Age of Wulin

(Artikel)
Rian Voß, 25. August 2011

Age of Wulin

Hidden Treasure, Spawning Mob

Chinesische Martial-Arts-Filme haben seit House of Flying Daggers null Präsenz im Kino. Warum eigentlich? Gegen Gekämpfe, eine schöne Geschichte und Drahtseilkunst ist doch an sich nichts einzuwenden. Das zeigte sich auch spontan in den momentan an die zehn Millionen Pre-Registrations zu Snail Games Age of Wulin, wo man sich durch ein mittelalter-mystisches China kämpft.


Age of Wulin spielt im Wuxia-Zeitalter. Warum dann nicht Age of Wuxia? Fragt mich was Leichteres. Auf jeden Fall durften wir eine schöne Stadt sehen, die wohl tatsächlich so oder so ähnlich mal ausgesehen hat - und rein zufälligerweise der Standort von Snail Game ist. Die Gebäude scheinen architektonisch korrekt zu sein und man findet an allen Ecken und Enden Gegenstände, wie etwa einen Shougi-Tisch (japanisches Schach), die einem mit dem richtigen Feeling für Details versorgen wollen. So weit weg von der Echtheit eines vergangenen China wollen die Entwickler dann auch gar nicht, denn während die Spielercharaktere zwar im Verlauf ihrer Abenteuer so tolle Kunststücke lernen wie Übers-Wasser-Laufen, Die-Wände-Hochlaufen oder das durch Tiger & Dragon populär gemacht Durch-die-Luft-Fliegen, so wird man doch im Spielverlauf nicht auf Dämonen, abgefahrene Monster oder so einen Krimskrams treffen. Mystisch, ja. Apokalyptisch, nein.
Ich denke, dieses Mantra spiegelt sich auch sehr gut im Spielalltag von Age of Wulin wider: da geht alles etwas langsamer. Zwar wollen die Spielercharaktere sich natürlich einen Namen in der Welt machen und zahllose Abenteuer in den 27 Regionen mit rund 120km² bestreiten, allerdings muss man auch manchmal einfach ein bisschen jobben, mit NPCs sprechen oder einen Attentäter über Dächer verfolgen. Letzteres kann häufiger mal passieren, denn man kann sich insgesamt insgesamt acht Schulen anschließen, bei denen man zwar Fähigkeiten lernt, aber die natürlich immer in Konkurrenz mit den anderen Schulen stehen. "Och nö, ich habe keinen Bock auf Konflikte", sagt dann einer. Tja, Pech. In Age of Wulin gibt es nämlich weder Klassen noch Level, also wird der Charakterfortschritt allein durch den Fertigkeitenzuwachs gemessen, und den holt man sich natürlich am besten bei Lehrern ab. Aber wie das bei wahren Kung-Fu-Legenden so ist, könnt ihr auch irgendwann eine Schule verlassen und zur nächsten tigern, wobei ihr das meiste eures alten Wissen behalten dürft. Es kommt aber recht selten vor, dass die ausschließlich männlichen Shaolin mal weibliche Applikanten zulassen, also habt ihr doch nicht nur überall freien Eintritt.
Wenn ihr dann aber einer Schule joint, dann kann folgendes passieren: am hellichten Tag werdet ihr von einem Schüler einer anderen Institution angegriffen. Ein Mitschüler sieht das und hilft euch, der Angreifer beginnt zu fliehen, indem er Häuserwände hinaufrennt. Lasst ihr euch das gefallen? Natürlich nicht! Also hinterher, über Dachziegel sprinten, beeindruckende Distanzen in der Luft hinterlassen und dann ordentlich dem Schergen auf's Maul geben!

Da die Snail Game-Entwickler aber auch schon offensichtlich seit längerer Zeit MMOs spielen, kennen sie den Feind und versuchen ihn nun zu bekämpfen: GameFAQs! Man soll schließlich nicht seinen Charakter nach Universal-Rezeptur hochzüchten, sondern auch ein bisschen was mit ihm erleben - deswegen gibt es die besten Skills im Spiel nur, wenn man NPCs beeindruckt und für sie personalisierte Quests erledigt. Was für Quests das sind und wie man NPCs rumkriegt, ist dabei von Person zu Person und Spieler zu Spieler verschieden. Manche stehen auf eure Kleidung, andere mögen vielleicht euren Job. Aber das Coole ist, dass sich manche NPCs untereinander dynamisch kennen, also kann es sein, dass, wenn ihr einem NPC einen Gefallen tut, dieser von euch rumerzählt und euch irgendwann auch mal andere Leute anhalten. Wie der Quest dann verläuft, hängt ganz von euren bisherigen Taten ab. Manchmal kann es eine Falle sein.
Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie sie es hinkriegen wollen, dass nicht doch wieder alle Leute zum Großteil vor einer "Wie mache ich mir den besten Paladin"-Anleitung hocken, aber ich will mal nicht skeptisch sein.


