Sound Shapes

(Artikel)
Benjamin Strobel, 06. September 2012

Sound Shapes

Level entwerfen, Musik-Plattforming erleben

Was haben grüne, sprießende Blätter und fiese Selbstschussanlagen gemeinsam? Sie machen Töne und bewegen sich im Takt bei Sound Shapes! Die reine Präsentation eines Bildes kann dem aktuellen PS-Vita-Titel nicht gerecht werden: was auf den ersten Blick wie ein normaler Plattformer aussieht, entfaltet seine Magie, wenn man den Sound aufdreht. Alles in Sound Shapes macht Geräusche. Im Takt zur Musik und bei Berührung mit dem Spieler. Licht aus, Spot an, Artikel... Go!

Wie man schon an Bildern sehen kann, ist Sound Shapes bunt, farbenfroh und manchmal etwas abgedreht. Dabei ist das Grundprinzip ein simpler Plattformer: Ihr steuert einen kleinen Blob durch die Level, indem ihr ihn lauft und springt. Die Basis wird nur durch ein einziges Element erweitert: ihr könnt durch Tastendruck den Zustand eures Blobs ändern. Für gewöhnlich haftet er an den meisten Objekten und kann vom Prinzip her problemlos Wände hoch an Decken entlang rollen. Gibt man diese Fähigkeit auf, kann man sich dafür schneller bewegen, was für so manchen Anlauf zum Sprung überlebenswichtig ist. Gleichzeitig sollte man aber nicht vergessen, die Taste wieder loszulassen, wenn man sicher an der nächsten Wand haften möchte. Wer das verstanden hat, weiß wie man Sound Shapes spielt.

Das Spiel wird aber erst dann so richtig zum Leben erweckt, wenn man tief in ein Level eintaucht. In der Regel fängt es ganz ruhig an und man vernimmt kaum etwas. Überall im Level sind dafür Noten versteckt, die man einsammeln und damit ihren Ton aktivieren kann. Das macht man nicht nur, weil man für den Highscore alle einsammeln möchte, sondern auch, um die musikalische Seite des Levels zum Leben zu erwecken. Mit jeder eingesammelten Note wird die Musik vollständiger und reicher bis zum kompletten Song. Von Raum zu Raum kann das Thema variieren, sodass sich nicht irgendwann alle Noten überlagern, sondern einige eben nur für bestimmte Bereiche gelten. Aber das ist noch nicht alles: die ganze Umgebung macht irgendwie Musik. Waffen schießen im Takt der Musik und schlagen so eine erhebliche Brücke von der Hintergrundmusik ins Gameplay. Plötzlich wird die Musik zum Indikator, wie man sich (geschickt) durch ein Level bewegt. Und wenn man sich ein bisschen eingespielt hat, kann der Takt der Musik einen regelrechten Flow durchs Level aufbauen.

Dass die Level den Ton angeben, zeigt sich auch in zahlreichen Spielelementen. Neben der einfachen Steuerung gibt es viel zu entdecken. So gibt es beispielsweise auch ein Vehikel, das man - je nach Level - als U-Boot oder fliegende Untertasse verstehen kann. Jedenfalls kann damit durch den Raum gleiten und Hindernissen ausweichen. Diese Stellen können als Sidescroller konstruiert sein, aber auch von oben nach unten oder umgekehrt ablaufen. Die verschiedenen Stages sind extrem abwechslungsreich und kreativ gestaltet. So sind Gruppen von Leveln zu Alben zusammengefasst. Jedes Album bietet einen eigenen Satz an Spielelementen und einen ganz eigenen Stil. So ist das erste Album voller Blätter und organischer Elemente, spätere bieten dagegen bewegliche Plattformen, Fahrstühle und natürlich ganz verschiedene Feinde. Und selbst die sind manchmal mehr als nur Viecher, die einem nur im Weg stehen. Einige können als Sprungbrett oder als Fahrzeug durch ansonsten unwegsames Gelände dienen. Für alle Objekte in Sound Shapes gibt es dann noch eine einfache Regel: rot macht tot! Alles andere ist okay. Kommt man mit roten Objekten in Berührung, ist man auch direkt dahin. Das Spiel ist aber so fair, in regelmäßigen Abständen Checkpoints zu platzieren, von denen aus man sofort neustarten kann. Highscore-Jäger werden sich über die verlorene Zeit ärgern, aber wer Sound Shapes nur genießen will, wird wegen seiner Tode nicht so großen Frust erleben.

Wenn man sich einen Nachmittag vor Sound Shapes setzt, wird man in wenigen Stunden durch alle Level durch sein. Etwas kurz, könnte man meinen. Vielleicht. Aber der aufmerksame Spieler hat etwas gemerkt: mit jedem absolvierten Level hat er die neuen Elemente dieser Stage für den Editor freigespielt. Ist man also durch mit Sound Shapes, stehen einem alle Elemente des Spiels zur freien Verfügung. Und nicht nur deshalb ist der Level-Editor verdammt mächtig.

Der Editor offenbart, dass Levels in ein Raster aus rechteckigen Räumen unterteilt sind. Jeden dieser Räume kann man vollständig selbst gestalten. Hintergründe. Plattformen. Fallen. Feinde. Alles. Und das Wichtigste: die Musik! Mit neuen Levelbausteinen spielt man auch Instrumente frei, deren Töne man als Noten platzieren kann. Gleichzeitig hat man auch Kontrolle über den Takt und kann sogar einige Objekte manuell "programmieren", sodass die Selbstschussanlage vielleicht dreimal kurz, dann dreimal lang und wieder dreimal kurz schießt. Oder, weil das irgendwie keinen Sinn macht, konfiguriert man sie anders passend oder unpassend zum Takt. Einziges Limit ist die Anzahl von Objekten pro Raum. Beliebig viele Elemente würden die Rechenleistung womöglich überfordern, daher ist irgendwo Schluss. Bis ich das Limit gefunden hatte, war der Bildschirm aber schon ziemlich zugekleistert - ich denke also nicht, dass es ein echtes Problem ist.

Aber kreatives Levelbauen wäre nur halb so spannend, wenn man seine eigene Stage niemandem zeigen könnte. Glücklicherweise ist das in Sound Shapes kein Problem: eigene Level können jederzeit veröffentlicht werden und stehen der Community zur Verfügung. Gleichzeitig kann man auf einen riesigen Pool von selbstgestalteten Levels zugreifen. Mario. Zelda. Halo. God of War. Ihr werdet alles finden! Und noch viel, viel mehr. Dinge, die ihr euch vorstellen könnt und auch solche, die man lieber nicht gesehen hätte. Natürlich gibt es Gute und Schlechtes, aber letztlich hat man so ständig neuen Content, der völlig kostenlos ist. Und wenn man mitbekommt, dass ein Bastler immer wieder gute Arbeit abliefert, kann man ihn zu seinen Favoriten hinzufügen und bekommt das Neueste immer mit.

Sound Shapes ist großartig. Es ist ein simples Spiel, das durch seine offene, kreative Art unzählige Möglichkeiten eröffnet. Der Casual-Spieler kann es genießen, der Core-Gamer kann (auch in Community-Levels) um einen Platz in der Rangliste kämpfen. Die immer neuen Levels der aktiven Community expandieren Sound Shapes bis jetzt grenzenlos und bieten immer wieder einen Grund, zurückzukehren. Nex

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23. April 2024 um 22:49 Uhr
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