Nachdem uns Dini weggelaufen war, dachten wir, wir könnten nie wieder lieben. Wie jede Woche traf sich die Redaktion auch vorletzten Donnerstag bei Kerzenschein im Weinkeller und wir redeten über unsere Gefühle. "Es wird nie wieder so sein wie vorher", sagte Benni. "Das ist das Ende", schluchzte Haris. Jozu seufzte: "Der Freitag ist wieder unbesetzt..." Es war schon spät geworden. Die Kerzen waren heruntergebrannt. Die von Tränen der Verzweiflung benetzten Wangen waren getrocknet und Ruhe kehrte ein. Das schummrige Licht warf unsere kargen Schatten an im Dunkeln verschwindende Regale. Ich wollte gerade mein Kuschelrock-Tape aus dem Redaktions-Rekorder nehmen, als ich ein Kratzen hinter der Wand vernahm.

Ich dachte erst, ich bildete es mir ein, aber die anderen hatten es auch gehört. Wir spitzten die Ohren, aber das beginnende "Only You" überdeckte unsere Wahrnehmung. Benni bewegte lautlos die Lippen zum Text. Ich überwand mich, die Stopp-Taste zu drücken. Stille kehrte ein. Benni warf mir einen giftigen Blick zu, doch dieser verwandelte sich in eine Miene des Entsetzens, als erneut ein Kratzen zu hören war. "Sind das Ratten?" fragte Haris. "Könnte sein", meinte Jozu. "Ich habe hier noch nie Ratten gesehen", sagte ich. Benni wollte gerade etwas einwenden, doch er hielt sofort inne, als wir das Stöhnen vernahmen. Ein grauenhaftes Stöhnen. Fast unmenschlich. Es schien ewig zu dauern und fror uns an Ort und Stelle fest. Und es kam aus der Wand.
Benni erhielt, wohl durch seine jahrzehntelange Survival-Horror-Erfahrung, die Initiative und befreite sich als erster aus der Lähmung. Doch der Irrsinn glitzerte in seinen Augen. Wir wollten fragen, was er tun wollte, als er plötzlich nach dem am Eingang lehnenden Vorschlaghammer griff. Aber wir konnten nicht. Wir wollten ihn aufhalten, als er zur Wand torkelte, aus der das Stöhnen kam. Aber wir konnten nicht. Wir wollten schreien, als er ausholte. Aber wir konnten nicht. Benni schlug zu. Er zerschmetterte Stein und Mörtel. Offensichtlich haben wir für diese Pfuscharbeit viel zu viel bezahlt. Doch der Schreck verlieh uns Flügel: Wir konnten uns wieder bewegen. Wie ein Mann stürzten wir uns auf unseren Kollegen und zerrten ihn von dem klaffenden Loch weg. Er hat zwar keine Trägersäulen getroffen, doch unsere Instinkte sagten uns, dass hier jeden Moment alles einstürzen würde. Was wirklich geschah, war, dass ein armselig wirkendes, langhaariges Männchen im Blaumann aus dem Staub über den Schutt trat, uns kurz mit einem Blick, der irgendwo zwischen Verwirrung und Dankbarkeit einzuordnen war, ansah und dann zusammenbrach.

Wie sich herausstellte, war der Mann beim Bau des DPad-Towers mit dem Hochziehen des Fundaments beschäftigt, als ihn seine Kollegen aufgrund eines praktischen Scherzes einmauerten. "Das machen wir immer so", lachte der Mann, der sich als Undead vorstellte, auf einer Behelfs-Liege. "Aber normalerweise nur mit Neulingen. Die haben mich richtig rangekriegt!" Er meinte, er hätte solange überlebt, weil er sich von dem Ungeziefer im Keller ernährt hat. Er wollte danach eigentlich zu seiner Firma zurück, aber ich drückte ihn wieder beherzt auf die Pritsche. "Moment", meinte ich. "Beim Kellerbau habt ihr uns total beschissen." Benni sagte: "Irgendjemand muss das entschädigen." Jozu stimmte zu: "Und das werden nicht wir sein."
Undead war eingeschüchtert. "Aber..." begann er. "Ich bin doch inzwischen schon bestimmt für tot erklärt und enteignet." Haris rieb sich die Hände. "Prima", sagte er. "Dann bist du halt jetzt unser Eigentum." Ich war noch nicht überzeugt. Ich wandte mich an Undead: "Sag mal... Kannst du schreiben?" Undead wirkte entsetzt. "Ich? Nein, kein bisschen!" "Wir auch nicht!" jubelte Benni. Ich gab Undead die Hand. "Willkommen an Bord!" Wir entkorkten den Wein.

Tja, wie ihr mitbekommen habt, haben wir einen neuen Redakteur! Daniel Fink alias Undead heißt unser Frischfleisch, das nun eine Weile weichgeklopft wird, bevor es für den vollständigen Verzehr genießbar ist. Herzlich willkommen! Und neben der Aufsicht der Renovationsarbeiten im Untergeschoss waren wir auch nicht untätig. Das haben wir letzten Monat verbrochen:

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Rian