Left 4 Resi

(Artikel)
Benjamin Strobel, 15. April 2012

Left 4 Resi

Resident Evil: Operation Raccoon City

Als Resident Evil: Operation Raccoon City als Online-Multiplayer-Spiel angekündigt wurde, dachte man sich: "Oh... ob das gut geht?" Resident Evil war stets für seine Rätsel, den Horror und späterhin auch für seine Zombie-Action bekannt. In einer Sparte jedoch hatte der Name nie etwas verloren: Mehrspieler. Operation Raccoon City soll genau das ändern. Aber nicht Capcom selbst, sondern Slant Six Games haben hier die Feder für den Third-Person-Shooter geschwungen. Bleibt nur die Frage: Ist es ein Fest oder der pure Horror?

"Habt ihr Bock auf Zombies?" - "Nö." - "Wir müssen aber!" - "Okay..."

Operation: Raccoon City ist keine Fortsetzung in der Hauptreihe von Resident Evil! Die Main-Storyline wird noch 2012 mit Resident Evil 6 fortgesetzt.
Im Fokus steht für diesen Titel ganz klar der Koop-Modus für bis zu vier Personen. Operation Raccoon City schickt den Spieler zurück ins Jahr 1988 (wir erinnern uns an Resident Evil 2): Schwere Zeiten im Resi-Universum. Umbrellas T-Virus greift um sich und verwandelt Menschen in Zombies - es kommt zum Ausbruch einer Seuche. Als einer von sechs Spezialkämpfern des Sicherheitsdienstes von Umbrella soll man ein bisschen Ordnung nach Raccoon City und Blei in Zombieköpfe bringen. Klingt im ersten Moment ganz nach Left 4 Dead in einer Resident-Evil-Geschichte, aber ein bisschen anders ist es schon.
Was mit menschlichen Spielern sehr gut klappt, wird zum Fiasko mit computergesteuerten Mitspielern. Ohne Kollegen lässt sich die Kampagne nicht spielen, auf die Hilfe der CPU könnte man aber auch verzichten. Sie landen zwar den ein oder anderen Abschuss, bewegen sich aber völlig orientierungslos über die Karte, bleiben irgendwo hängen, sterben oder werden zu Zombies. Dass Spieler zu Zombies werden, wenn sie nach Infektion nicht schnell mit einem Gegenmittel behandelt werden, ist wirklich ein sehr schönes Feature - leider macht es einem aber vielfach klar, wie dumm die KI des Spiels doch ist. Ansonsten bietet das Spiel schnelle Feuergefechte und Deckungskämpfe anstatt von gruseliger Stimmung und Rätseleinlagen. Der gewohnte Resi-Fan ist hier denkbar schlecht aufgehoben. Der Titel richtet sich mit deutlicher Tendenz eher an die übrigen Shooter-Spieler, die nichts gegen Zombies oder Resident Evil haben.

"Hinter dir, ein Zombie!"

Die Story steht eher im Hintergrund vor der Kulisse eines Teamspiels. Die verschiedenen Charaktere gehören je einer anderen Klasse an, die allesamt unterschiedliche Fähigkeiten, Vor- und Nachteile haben. Der Soldat kann sich mit Schutzweste zusätzliche Energie verschaffen und mit einem Spezial-Skill sogar zum Super-Soldaten werden, der erhöhte Feuerkraft besitzt und gleichzeitig mehr aushält. Der Sprengmeister kann verschiedenste Minen platzieren und Stealthkämpfer können sich lautlos und schnell bewegen oder dank Camouflage völlig unsichtbar werden. Die Diversität ist groß und das Handling der Charaktere sehr unterschiedlich. Und das braucht man auch, wenn man als Team bestehen möchte, denn Einzelaktionen werden meistens mit dem Tod bestraft. Auf der Kehrseite jedoch muss man sich die Fähigkeiten und Waffen erst durch Erfahrungspunkte dazuverdienen, sodass sie sich zu Beginn eigentlich noch nicht unterscheiden. Aber die Idee mit Erfahrungspunkten Skills dazu zu kaufen ist wiederum schon sehr cool und bis man alle Klassen vollständig aufgewertet hat, geht viel Zeit ins Land. Hier haben die Entwickler definitiv einen netten Wiederspielwert versteckt. Die Geschichte dagegen lädt kaum zu einer neuen Runde ein.

Der maue Kampagnen-Modus und die lächerliche KI sind leider nicht die einzigen schwächen des Shooters. Ich würde mir ungern den Quellcode ansehen, denn ich vermute hier das pure Chaos. Das schließe ich indirekt aus den zahlreichen Bugs, die nicht nur ab und zu, sondern gehäuft auftreten. Einmal ist eine Spiel-Session bei mir dermaßen kaputt gewesen, dass ich mir die verschiedenen Bugs auf eine Liste schreiben musste, um keinen zu vergessen. Diese Liste findet ihr in der nachstehenden Box.