Wenn man doch mal wieder im Kampf ist, dann setzt sich vor allem gegen menschliche spieler ein Stein-Schere-Papier-Prinzip durch, will heißen, dass es normale Angriffe gibt, welche mit Täuschung und blockende. Jede Angriffsart ist gegen eine andere besser und bei aneinandergereihter Ausführung erfolgreicher Attacken wird ein Kombo-Bonus ausgelöst, der die Angriffe stärker macht. Also nicht nur rhythmisch die übliche Tastenkombination aus der Schnellleiste abspielen, sondern wirklich aufpassen!
Fängt man an, sich zur Crème de la Crème hochzuboxen, dann kann man irgendwann den Schulleiter herausfordern - und die Schule übernehmen. Das ist ein bisschen wie bei Archlord, nur dass man nicht Herrscher der Welt wird, sondern Herrscher eines Achtels der Welt.

Und hier setzt der Lobbyismus ein. Natürlich gibt es in Age of Wulin auch Gilden und selbstverständlich wäre es ihnen lieber, wenn ein Mitglied IHRER Gilde die Leitung einer Schule übernimmt. Das ist Prestige hoch zehn! Wenn die Server noch frisch sind, werden sich die Gilden einfach eines der über zwanzig Gebäude kaufen können, um es zu ihrem Hoheitssitz zu machen - später muss eine aufsteigende Gilde aber mit Gewalt ein Schloss von anderen Spielern rauben. Die Karten und Server sind auf Schlachten mit bis zu 500 Spielern ausgelegt, das ergibt ein riesiges Gefetze; welches sich auch lohnt, denn in der Gildenburg befinden sich viele Gebäude mit Funktionen, die eine unendliche Anzahl an Vorteilen geben, etwa hochlevelige Waffenschmiede.

Aber man muss ja nicht immer Action. Verfolgungsjagden über Dächer, Gildenkriege, Kung-Fu-Schulleiter? Pfff. Manchmal braucht man's ruhig und da kommen die Jobs ins Spiel. Neben den üblichen Verdächtigen gibt es auch noch so interessante Berufe wie Giftmischer oder Musiker, welche alle mit ihren eigenen Minigames verknüpft sind und sogar im Kampf Boni bringen. Wenn man etwa professioneller Go-Spieler wird, bekommt man Strategie-Fähigkeiten und kann auf einzigartige Aktionen in Gildenschlachten zugreifen.
Aber ja, man kann nicht immer Held sein. Auch Helden müssen mal ein bisschen Alltag erleben. Und manchmal müssen sich Helden auch ausloggen, um zur Schule oder zur Arbeit zu gehen. Normalerweise ploppt man bei MMORPGs dann einfach ins Nichts, in Age of Wulin bleibt der Charakter aber als NPC bestehen und geht zum Beispiel arbeiten oder selbst auf kleine Abenteuer. Das kann bedeuten, dass ihr nie dort die Kontrolle übernehmt, wo ihr sie aufgegeben habt. Ihr braucht aber nicht Angst zu haben, dass ihr jedes Mal, wenn ihr euch wieder einloggt, quasi "schlafwandelnd" euren ganzen guten Kram verkauft habt oder euch ständig Leute überfallen, weil ihr ein leichtes Ziel seid. Was allerdings gut passieren kann, ist dass euch jemand mit Gift betäubt und als Sklaven an ein Restaurant verschachtert, wo ihr dann natürlich in eurer physischen Abwesenheit kein Geld verdient. Gemein!
Glücklicherweise könnt ihr alles, was eurem Charakter während der NPC-Zeit passiert ist, in eurem Journal nachlesen, welches nachher eine akkurate Wiedergabe eurer ganz eigenen Geschichte darstellt. Da seht ihr dann auch, wer euch an Jabba the Hutts Harem der exotischen Freuden vertickt habt und könnt bei nächster Gelegenheit Rache nehmen.

Age of Wulin sieht aus wie eine gekonnte Abwechslung und so wie ich das mitbekommen habe, ist die ganze MMORPG-Welt anscheinend auch schon ziemlich heiß auf diesen Titel aus asiatischer Hand. Schaut ihn euch mal an. Rian

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