemlich hart, als nur ein gegnerischer Soldat auf eine Bombe traf, diese detonierte und eine Kettenreaktion auslöste, weil die Bomben zu nah beieinander waren. Da sich die Bomben dann in viele kleine Sprengladungen spalteten, erzeugte ich eine so riesige Explosion, dass der Großteil meines Bunkers in Schutt und Asche lag und meine Truppen zu rotem Matsch verarbeitet wurden.
Die meisten waren nicht mal mehr als Menschen zu beschreiben, dem Rest fehlten entweder Arme oder Beine und so lagen sie da und verbluteten. Die, die keine Arme hatten, wurden relativ flott von dem Gegner exekutiert, doch ein tapferer Soldat lag noch ohne Beine vor dem Eingang in den Raum mit dem Gehirn. Dieser Typ legte etwa 15 Gegner, schnappte sich einen Digger, schaffte es etwa 500 Gold zu sammeln, um Verstärkung anzufordern... Die im Endeffekt wenige Meter über ihm crashte und ihm die letzte Hoffnung an Rettung nahm, da der Medic-Bot mit in dem Transporter starb. Somit verblutete der arme, kleine, jedoch tapfere Soldat tief in der Goldgrube, während das Gehirn von dem Gegner zerstört wurde.

Wie man sieht, ist Cortex Command absolut absurd und verrückt. Es ist wegen der Steuerung anfangs fast unspielbar, doch genau deswegen entstehen die meisten lustigen Szenarios. Es ist schwer das Spiel für volle 20€ zu empfehlen; wenn ihr es jedoch irgendwie billiger ergattern könnt, sollte euch nichts von diesem Spaß-Feuerwerk abhalten! Denn man muss auch anmerken, dass das Spiel an einem Rechner lokal im Splitscreen spielbar ist und was ist schon besser als absolutes Chaos, Zerstörung und massive Fails mit seinen besten Freunden?

Bis dahin,
Undead

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