Eine Runde Operation Raccoon City, vier Spieler, neun Bugs
1) Beim Zielen mit der Schultertaste wird das Bild verschwommen
2) Die Munition reduziert sich nach dem Spawnen um die Hälfte
3) Neue Munition kann nicht aufgenommen werden
4) Obwohl Granaten im Inventar sind, kann man sie nicht werfen
5) Ich bin permanent infiziert, kann aber nicht geheilt werden
6) Von Zombie-Angriffen kann man sich nicht mehr befreien
7) Die Energie-Anzeige vermindert sich nicht mehr sichtbar
8) Tode/Kills werden nicht mehr gezählt
9) Und weil das ja nicht reicht: der Ton ist weg

Der Titel wird jedoch dadurch gerettet, dass er im Mehrspieler-Modus sehr viel Spaß macht. Das gilt nicht nur für die Kampagne, welche ohne KI-gesteuerte Spieler sehr unterhaltsam ist, sondern auch für den Versus-Modus. Auch hier verdient man sich natürlich Punkte und kann seine Klassen benutzen. Man muss bei der Auswahl jedoch schnell sein, da jede Klasse pro Team nur einmal vergeben werden kann - wer zuletzt kommt, muss nehmen, was übrig bleibt (was fast immer auch der Medic ist; die armen Kerle haben es wirklich schwer in der Spielewelt). Dann geht es vier gegen vier im Deathmatch oder einem der drei taktischen Modi. Der Biohazard-Modus ist Capture the Flag unter anderem Namen, während der Heroes-Modus sehr stark an Guardian aus Gears of War erinnert. Die Spieler schlüpfen in die Haut von bekannten Resi-Charakteren wie Chris Redfield und treten im Deathmatch gegeneinander an. Ein Held ist zwar stärker, einmal tot kann er aber nicht zurückkommen. Stattdessen muss der Spieler einen "normalen" Charakter wählen und die übrigen Helden beschützen. Hat ein Team keinen Helden mehr, so gewinnt die andere Seite. Recht unterhaltsam ist auch der Survivor-Modus, bei dem die Spieler durch einen Heli abgeholt werden sollen - es gibt jedoch nur vier Plätze für die acht Spieler. Um zu gewinnen müssen die Teams so zusammenarbeiten, dass die Mehrzahl der eigenen Spieler einen Platz bekommt.

"Shit, warum hast du auf das Fass geschossen?" - "Ich musste. Es war rot."

Ko-Op- und Versus-Modus können nur online gespielt werden, System Link und Splitscreen werden nicht unterstützt.
Was Operation Raccoon City von anderen Shootern unterscheidet, ist die Anwesenheit von Zombies. Als dritte Partei und ständige Bedrohung schwirren sie über die Maps und können oftmals ziemlich nerven. Will man fliehen, so stehen sie im Weg, und befindet man sich gerade im Gefecht, so kann es sein, dass man hinterrücks von einem Untoten gepackt und festgehalten wird. So wird man schnell ein gefundenes Fressen für die Gegenspieler. Besonders fies ist es, wenn man durch eine Verletzung zu bluten beginnt. Das zieht die Zombies in Scharen an, sodass man schnell überrannt und getötet wird. In diesem Zuge möchte ich auch kurz den Nahkampf erwähnen, der gerade im Versus-Modus sehr wichtig ist. Drückt man die Nahkampf-Taste im Rennen, so kann man Feinde umrempeln. Das gilt nicht nur für im Weg stehende Zombies, sondern auch menschliche Gegenspieler. Geht ein Spieler zu Boden, so muss er sich erst aufrappeln oder von einem Teamkollegen hochgezogen werden. In dieser Zeit ist man natürlich verwundbar und kann ohne Gegenwehr abgeschossen werden. Einmal mehr zeigt das Spiel hier, dass es Teamplay fordert und Alleingänge nicht anzuraten sind.

Das Spielen von Operation Raccoon City war für mich das reinste Lost Planet 2-Déjà-vu. Ein Capcom-Titel, der unter dem Multiplayer-Stern geboren ist und im Singleplayer unspielbar wird. Und wie Lost Planet 2 gelingt es dem Spiel, zusammen mit anderen Spielern sehr spaßig zu werden. So ist Operation Raccoon definitiv nur etwas für Menschen mit Freunden. Noch mehr als Lost Planet 2 leidet dieses Resi-Spiel leider fürchterlich an Bugs und anderen Krankheiten, sodass man nur hoffen kann, dass ein Patch das Chaos richten wird. Bis dahin ist eine Empfehlung schwierig - solltet ihr aber gerne im Ko-Op spielen, werft mal einen Blick darauf! Nex

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