Jagged Alliance: Back in Action

(Artikel)
Benjamin Strobel, 18. August 2011

Jagged Alliance: Back in Action

Die neue Strategie-RPG-Simulation

Mit Jagged Alliance: Back in Action bringt Coreplay eine Neuauflage von Jagged Alliance 2 auf den PC, die mehr ist als nur ein Remake. Dem bekannten Genremix aus den 90ern wird ein neues Gewand übergeworfen, während sich am Setting nichts geändert hat: Der Inselstaat Arulco wird von einer fiesen Diktatorin annektiert. Der gestürzte Präsident heuert daraufhin den Spieler an mit dem Auftrag, die Insel zurückzuerobern. Leichter gesagt als getan.


Wie damals befindet sich der Spieler in der Rolle des Koordinators. Auf der Insel angekommen, besitzt man genau einen Flecken Land: Den Flughafen. Am
gegenüberliegenden Ende hockt die Diktatorin in ihrem Palast und wartet widerwillig darauf, dass man sie früher oder später zu packen bekommt. Durch die taktische Karte bekommt der Spieler einen schnellen und einfachen Überblick über alle Gebiete und wichtigen Orte. Squads und verbündete Orte besitzen einen Sichtkegel und decken in einem gewissen Umkreis weitere Teile der Karte auf. Das Ziel ist es nun, weitere Orte auf dem Weg zum feindlichen Palast einzunehmen und sich durch diese auch wirtschaftliche/finanzielle Vorteile zu verschaffen.
Natürlich wird die Diktatorin sich mächtig dagegen wehren und ihrerseits versuchen, wichtige Stützpunkte zurückzuerobern. Zu jeder Zeit sendet die KI Truppen aus und arbeitet kontinuierlich gegen den Spieler. Bereits eroberte Städte können bei Unaufmerksamkeit also wieder zu Feindgebiet werden. Natürlich verliert man dann auch wieder sein Sichtfeld und muss erneut Söldner ins Unbekannte schicken. Das Management der verschiedenen Squads und Stützpunkte auf der Karte stellt den strategischen Teil von Jagged Alliance dar. Dazu gesellen sich noch drei weitere Aspekte: Taktik im Kampf, Simulation der Wirtschaft und RPG-Elemente bei der Erkundung des Inselstaats.


Während der Entwicklerpräsentation bei bitComposer wurden die Wirtschaftsaspekte weitgehend ausgespart. Nur so viel: Verschiedene Orte bringend auch unterschiedliche Vorteile und Ressourcen, sodass man sich neue Ausrüstung und mehr Söldner leisten kann. Das wird aber nicht in Micromanagement ausarten, sondern eher schlicht gehalten.

Die RPG-Elemente sind in Jagged Alliance subtil eingeflochten, nehmen aber auch eine wichtige Rolle ein. Zum einen gibt es ein optionales Quest-System. Hier gibt es Aufträge, in denen man Erkunden, Erobern oder jemanden ausschalten muss. Die aus dem Original bereits bekannten Charaktere werden sich auch in dieser neuen Fassung wiederfinden. Allerdings nicht an denselben Stellen, sondern in neuen Situationen. Die Persönlichkeit und Geschichte der Figuren bleibt aber erhalten. Dies ist ein guter Kompromiss, um alten Spielern gerecht zu werden und gleichzeitig eine neue Spielerfahrung zu liefern.
Zum anderen hat man die Möglichkeit, Söldner anzuheuern, die verschiedene Eigenschaften, das heißt Stärken und Schwächen, besitzen. Zudem haben sie auch eine eigene Persönlichkeit und verstehen sich mit einigen anderen sehr gut oder überhaupt nicht. Sie fügen an einigen Stellen auch individuelle Dialoge hinzu. Es kann also passieren, dass sie einen anderen Söldner im Team gar nicht mögen und sich deshalb auch weigern selbst für gute Bezahlung beizutreten.
Die Auswahl der Söldner ist sehr wichtig, da sie unterschiedliche Stats besitzen. So kann es für manche Einsätze wichtig sein, leise und im Verdeckten zu arbeiten. Große Reichweiten, auch Wurfreichweiten, können da vorteilhaft sein. An anderen Stellen ist womöglich eher Feuerkraft oder Agilität gefragt, auch das findet sich in den Statistiken wieder. Darüber hinaus wird es über 50 verschiedene Waffen geben und natürlich verschiedene Granaten (Smoke, Stun, etc.). Auch hier kann das richtige Equipment entscheidend sein.


Im Kampf selbst zeigt das Spiel eine ganz neue Facette. Während man auf der strategischen Karte die groben Schritte seiner Squads plant, geht es hier richtig ins Detail. Betritt ein Squad einen Bereich, in dem sich feindliche Truppen befinden, wechselt das Spiel auf die isometrische 3D-Ansicht der Weltkarte. Dies passiert, bevor man von den Feinden entdeckt wird, sodass man seine nächsten Tätigkeiten vorsichtig planen kann. Eigentlich passiert das Ganze in Echtzeit, also als würdet ihr Truppen in C&C kommandieren. Mit einem geschickten Trick verwandelt sich Jagged Alliance aber teilweise in Rundenstrategie und wird damit den Wurzeln seiner Urväter gerecht. Die Zeit kann mittels er Leertaste jederzeit pausiert werden, um den Planungsmodus zu aktivieren. Ganz genau wie in Frozen Synapse kann man einzelne Bewegungen, Aktionen und Angriffe exakt timen und nacheinander durchführen lassen. Hat man alle seine Aktionen geplant, setzte per Leertaste die Zeit wieder in Bewegung. Ein paar wichtige Dinge muss man aber beachten: Feinde, die nicht in Sichtweite der Squadmitglieder sind, werden auf der Karte noch nicht angezeigt. Es kann also sein, dass man um eine scheinbar sichere Ecke rennt und dann im Hinterhalt abgeschossen wird. Es empfiehlt sich daher, das Gebiet eher vorsichtig und schrittweise abzustecken, bevor man zum großen Schlag ansetzt. Sehr interessant ist auch die Möglichkeit, dass man Befehle an verschiedene Squadmitglieder zeitlich synchronisieren kann, um beispielsweise mehrere Ziele simultan auszuschalten.


Je mehr ich von Jagged Alliance gesehen hatte, desto mehr Lust hat es mir auf das Spiel gemacht. Ich mochte schon Frozen Synapse, hatte dort aber keine Langzeitmotivation und hörte recht bald wieder auf. Eingebettet in eine Geschichte und einen größeren Kontext, wird das Kampfssystem sicher noch mehr Freude bereiten. Das Multi-Genre-Talent überzeugt natürlich auch durch seine Vielfalt und verspricht Langeweile gut in Schach zu halten. Mit 30 bis 60 Stunden Spielzeit für den ersten Durchlauf gibt es wirklich viel zu tun. Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf mehr und muss es mir zum Release im ersten Quartal 2012 unbedingt genauer ansehen. Nex

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